Der Herbst hat die Zahlen bei den Atemwegsinfektionen in die Höhe schnellen lassen, die Arztpraxen füllen sich. Für Anfang Oktober mag die Welle ungewöhnlich früh und heftig erscheinen. Aber ist das wirklich so?
Kaum eine Familie, die derzeit nicht von Krankheitsfällen betroffen ist – vom Kleinkind bis zum Senior. Eva Winter vom Gesundheitsamt der Stadt Graz und der steirische ÖGK-Chef Josef Harb klären auf.
1. Sind die Krankenstands-Zahlen heuer höher als üblich?
Die Fälle sind im Steigen, aber es läuft noch nicht aus dem Ruder. Die Tendenz entspricht der Jahreszeit, der genaue Zeitpunkt des Anstiegs ist nicht jedes Jahr gleich, sagt ÖGK-Chef Harb.
2. Hat die Welle schon Auswirkungen auf die Spitäler?
Covid ist sehr wohl zu spüren, von Influenza merke man noch gar nichts, auch andere Atemwegsinfekte seien „nicht aufregend“, meint Eva Winter. Sie ortet einen kontinuierlichen Anstieg, man sei aber weit entfernt von einer prekären Lage. Insgesamt ist sie „vorsichtig optimistisch“.
3. Welche Rückmeldungen gibt es von den Ärzten?
Die Mediziner sehen die Situation laut Harb großteils pragmatisch. „Das hebt sie nicht aus den Angeln“, Katastrophenstimmung sei bisher nicht wahrzunehmen. „Die Welle wird zurückgehen und es wird die nächste kommen, das beunruhigt uns noch nicht“, meint Harb lapidar.
4. Wie lange hält die Covid-Welle noch an?
Winter sieht bereits Lichtblicke. Der Anstieg ist am Abflauen oder bereits gebrochen, wie aktuelle Zahlen aus dem Abwasser-Dashboard zeigen. Dieses habe zuletzt eine „veritable Welle“ ausgewiesen, nun ist die Reproduktionszahl eindeutig abnehmend. Infizierte stecken also weniger Menschen an als noch vor wenigen Tagen.
5. Ist genügend Impfstoff gegen Covid und Grippe vorhanden?
Bei den Corona-Vakzinen sind die Lager voll, hier droht kein Engpass. In Sachen Influenza schlug die Wiener Ärztekammer im September Alarm und sprach von einem Desaster. Das Problem ist laut Winter vom Tisch: Am Donnerstag hat sie die endgültige Bestätigung erhalten, dass die Dosen in der kommenden Woche eintreffen. Somit kann wie geplant ab 14. Oktober geimpft werden.
6. Welche anderen Erkrankungen sollte man derzeit im Auge behalten?
Neben Covid und Influenza ist vor allem RSV weiterhin Thema. Die Impfung ist teuer, derzeit wird sie nur den Kleinsten regulär verabreicht. Stichwort Kinder: Auch Keuchhusten dürfe man nicht auf die leichte Schulter nehmen, appelliert Winter. Die körperliche Belastung vor allem bei Kleinkindern ist groß, die Immunität nach Infektion bzw. Impfung nicht sehr stark.
7. Wie gefährlich ist das jüngst in Deutschland registrierte Marburg-Fieber?„Das gehört zu den scheußlichsten Sachen wie Ebola“, sagt Winter unverblümt. Die gute Nachricht: In Europa treten lediglich importierte Fälle auf. Mit den üblichen Hygienemaßnahmen kann man einer Ansteckung gut vorbeugen, da die Krankheit nur bei engem Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten übertragen wird.
Das Coronavirus hält sich seit seinem Auftauchen vor fast fünf Jahren an keine Regeln. Virus-Stämme und Wellen kommen und gehen, allerdings ist die Lage bei den Mutationen aktuell nicht mehr so sprunghaft wie in den ersten Jahren. Daher sind auch die Impfstoffe noch gut wirksam.
Bei der echten Grippe kann die Medizin auf jahrzehntelang gesammelte Erfahrungswerte zurückblicken. Auch heuer scheint sich das Virus an seine eigenen Regeln zu halten: Noch gibt es keinerlei Auffälligkeiten, der Höhepunkt wird wie gewohnt um den Jahreswechsel oder noch später erwartet.
Ab 14. Oktober kann man sich in der Steiermark gegen Influenza impfen lassen, der Termin steht seit dieser Woche fest. Das entspricht auch der empfohlenen Zeit Mitte bis Ende Oktober. Wer Zeit sparen will, kann sich wie gehabt gleichzeitig auch gegen das Coronavirus impfen lassen.
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