Der Wahlausgang in Vorarlberg am kommenden Sonntag wird stark davon abhängen, wie viele Menschen letztlich am Urnengang teilnehmen. Oder anders formuliert: Welche Partei hat das beste „Lockmittel“?
Dass das Wahlverhalten der Vorarlberger im Vergleich zu „Restösterreich“ gewisse Eigenarten aufweist, ist bekannt. Dies trifft insbesondere auch auf die Wahlbeteiligung zu, die grundsätzlich niedriger ist als in anderen Bundesländern – speziell bei EU- und Bundespräsidentenwahlen. Und traditionell gehen in Vorarlberg bei einer Landtagswahl weniger Menschen wählen als bei einer Nationalratswahl. Vor fünf Jahren lag die Wahlbeteiligung beispielsweise bei nur 61,4 Prozent, die Zahl der Nichtwähler übertraf mit rund 104.000 sogar die Stimmen der Regierungspartner ÖVP und Grüne, die gemeinsam auf 103.000 Kreuzchen kamen.
Die niedrige Beteiligung war vor allem der Ibiza-Affäre geschuldet: Rund 10.000 Bürgerinnen und Bürger, die 2014 noch für die Blauen votiert hatten, waren gemäß Wählerstromanalyse dem Urnengang ferngeblieben. Aufgrund der bereits im Vorfeld klaren Verhältnisse gelang es auch der ÖVP nicht, ihre Stammwählerschaft an die Wahlurnen zu locken – 6000 VP-Wähler von 2014 verzichteten 2019 darauf, den Stimmzettel auszufüllen. Profitiert haben von dieser schwarz-blauen Wahlmüdigkeit vor allem die Grünen, die sich über ein Rekordergebnis von 18,9 Prozent freuen durften.
Die Freiheitlichen schnuppern an Platz ein
Heuer stehen die Vorzeichen freilich komplett anders. Die Freiheitlichen befinden sich im Höhenflug, bei der Nationalratswahl am 29. September betrug in Vorarlberg der Rückstand auf den Platzhirsch ÖVP gerade einmal 3889 Stimmen. Angesichts der historischen Chance, erstmals die Schwarzen vom Thron zu stoßen, werden Christof Bitschi und Co. wohl keine Mühe haben, ihre Stammklientel zu mobilisieren. Umgekehrt werden sich aber wohl auch klassische ÖVP-Unterstützen nicht zweimal bitten lassen, ihre Stimme abzugeben, schließlich steht tatsächlich viel auf dem Spiel. Es ist also durchaus Kalkül, wenn selbst Landeschef Markus Wallner, der bereits seit 2011 im Amt ist, ein Duell um den Landeshauptmannsessel herbei trommelt.
Angesichts einer zu einem Zweikampf stilisierten Landtagswahl ist für Grüne, NEOS und SPÖ die Gefahr groß, unter die Räder zu kommen. Sie versuchen daher, die Koalitionsfrage zum Kernthema dieser Wahl hochzujazzen – ob sich diese Lesart bei den Bürgern verfängt, darf zumindest bezweifelt werden.
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