„Krone“-Kommentar

Unterricht ohne Weltpolitik

Kolumnen
03.10.2024 20:00

Der neunjährige Hamza hat eine klare Meinung zum Ergebnis der österreichischen Wahl: „Österreich hat Israel gewählt.“ Erklären konnte er mir diese Analyse selbstverständlich nicht. Bei den Eltern spreche ich Hamzas Aussage besser nicht an. Könnte ich mich hier doch auf ganz dünnes Eis begeben, sprich beim Nahostkrieg landen. In letzter Zeit versuche ich weltpolitische Themen ohnehin komplett aus dem Unterricht herauszulassen. Was ziemlich schwierig ist.

Wer glaubt, Migrationshintergrund oder Fluchterfahrungen einen unsere Schüler, irrt. Der syrische Bürgerkrieg, die Situation in Afghanistan, die Erfahrungen in türkischen Lagern oder die Brutalität tschetschenischer Kampftruppen scheinen ständige Begleiter vieler Kinder zu sein. Es äußert sich in verbalen und körperlichen Attacken untereinander. Selbstverständlich ist es möglich, jüngere Kinder positiv zu beeinflussen.

Eine Aufarbeitung der derzeitigen Kriege darf jedoch nicht Aufgabe österreichischer Volksschullehrerinnen sein. Gerade weil ich mich für die Herkunft meiner Schüler interessiere, weiß ich: Die tiefen Wunden und Gräben unter verfeindeten Gruppen werden wir an Schulen nicht lösen.

Was jenseits unserer Grenze passiert, können wir kaum beeinflussen. So versuche ich meinen Schülern bewusst zu machen, dass auch der Frieden in Österreich keine Selbstverständlichkeit ist. Doch alle, die hier leben, profitieren dadurch. Diesen Zustand sollten wir nicht zerstören.

Porträt von Susanne Wiesinger
Susanne Wiesinger
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