Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat wegen mutmaßlicher krimineller Unterwanderung der organisierten Fans im Giuseppe-Meazza-Stadion eine Untersuchung eingeleitet – sportkrone.at berichtete. Jetzt kommen weitere erschreckende Details ans Licht. So soll Inters Ex-Kapitän Milan Skriniar von Ultras bedroht worden sein und auf dem Platz vor Angst gezittert haben.
Als im Saisonfinale 2022/23 Gerüchte aufkamen, der Slowake wolle ablösefrei von Inter zu Paris Saint-Germain wechseln, sei er von den Ultras der „Curva Nord“ unter Druck gesetzt worden, das nicht zu tun bzw. nur dann, wenn er vorher seinen Vertrag verlängert und so den Mailändern eine Ablösesumme ermöglicht. Das berichten mehrere italienische Medien.
Skriniar habe sich sogar mit den Anführern der „Curva Nord“ getroffen, um das Thema zu besprechen. Doch nicht nur persönlich habe man dem Verteidiger zu verstehen gegeben, dass er den Verein besser nicht ablösefrei verlassen sollte. Es wurde auch öffentlich Druck aufgebaut, indem man in der Fankurve ein großes Banner zeigte: „Skriniar, du bist unser Kapitän. Du bist der Boss von Mailand. Bleib bei uns!“
Mitspielern zufolge soll Skriniar in den Wochen, nachdem die Gerüchte um einen Wechsel nach Paris aufkamen, nach den Matches vor Angst zitternd vor den Ultras gestanden haben, um Beifall zu klatschen. Am Ende wechselte der Slowake im Juli 2023 trotzdem ablösefrei zu PSG.
Zanetti soll Ultras Informationen gesteckt haben
Medienberichten zufolge soll auch Inter-Vizepräsident Javier Zanetti bei den Mafia-Ermittlungen eine Rolle spielen. So soll der Argentinier engen Kontakt zu den Ultras gepflegt und sie gewarnt haben, dass sie von der Polizei überwacht werden.
Für 16 Personen wurde am Montag Untersuchungshaft, für drei weitere Personen Hausarrest angeordnet. „Ein juristisches Erdbeben erschüttert Inter und Milan“, schrieb beispielsweise die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Die bisherigen Ermittlungen zeigten eine klare Abhängigkeitssituation des Vereins Inter gegenüber den Vertretern der „Curva Nord“. Den Anführern der Nordkurve wird „mafiöses Vorgehen“ vorgeworfen, ein führendes Mitglied der Ultras gehört zu den am Montag Verhafteten.
Ermittelt wird auch wegen Erpressung, Falschaussagen, der Herstellung gefälschter Dokumente, dem unbefugten Zugang zu Computersystemen, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Körperverletzungen und Schlägereien. Die Untersuchung verfolgt laut Berichten mehrere Ermittlungsstränge, welche im Jahr 2018 ihren Anfang genommen haben.
„Gier nach Blut und nach Gewinnen“
Die Abhörprotokolle zeigten eine regelrechte „Gier nach Blut und nach Gewinnen“, schreibt die Ansa weiter. Diese führte zu Absprachen und Druck auf die Vereine, um insbesondere den Weiterverkauf von Tickets zu überhöhten Preisen in den Fankurven zu kontrollieren. Diese Geschäfte seien auch mit der kalabresischen Mafia Ndrangheta geteilt worden.
Zwar hätten sich die beiden Mailänder Klubs sofort bereit erklärt, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten und jede angeforderte Dokumentation und Information bereitzustellen. Doch das Bild, das sich aus der umfangreichen und detaillierten Untersuchung der Staatsanwaltschaft Mailand ergebe, sei „besorgniserregend“, hält die Ansa fest.
Bei Inter gebe es große „organisatorische Mängel“ in der Verwaltung der Beziehungen zur Fangemeinde, zitiert Ansa die Unterlagen der Staatsanwaltschaft. Den Ultras sei es gelungen, „jede Aktivität zu durchdringen“, die mit dem Stadion San Siro zu tun hat. Dieses sei in „freies Gebiet“ ohne jegliche rechtliche Kontrolle verwandelt worden. Der Mangel an Gegenmaßnahmen gegen die zahlreichen gewaltsamen Zusammenstöße habe ideale Bedingungen für eine Kontrolle über fast alle wirtschaftlichen Aktivitäten im Stadion geschaffen.
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