Der Linzer Schauspieler Stefko Hanushevsky nimmt am Wiener Akademietheater Charlie Chaplins geniale Satire zum Anlass eines umwerfenden autobiografischen Höllenritts. In unzähligen Rollen verknüpft er in einem fulminanten Solo Film, Fiktion und Lebensgeschichte: ein wunderbares Spezialvergnügen!
Deutlicher kann einer neuen Direktion seitens des Publikums nicht Bescheid gegeben werden: Zum dritten Mal seit Stefan Bachmanns Antritt an der Burg wurde am Samstag ein virtuoser Soloabend mit Ovationen bedankt. Nicht ein einziges Video gelangt da zum Einsatz, kein Diskursgewäsch indoktriniert uns zu Einsichten, denen sich ohnehin niemand verschließt. Und der im Programmheft genannte Regisseur Rafael Sanchez war wohl bloß ein aufmerksamer Ratgeber. Denn Herr im Ring ist der hierorts bisher unbekannte Stefko Hanushevsky. Was dieser entfesselte Vieleskönner, ein gleichermaßen befähigter Schauspieler, Pantomime und Sänger, in pausenlosen eineinhalb Stunden vorlegt, hat das Zeug zum Kassenkracher wie Nicholas Ofczareks Bernhard-Wunder „Holzfällen“ und Nils Strunks durchkomponierte „Schachnovelle“.
Charlie Chaplins Hitler-Devastierung aus dem Jahr 1940 ist dabei nur die finale Brillanz-Episode. Der Großteil des Abends gilt einem surrealen Höllenritt durch die Biografie des Protagonisten, die wie jene des Braunauer Titelunholds in der oberösterreichischen Provinz begann. Daraus lässt sich nicht nur ein grandioses Panoptikum mumifizierter Dorfnazis, sondern auch ein tragfähiger Befund der unmittelbaren Ereignisse ableiten.
Man muss es nur können und vor allem auf jene Art primitiven Agitprops verzichten, mit dem etwa das Volkstheater selbst prinzipienfesten Gutmenschen den Antifaschismus verleidet. Nur ein einziger Konkurrent stellt sich dem gefeierten Haupt- und Alleindarsteller in den Weg: Der devastierte Autobus, der amerikanische Nazis auf den Obersalzberg transportiert, verkörpert szenografische Sonderklasse.
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