Ralf Rangnick:

„Dann bin ich nicht mehr Teamchef

Mit Herzblut bei der Sache: Der Teamchef ging richtig auf die Kids ein.

(Bild: Urbantschitsch Mario/Mario Urbantschitsch)

Teamchef Ralf Rangnick nahm sich in der Woche vor der Nations League Zeit für den Nachwuchs. An den Schulen gibt es für ihn in sportlicher Hinsicht Aufholbedarf. Wann er „nicht mehr Teamchef“ ist, erklärte er der „Krone“.

„Eine schöne schnucklige kleine Arena habt ihr hier“, begrüßte Ralf Rangnick die Zuseher in Horn. Nachdem er es trotz unfreiwilligen Umwegen durchs niederösterreichische Waldviertel doch noch zeitgerecht zu seinem ersten Besuch beim Zweitligisten schaffte. Der allerdings nicht, wie sich durchaus vermuten ließe, vor dem Hintergrund des anstehenden Nations-League-Doppels gegen Kasachstan (10.10., 20.45 Uhr) und Norwegen (13.10., 20.45 Uhr) stand. Die Visite des „Chefs“ galt dem heimischen Nachwuchs.

Rangnick im Gespräch mit der „Krone“

(Bild: Urbantschitsch Mario/Mario Urbantschitsch)

Auf Tour
Und zwar konkret den 10- bis 14-Jährigen des Landesausbildungszentrum Niederösterreichs und des SV Horn. Mit Teamlegende Martin Stranzl und Nationalteam-Analyst Stefan Oesen war Rangnick nämlich, bereits zum zweiten Mal mit dem ÖFB-Ausbildungskonzept auf Tour. Das recht umfassend, für den Deutschen aber schnell auf den Punkt gebracht ist: „Es geht darum, den Kindern möglichst viel Zeit am Ball zu geben. Die alten Tugenden, wie man sie vom Straßenkicken kennt, müssen wieder zurück in den Vereinsfußball gebracht werden!“ Und das möglichst individuell angepasst. „Das muss man bestmöglich maßschneidern. Die Burschen und Mädels haben unterschiedliche Stärken und Schwächen, sind auch nicht alle gleich alt!“

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Fotos

Ideen an die Hand geben
Stichwort Altersklassen. Ein ähnlicher Leitfaden für die Kleinsten Österreichs, also von sechs bis zehn Jahren, ist eines der nächsten geplanten Projekte. „Der Weg zum Profi beginnt ab dem Zeitpunkt, wo man das erste Mal gegen den Ball treten kann. Wir wollen auch den Trainern in diesen Bereichen, oft sind das hier ja sogar noch die Väter und Mütter, Ideen an die Hand geben.“ Gerade auch weil die Bewegung der Jungen oft zu kurz komme. „Ich habe ja eine eigene Stiftung in Leipzig, die sich diesem Thema widmet. Es ist erschreckend wieviele Kinder mit acht Jahren noch nie auf einem Fahrrad gesessen sind, nicht schwimmen können!“

Es geht darum, den Kindern möglichst viel Zeit am Ball zu geben. Die Tugenden, wie man sie vom Straßenkicken früher kennt, müssen wieder zurück in den Vereinsfußball gebracht werden!

Teamchef Ralf Rangnick

Dabei nimmt er auch die Schulen und Eltern in die Verantwortung. „Ich weiß nicht wie es hier in Österreich ist, aber ich schätze so ähnlich wie bei uns in Deutschland. Wenn da der Turnunterricht für zwei Wochen ausfällt, dann gibt’s maximal Erleichterung. Wenn das bei Mathematik passiert, dann gibt es den großen Aufschrei. Und das betrifft nicht nur die Grundschulen, bei den Älteren haben wir das selbe Problem!“ Also eben bei genau jenen, für die sich Rangnick bei seinen Besuchen persönlich Zeit nimmt, mit spielerischen Elementen auch die körperliche Fitness trainiert. Wie etwa beim altbekannten „Donner-Wetter-Blitz“, variiert mit Kniebeugen, einer der wenigen „freien“ Übungen. Der Hauptdarsteller ist nämlich wie gesagt das runde Leder selbst.

Teamchef gab einen aus
Wie auch beim abschließenden Turnier, das mit der finalen Siegerehrung durch Rangnick selbst sicher der Höhepunkt für die Nationalelf-AspirantInnen war. Neben den beiden Hauptpreisen wie signierten Bällen für die Zweitplatzierten und jeweils zwei Tickets für das Heimspiel der A-Mannschaft gegen Slowenien (17.11., 18 Uhr), hatte er für die Mädels noch extra lobende Worte. „Dass ihr nicht durchmischen wolltet, sondern als eigene Truppe angetreten seid, find ich super. Deshalb lade ich euch alle noch ins Stüberl ein, die Rechnung geht auf mich!“

Gerechnet darf also vielleicht auch in Zukunft mit Horner Talenten à la Christoph Baumgartner werden. „Wenn einer den Sprung schafft, wird er sich sicher an das Event erinnern. Dann bin ich aber nicht mehr Teamchef“, lacht der 66-Jährige.