Sieben Alarmierungen binnen vier Tagen: Eine Serie an Bombendrohungen beschäftigt derzeit die Polizei. Der Aufwand ist dabei enorm, denn jedes Mal muss vom Schlimmsten ausgegangen werden. Die Polizei vermutet mittlerweile, dass es sich bei allen Fällen um denselben Täter handelt.
Graz, Linz, Salzburg, Klagenfurt, St. Pölten, Bregenz und Innsbruck – seit Tagen ist in vielen Teilen Österreichs die Polizei auf Bahnhöfen im Dauereinsatz. Das Schema ist immer das gleiche: Bei der Landespolizeidirektion des jeweiligen Bundeslandes geht eine Drohung ein, wonach Sprengsätze auf Bahnhöfen deponiert worden seien – alle wurden per Mail versandt.
Am Donnerstagnachmittag wurde der Bahnhof in Bregenz aufgrund einer Bombendrohung großräumig abgesperrt – am Abend traf es dann auch zwei Bahnhöfe in Innsbruck. Das Gelände wurde großräumig evakuiert und der Straßenverkehr umgeleitet. Der Zugverkehr wurde für die Dauer des Einsatzes unterbrochen. Es konnten allerdings keine gefährlichen Gegenstände festgestellt werden, noch am Donnerstagabend konnte an allen Bahnhöfen Entwarnung gegeben werden.
Wohl derselbe Täter am Werk
Aufgrund des Inhalts des Schreibens geht die Polizei nun davon aus, dass in allen Fällen derselbe Verfasser am Werk war, wie es von der Polizei Niederösterreich heißt. Im Falle einer Verhaftung droht dem Urheber der Drohungen eine mehrjährige Haftstrafe – dazu laufen verschränkte Ermittlungen.
Und dies aus gutem Grund: Denn die Bombendrohungen schüren nicht nur bei der Bevölkerung Angst; aufgrund der aufwendigen Polizeieinsätze ist mit Kosten im fünfstelligen Bereich zu rechnen.
Polizei warnt: Das ist kein Kavaliersdelikt
Ermittelt wird nun weitestgehend von den Landesämtern für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) in Verbindung mit der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN). Als strafrechtliche Grundlage galten vorerst gefährliche Drohung und Landzwang (Androhung von gemeingefährlichen Straftaten, Anm. d. Red.). Aus ermittlungstaktischen Gründen sind Details bisher spärlich preisgegeben worden.
Als Kavaliersdelikt können die Bombendrohungen keinesfalls angesehen werden, warnt die Landespolizeidirektion Niederösterreich. Laut Polizeisprecher Johann Baumschlager drohen dem Verfasser eine Anklage wegen gefährlicher Drohung (Strafdrohung grundsätzlich bis zu einem Jahr Haft) oder wegen Landzwang (bis zu drei Jahre Haft).
„Evakuieren jetzt alle Menschen vor Ort“
Den Beginn der Serie verzeichnete die steirische Landeshauptstadt Graz. Laut Polizeisprecher Heimo Kohlbacher traf am Montagnachmittag eine E-Mail bei der Polizei ein, wonach am Hauptbahnhof Sprengsätze hochgehen würden. „Wir wissen nicht, ob die Lage ernst ist“, sagte Kohlbacher zur „Krone“ noch am Montag. „Aber wir evakuieren jetzt großflächig alle Menschen vor Ort.“
Um 21.20 Uhr kam endlich die Entwarnung der Polizei: „Die Durchsuchung ist beendet. Es konnten keine verdächtigen oder gefährlichen Gegenstände sichergestellt werden. Die Sperren werden aufgehoben“, schrieb die Exekutive auf der Plattform X. Kurz darauf war der Zugverkehr und Zugang wieder freigegeben. Die steirische Polizei hat vorerst keine neuen Erkenntnisse zur Bombendrohung gegen den Grazer Hauptbahnhof.
Nach zwei Stunden Entwarnung in Linz
Das Versenden der Nachricht an die Polizei per Mail zog sich auch durch alle weiteren Fälle. Am Dienstagmittag wurde der Linzer Hauptbahnhof großräumig geräumt und gesperrt. Fahrgäste, die zunächst noch am Bahnhofsgelände waren, lasen auf digitalen Anzeigen die Warnung: „Alarm. Bitte verlassen Sie sofort das Gebäude.“ Nach zwei Stunden gab auch hier die Polizei Entwarnung.
