„Sunset Boulevard“

Götzis goes Hollywood

03.10.2024 17:25

Das Musiktheater Vorarlberg Götzis zeigt heuer das Musical „Sunset Boulevard“ von Andrew Lloyd Webber. Was das Publikum heuer zu erwarten hat:

0 Kommentare

Eine Stummfilmdiva lebt in einer maroden Villa, mit ihrem Butler, der einmal ihr Entdecker und Ehemann war. Seit zwanzig Jahren hat sie kein Engagement mehr, wiegt sich aber in dem Glauben, nach wie vor ein Star zu sein. Denn Max von Mayerling, so heißt der nunmehrige Butler, fingiert unentwegt Fanpost. Die Diva, Norma Desmond, träumt von einem neuen Film „Salome“ mit ihr in der Titelrolle und hat dafür ein Drehbuch erarbeitet, das „länger ist als Wagners Ring“. Doch Salome sollte ein ganz junges Mädchen sein, und die Zeit des Stummfilms ist längst vorbei.

Das skurrile Paar Norma und Max findet bald Ergänzung durch den mittellosen Drehbuchautor Joe Gilles, der schließlich Normas Geliebter wird. Er profitiert von ihr, fühlt sich aber in ihrer Welt unwohl. Schließlich erhält Norma tatsächlich eine Anfrage von Paramount. Sie sieht ihre Rückkehr ins Filmgeschäft kommen, doch man will nur ihr Auto. Diesen coolen Oldtimer wird das Publikum in Götzis AmBach echt zu sehen bekommen. Ebenso weisen mehrere Details des Bühnenbildes, das der Vorarlberger Künstler Roland Adlassnig entworfen hat, in die Welt des Films. Wie in einem Studio sitzt auch das Orchester des MTVO auf der Bühne und nicht im Graben. Dirigiert wird es von Michael Mader, der in Götzis schon „Orpheus in der Unterwelt“ und „My fair Lady“ musikalisch geleitet hat und der vor allem an der Bayerischen Staatsoper in München tätig ist.

Bildgewaltig wird die Inszenierung von Andrew Lloyd Webbers „Sunset Boulevard“ in der Kulturbühne AmBach in Götzis.

(Bild: Mathis Fotografie)

Er sieht die Musik Webbers, die nach 1990 geschrieben wurde (übrigens nach einem Film von Billy Wilder von 1950), als eine „sehr gute Mischung aus Jazz und klassischer Orchesterbehandlung“, so werde die symphonische Besetzung ergänzt durch zwei Keyboards, E-Gitarre und Gitarre und durch Saxophone. Anders als bei den bekannten Musicals Webbers hätte sich „nie ein Hit etabliert. Aber wenn man die Songs beziehungsweise Balladen hört, so denkt man, man kennt alle, so gut gehen sie ins Ohr“, führt Mader aus.

Ebenfalls aus der Bayerischen Staatsoper kommt Regisseur Andreas Weirich, für den „Sunset Boulevard“ eine Abrechnung „mit Hollywoods Sein und Schein“ ist. So durchgeknallt sämtliche Figuren dieses Stücks sind, so sehr kann Weidrich auch ihr Tun und Lassen verstehen. Norma (Dora Kutschi-Doceva), die manipulativ und durchaus böse ist, aber auch kindlich, den Butler (Riccardo di Francesco) als geheimnisvollen Strippenzieher und Joe (Samuel Tobias Klausner), den seine Armut korrupt macht. (Die Aufführungen laufen bis 13. Oktober, dazu eine in Lustenau)