Große Parallelaktion: Das Kunsthistorische Museum stellt Meister Rembrandt neben seinem Schüler Samuel van Hoogstraten unter dem Titel „Farbe und Illusion“ aus. Die Abschieds-Ausstellung von KHM-Direktorin Sabine Haag ist ab Dienstag fürs Publikum geöffnet.
„Ach, du Schreck!“ war ihre erste Reaktion auf die Idee einer Rembrandt-Ausstellung, erzählt KHM-Kuratorin Sabine Pénot. Zahlreich hätten solche zuletzt stattgefunden. Und selbst wenn Wiens Kunsthistorisches sechs Gemälde von Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606-1669) besitzt, die noch dazu soeben frisch restauriert wurden, haben andere Häuser umfassendere, schwergewichtigere Bestände.
Allen voran Amsterdams Rijksmuseum, dazu die grandiosen Londoner Rembrandt-Schätze oder die famose Berliner Kollektion. Leicht, an die ganz großen Rembrandts zu kommen, ist es also sicher nicht. Das umfangreiche Werk erlaubt zudem auch nur gewisse Aspekte zu thematisieren.
Aber der Wunsch nach Rembrandt war für die bald scheidende KHM-Direktorin Sabine Haag groß. Nachdem „das KHM nur ganz präzise um Leihgaben ansucht“, so Haag, hat man also einen prächtigen, internationalen Strauß davon zusammengetragen.
Ein Kunst-Traktat als Ausstellungs-Argument
Amsterdams Rembrandthaus war der gewichtigste Partner und Leihgeber. Und mit Rembrandts Lebens- und Wirkungsstätte kommt auch Samuel van Hoogstraten(1627-1678) ins Spiel. Man stellt ihn nämlich in der KHM-Schau dem niederländischen Barockstar an die Seite.
Der um 21 Jahre Jüngere war zum Glück einer der ungemein vielen Schüler Rembrandts, der bei ihm wohnte, arbeitete, lernte. 27 ausgeborgte Gemälde Hoogstratens plus zwei eigene hängen daher den insgesamt 28 Rembrandts gegenüber.
Hoogstraten kann noch dazu auf eine Wiener Episode in seiner Biografie verweisen: „Das ist der erste Maler, der mich getäuscht hat“, entzückte sich Kaiser Ferdinand III. als ihm 1651 Hoogstraten seine „Trompe-l’œils“, seine Augen täuschende Kunst zeigte. Worauf ihn Ferdinand den Inneren Burgplatz im illusionistischen Rahmen malen ließ. In einem später verfassten Kunst-Traktat erinnerte sich Hoogstraten dann an die Zeit bei Rembrandt und an dessen Kunstverständnis.
Wie viel Illusionist steckt wohl im alten Rembrandt?
Als die große Scharnier für den Paarlauf dämmert daher links vom Eingang eine Traktat-Ausgabe in der Vitrine. Der Schüler wird stilistisch nah am Lehrer in der vergleichenden Hängung eingeführt. Danach glänzt er als Meister der Illusion: Prächtig herausgeputzt, schaut dabei sein „Alter Mann im Fenster“ aus den Butzenscheiben. Nippes aller Art finden sich auf dem Steckbrett im „Augenbetrüger-Stillleben“.
Das verlockt auch zur Suche nach Illusionismus bei Rembrandt. So scheint der Vorhang auf dessen Kassler „Heiligen Familie“ vom Wind bewegt. Das Mädchen aus Warschau stützt gar ihre Hände auf einen gemalten Rahmen. Ein paar Vergleichsübungen mehr werden bemüht.
Doch während Rembrandt vor allem dem Menschenbild treu bleibt, wagt sich der für seine Trompe-l’œils begehrte Schüler auch in die Interieurmalerei, an Architekturen, dann an christliche Sujets und immer mehr in kühlen Klassizismus drängend an diverse Allegorien.
Rembrandt ist immer eine Ausstellung wert. Auch die Bekanntschaft mit dem originellen, bisher wenig beachteten Hoogstraten macht man sehr gerne. Den Mehrwert aus der Paarung der beiden bald stark auseinanderdriftenden Künstler zu ziehen, bleibt jedem selbst überlassen. Doch zum Finale gibt es noch dreimal Rembrandt in voller Breite: Ehefrau Saskia van Uylenburgh winkt als Judith, als Minerva und im arkadischen Kostüm aus der Schau.
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