Oper Graz

Saurier und Rehragout ganz ohne Walzerseligkeit

„Mein Lieblingstier heißt Winter“ mit Mathias Lodd und Tino Hillebrand.

(Bild: Werner Kmetitsch)

Eine Operette in Fortsetzungen zaubert Komponist Lukas Kranzelbinder aus Ferdinand Schmalz‘ Roman „Mein Lieblingstier heißt Winter“. Auf der Studiobühne erfuhr der erste Teil dieser Koproduktion von Grazer Oper, Kunstuniversität und Kulturhauptstadt Bad Ischl-Salzkammergut nun seine Uraufführung. 

Auf insgesamt fünf Teile hat Lukas Kranzelbinder seine Operette angelegt. Und die braucht es wohl auch, um das komplexe Schmalz´sche Konstrukt rund um den Tiefkühlkostvertreter Franz Schlicht, den sterbewilligen Dr. Schauer, die beängstigende Frau Schimmelteufel und einen Dinopark, schlüssig zu erzählen.

Folge eins jedenfalls lässt einen, kennt man die literarische Vorlage nicht, vorerst etwas ratlos zurück. Das macht aber eigentlich nichts. Denn die obskure Geschichte passt ganz hervorragend zu Alexander Charims lustvoller und überzeichnender Regie. Und dass man auch aus wenig viel machen kann, beweist Ivan Bazaks Ausstattung.

Ein Text voller Musik und Rhythmus
Was aber wirklich zündet, sind die musikalischen Sätze von Ferdinand Schmalz (der selbst das Libretto verfasst hat), die von Kranzelbinder in einer bunten und stimmigen Mischung unterschiedlichster Stile vertont wurden. Die musikalische Umsetzung liegt ebenfalls in bewährten Händen, so sind neben Pianist Benny Omerzell und Christian Neuschmid an E-Gitarre und E-Bass auch David Müller und Klemens Lendl von den Strottern sowie Wolfgang Vincenz Wizlsperger vom Kollegium Kalksburg für den höchst eigenwilligen, sehr unterhaltsamen Sound verantwortlich. Müller und Wizlsberger machen zudem als Dino-Reiniger und Erzähler eine gute Figur.

Raphaela Möst als Schimmelteufel mit Wolfgang Vincenz Wizlsperger und David Müller.

(Bild: Werner Kmetitsch)

Das Ensemble hat ebenfalls viel Spaß an dieser schrägen, urösterreichischen Unterhaltungsform, auch Operette genannt. Tino Hillebrand als Franz Schlicht pendelt gekonnt von Ernsthaftigkeit zu Konfusion und wieder zurück, Mathias Lodd gibt sagenhaft den Hirsch, und Sieglinde Feldhofer zeigt als Dr. Schauer Qualitäten, die weit über jene einer Operettendiva reichen. Herrlich auch Raphaela Möst als unaufhaltsame Karrierefrau und Martin Fournier als leicht paranoider Feuerwerksverkäufer Fabian.

Kaum zu erkennen: Sieglinde Feldhofer als Dr. Schauer.

(Bild: Werner Kmetitsch)

Der kurze und kurzweilige Abend endet, wie es sich für einen Mehrteiler gehört, mit einem ordentlichen Cliffhänger. Folge zwei wartet am 28. November. Bereits am Freitag ist der überdrehte Spaß auch im Lehár Theater in Bad Ischl zu erleben.