Für den regen Nachmittagsverkehr hatte der Großeinsatz schwerwiegende Auswirkungen, Linzer mussten sich in der Innenstadt und vor allem rund um den Bahnhof auf erhebliche Verzögerungen einstellen.
Auswirkungen über die Landesgrenze
Am späten Mittwochnachmittag betroffen war der Hauptbahnhof Salzburg. Nach dem Mail-Eingang kurz vor 16 Uhr erfolgte eine Komplettsperre. Der Zugverkehr wurde eingestellt, was Auswirkungen über die Landesgrenze hinaus hatte.
Hunderte Pendler waren in Salzburg betroffen, Tausende in mehr als 50 Zügen aus allen Richtungen. Der Zugverkehr musste eingestellt werden. Züge, die nach Salzburg gefahren wären, blieben in Bahnhöfen stehen. Wegen der vielen Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz war während der Evakuierung auch der Busverkehr am Bahnhof behindert. Die Polizei suchte das gesamte Gelände ab, nach etwa zweieinhalb Stunden konnte man auch hier aufatmen und die Sperre aufheben.
Bombendrohung per Mail in Klagenfurt
Ebenfalls am Mittwoch geräumt wurde der Klagenfurter Hauptbahnhof, nachdem gegen 21 Uhr bei der Landespolizeidirektion Kärnten eine Drohmail eingelangt war. „Aus Sicherheitsgründen wurde, in Absprache mit dem Sicherheitskoordinator der ÖBB, die Evakuierung des Bahnhofes, wie auch die vorübergehende Einstellung des Bahnverkehrs veranlasst“, hieß es von der Polizei in Klagenfurt.
Die Bombendrohung hielt rund 30 Polizeibeamten auf Trab – mehrere Streifen und Diensthundeführer durchsuchten den Hauptbahnhof nach den angeblichen Sprengsätzen, während der Verkehr großräumig umgeleitet wurde. „Das gesamte Gelände wurde gründlich abgesucht, es wurden aber keinerlei verdächtige Gegenstände gefunden“, berichtete die Polizei.
Eine Stunde ausbleibender Zugverkehr in St. Pölten
Ähnlich die Lage am späten Mittwochabend in St. Pölten. Aufgrund der Sperre des Bahnhofs gab es für rund eine Stunde keinen Zugverkehr. Rund 50 Personen, die sich am Areal aufgehalten hatten, wurden aus dem Gefahrenbereich gebracht. Um 23.15 Uhr erfolgte wieder die Freigabe.
„Vage“ Drohung gegen Flughafen
In Niederösterreich wurde am Donnerstag bekannt, dass es am Mittwoch gegen 23 Uhr auch eine Drohung gegen den Flughafen Wien in Schwechat gegeben hatte. Diese wurde dem Airport über das Kontaktformular übermittelt.
Die Nachricht sei „sehr vage“ gewesen und habe „sehr geringe Informationen“ geboten, sagte Polizeisprecher Baumschlager auf Anfrage. Eine Anzeige erfolgte, Kriminalisten des Stadtpolizeikommandos Schwechat arbeiten an der Ausforschung des Täters. „Wir gehen aber nicht davon aus, dass von dem Absender tatsächlich eine Bedrohung ausgeht“, hielt Baumschlager fest. Ein Zusammenhang mit den Bombendrohungen gegen die Bahnhöfe werde zudem „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ ausgeschlossen.
Aufwand von mehreren Zehntausend Euro
Derartig aufwendige Polizeieinsätze sind teuer. Eine Bombendrohung kann unterschiedliche Tatbestände erfüllen, etwa den einer gefährlichen Drohung. Die Anzahl der bedrohten Personen ist dabei entscheidend: Bei einer geringeren Personenzahl liegt der Tatbestand der gefährlichen Drohung vor, der mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe geahndet werden kann.
Wird jedoch die Allgemeinheit oder eine größere Gruppe bedroht, greift der Tatbestand des Landzwangs, der mit sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft wird. Droht dabei der Tod mehrerer Menschen, kann die Strafe sogar bis zu zehn Jahre betragen.
Einsätze mit Spürhunden und Bombensuch- bzw. Entschärfungsgeräten können je nach Aufwand mehrere Zehntausend Euro kosten.
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