Ex-Teamspieler Zlatko Junuzovic sieht Österreich bereit für die nächste WM; der Stellenwert der Spieler hat sich sehr stark verändert, sagt er; junge Kicker findet „Sladdi“ heutzutage überheblicher; in der Bundesliga kommt‘s zum Wiedersehen seiner Ex-Klubs. Junuzovic im großen „Krone“-Interview.
„Krone“:Herr Junuzovic, Sie absolvierten 55 Länderspiele, standen 2017 das letzte Mal für Österreich auf dem Platz. Schafft es das Nationalteam zur WM 2026?
Zlatko Junuzovic: Ja, die Zeit ist reif, dass wir uns für die WM qualifizieren. Die Qualität besitzen wir, von der letzten EURO konnte man sehr viel mitnehmen und lernen.
Sie sind 2012 von der Wiener Austria in die Bundesliga zu Werder Bremen gewechselt. Bis zur Vertragsunterzeichnung war’s jedoch ein steiniger Weg.
Absolut! Das war ein Prozess, der ewig gedauert hat. In der heutigen Zeit können Spieler viel leichter ins Ausland wechseln. Früher hast du über Jahre ständig abliefern müssen, um es erst auf einen Zettel zu schaffen. Ich wurde 2010 zum Fußballer des Jahres in Österreich gekürt und bei der Austria zum Spieler der Saison gewählt. Ein Angebot, das mich ernsthaft zum Nachdenken gebracht hätte, gab’s damals aber nicht! Österreich war eben noch nicht ein so starkes Aushängeschild.
Ist das heutzutage überhaupt noch vorstellbar?
Nein, besonders unsere Nationalspieler genießen im Ausland ein ganz anderes Ansehen. Wenn damals einer von der heimischen Bundesliga den Sprung nach Deutschland gewagt hatte, wurden wir als Österreicher noch belächelt. Jetzt sind sehr viele Legionäre zu wichtigen Stützen gereift.
Mit Austria und dem GAK treffen heute Ihre beiden Ex-Klubs wieder aufeinander!
Das freut mich extrem. Ich bin mit zwölf nach Graz gekommen, vier Jahre später durfte ich nach Ausfällen und damit wir genug Spieler hatten, erstmals bei den Profis mitmischen. Nach der ersten Einheit sagte Walter Schachner zu mir, dass ich bei ihm bleiben werde. Das war in meiner Karriere ein entscheidender Moment. Für mich war jedes Spiel ein Highlight. Auch wenn ich auf der Bank Platz genommen habe. Der Konkurs war mental schwer zu verdauen.
Und bei der Austria?
Dort hatten wir etwa mit Dragovic, Baumgartlinger oder Liendl tolle Persönlichkeiten. Die Mannschaft, das Umfeld und die Spielweise waren sehr cool.
Wissen Sie noch, was am 25. April 2010 passiert ist?
Klar! Da haben wir mit der Austria einen 5:1-Sieg gegen Mattersburg gefeiert. Ich habe per Fallrückzieher getroffen, mein Tor wurde in einer Online-Abstimmung auch zum schönsten der Bundesliga-Geschichte gewählt. Solche Momente bleiben ewig in Erinnerung.
Sie haben Ihren Spielerpass noch beim Salzburger AK in der vierten Liga liegen, wie häufig stehen Sie noch auf dem Spielfeld?
Sehr selten, meine Kinder sind selbst aktiv, das nimmt viel Zeit in Anspruch. Wie auch meine Funktion als Scout bei Salzburg.
Wie sehen Sie die sportliche Situation in Salzburg?
Die Latte liegt dort sehr hoch, wir wurden letzte Saison nicht wie erwartet Meister, sind in der Champions League noch sieglos. Für viele Kicker ist das Neuland, aber die Jungs werden sich da wieder rausboxen, die Qualität im Team ist unglaublich groß.
Als Profi-Fußballer hatten Sie viel mit jungen Spielern zu tun. Was hat sich an der jüngeren Generation über die Jahre geändert?
Als ich jung war, musste ich mich viel disziplinierter verhalten. Die Jugend von heute ist überheblicher, vor allem über die sozialen Netzwerke wird viel gesteuert. Viele regen sich auf, wenn nach drei guten Spielen noch kein Angebot auf dem Tisch liegt.
Sind soziale Netzwerke für Fußballer gefährlich?
Auf jeden Fall – besonders für die jungen Spieler, die durch Facebook, Instagram, etc. schnell den Bezug zur Realität verlieren können. Das Geschäft ist extrem schnelllebig, die meisten können sich kaum mehr auf das Sportliche konzentrieren. Es gibt aber auch Ausnahmen, da denke ich an die Ex-Salzburger Haaland und Seiwald.
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