Hilferuf aus Mödling

„Zu viele“ Überstunden: Hebammen schlagen Alarm

Niederösterreich
08.10.2024 06:00

Verkehrte Welt: Weil sie zu viele Überstunden machen müssen, spart die Spitalsleitung nun einen Nachtdienst in der Geburtenstation ein. Und das, obwohl in diesem Krankenhaus mehr Babys auf die Welt kommen, als in jeder anderen Klinik in Niederösterreich.

Es ist sozusagen die Geburtenbastion Niederösterreichs: das Krankenhaus Mödling. Dort erblickten im Vorjahr 1862 Säuglinge das Licht der Welt, der Durchschnitt von 2017 bis 2022 liegt bei 2067 Entbindungen. An zweiter Stelle reiht sich im landesweiten Schnitt das Spital in Wiener Neustadt mit 1059 Geburten ein, der Sechsjahresschnitt liegt hier bei 1287 Babys. Hilferufe aus Mödling kommen nun von einigen der mehr als zwei Dutzend dort arbeiteten Hebammen, die mehrfach in den letzten Jahren unter Druck gesetzt oder bei Bonuszahlungen und Co. „vergessen“ wurden.

1862 Säuglinge erblickten vergangenes Jahr im Mödlinger Spital das Licht der Welt. (Bild: Huber Patrick/P. Huber)
1862 Säuglinge erblickten vergangenes Jahr im Mödlinger Spital das Licht der Welt.

Die Probleme: Im Nachtdienst von 22 bis 6 Uhr müssen sie nun nachweisen, dass sie mindestens vier Stunden direkt bei der Patientin gearbeitet haben. Wenn das nicht passiert, bekommen sie auch den Nachtarbeitsausgleich in Form von zwei zusätzlichen Arbeitsstunden nicht mehr angerechnet. „Für Dienste, in denen wir keine Zeit haben, zum Essen und Trinken oder auf die Toilette zu gehen, bekommen wir keine Stunden gutgeschrieben“, heißt es von den Betroffenen, dass man auch die umfangreiche Dokumentation machen müsse, die aber ebenfalls nicht zur Arbeit zähle. Gesetzlich vorgeschriebene Pausen können zudem oft nicht eingehalten werden: „Hauptsache, man streicht in der Nacht eine Pflegekraft, um Überstunden abzubauen“, wird kritisiert. Obwohl Geburten Tag und Nacht gleichermaßen stattfinden.

Gerichtsurteile befeuern das akute Problem
„Krone“-Recherchen zufolge kursieren mittlerweile sogar mehrere Urteile des Obersten Gerichtshofes (OGH) zur Nachtarbeit, wodurch man aber genau das umsetzen muss. Die Landesgesundheitsagentur (LGA) könnte sonst Gefahr laufen, die nächste „Kopfnuss“ vom Rechnungshof verpasst zu bekommen. Derzeit dürfte man dort die Situation aber erst erheben und noch nicht Nägel mit Köpfen machen.

„Wir evaluieren im gesamten Unternehmen regelmäßig die gesetzeskonforme Abwicklung der Zuerkennung der zwei Stunden. Erste Ergebnisse bei den Hebammen in Mödling zeigen, dass die Voraussetzung dort nicht an allen Tagen gegeben sein dürfte“, heißt es dazu von Kommunikationschef Matthias Hofer. Obwohl die Hebammen von monatlichen Überstunden aller Abteilungsmitarbeiter von je 13 bis 25 ins Feld führen, entgegnet die LGA, dass die Reduktion der Pflegekraft mit sinkenden Geburtenzahlen und Pflegetagen vereinbar sei.

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