„Schneiders Brille“

„Überall Hakenkreuze“

Vorarlberg
07.10.2024 12:55

Die Menschen werden immer achtsamer und sensibler, selbst im scheinbar Banalen entdecken sie versteckte Botschaften. „Krone“-Kolumnist Robert Schneider hat allerdings noch seine liebe Mühe mit dieser neuen Welt.  

Dass ein Kirchturm ein riesiger Phallus ist, eine Stangensellerie auch, dass eine fast geschlossene Tulpe oder aufgeschnittene Orange an eine Vulva erinnern, zwei Kirschen am Stil an Hoden, ist mir nicht neu. Ich assoziiere meinen Gemüseeinkauf dennoch nicht mit vermeintlich aussehenden Geschlechtsteilen. Wenn ich durch das Churer Tor in Feldkirch gehe, fühlt es sich nicht an, als würde ich in eine Vagina eindringen. Meine Sorge besteht eher darin, einen Strafzettel fürs Falschparken kassiert zu haben, weil ich das Auto kurz auf den Stellplätzen der gegenüberliegenden Bank geparkt habe. Blicke ich auf ein Schachbrett, erkenne ich darin kein Hakenkreuzsymbol, und beim Anblick des rotierenden VW-Logos noch weniger.

Weil ich halt nicht sensibilisiert genug bin. Ich sollte mich jetzt aber schön langsam sensibilisieren. Weg mit den Kirchtürmen, den schändlichen Symbolen vergangener Macht! Verbietet Stangensellerie und VW! Mauert das Churer Tor zu! Das werden sich auch jene Architekten gedacht haben, die Pläne für eine neue Schule in Liechtenstein zeichneten. Aus der Vogelperspektive sehe das Ganze ja aus wie ein Hakenkreuz, hieß es da plötzlich. Verdutzt rechtfertigte sich das Planungsbüro, dass es bei der symmetrischen Gebäudeanordnung lediglich um die Schaffung optimaler Lernbedingungen gehe und die Wege für Schülerinnen und Schüler sich dadurch deutlich verkürzten.

Der Vorarlberger Schriftsteller Robert Schneider (Bild: Mathis Fotografie)
Der Vorarlberger Schriftsteller Robert Schneider

Faule Ausrede, dachten ein paar Gutmenschen aus Liechtenstein. Wiederbetätigung ist das, nicht Architektur. Ähnliche Diskussionen gab es übrigens auch schon in Bregenz, als der Grundriss eines Kindergartens evidente Ähnlichkeiten mit dem Hakenkreuz aufwies. Ich bin jetzt sensibilisiert. Betrete ich ein öffentliches Gebäude, tauchen in Fliesenböden oder schmiedeeisernen Geländern immer dubiose Symbole auf. Es ist zum Verrücktwerden!

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