Riesenaufruhr im Wiener Stadionbad Mitte August: Gäste übten Selbstjustiz an einem 50-Jährigen nach einem Missbrauchsverdacht an einem jungen Burschen (13). Zwei Gutachten entlasten den Mann nun entscheidend – er ist fast vollständig blind.
Es war eine erschreckende Meldung, die Mitte August durch die Medien ging: Ein 13-jähriger Bursche soll dort von einem Mann (50) mit dem Umbringen bedroht worden sein. In einer Dusche im Wiener Stadionbad soll der Beschuldigte den Jugendlichen aufgefordert haben, sexuelle Handlungen an sich selbst und dann an ihm vorzunehmen.
Junge Opfer in anderem Freibad
Der Fall erinnert an schockierende Ereignisse im Freibad „Aqua Splash“ in Traiskirchen (NÖ). Dort betasteten zwei Afghanen im Juni im Strudelbecken unter Wasser insgesamt sechs junge Badegäste im Alter von neun bis 13 Jahren im Intimbereich. Vor Gericht in Wiener Neustadt gaben die zwei Angeklagten die erschütternden Missbräuche zu ...
Beschuldigter laut Gutachten beinahe blind
Doch während die zwei nicht rechtskräftig zu 18 Monaten teilbedingter Haft verurteilt wurden, gab es im Fall des 50-jährigen mutmaßlichen Sextäters nun eine überraschende Wendung: Ein Gutachten stellte fest, dass der Beschuldigte auf einem Auge vollständig blind ist, auf dem zweiten nur noch ein Vierzigstel Sehvermögen hat.
Laut Sachverständigen hätte er mit dieser Einschränkung überhaupt nicht erkennen können, ob der Bursche in der Dusche des Stadionbads unter 14 Jahre alt war. Und auch die vorgeworfene Vergewaltigung sei durch den Zustand seines Mandanten nicht sehr plausibel, so Verteidiger Daniel Strauss. Zumal auch ein DNA-Gutachten den Wiener entlastet: Genmaterial des 13-Jährigen wurde auf dem Beschuldigten nämlich nicht gefunden.
Wir hoffen nun auf eine rasche Einstellung des Verfahrens. Der Fall zeigt eindrucksvoll, dass in einem Rechtsstaat wie Österreich kein Platz für Selbstjustiz sein darf.
Anwalt Daniel Strauss
Weil kein dringender Tatverdacht mehr besteht, ist der 50-Jährige nach eineinhalb Monaten Untersuchungshaft nun wieder auf freiem Fuß. Die Missbrauchsvorwürfe im Stadionbad scheinen sich in Luft aufzulösen. Anwalt Strauss rechne sogar mit einer Einstellung, bevor es überhaupt zu einem Prozess komme. Die Ermittlungen dauern aber noch an.
Im Raum steht auch, ob aus dem beschuldigten Wiener in einem anderen Verfahren nicht ein Opfer wird. Nach dem mutmaßlichen Vorfall in der Dusche des Freibads entwickelte sich auf der Liegewiese ein heftiger Tumult. Mehrere Gäste gingen auf den 50-Jährigen los – er trug sieben gebrochene Rippen davon. Anzeige habe er deswegen aber noch nicht erstattet, so Verteidiger Daniel Strauss.
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