Projekt „lebenswert“

Neue Ausstellung zeigt zufriedene Südburgenländer

Albert aus Strem bei Güssing hat sich zwecks Gaudi einen Segelflieger in den Garten gestellt.

(Bild: Klaus Mähring)

Im Südburgenland scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Zumindest wenn man den Erzählungen von Fotograf Klaus Mähring Glauben schenkt. Er hat für seine neue Ausstellung analoge Porträts von Menschen gemacht, die das Leben in ihrer Heimat echt lebenswert finden. 

Das Südburgenland, auch bekannt als Toskana Österreichs, gilt als eine der schönsten Regionen unseres Landes. Hier ticken die Uhren noch ein wenig langsamer. Das tut den Menschen gut. Deshalb hat es auch Klaus Mähring (48) vor sechs Jahren nach Strem bei Güssing verschlagen.

Der gebürtige Grazer, der davor die Fotografieklassen der Universität für Angewandte Kunst unterrichtete und zehn Jahre lang in einem umgebauten Linienbus mit Wohnecke und Fotolabor durch England, Frankreich, Marokko, Ungarn, Rumänien, Kroatien, Slowenien, Serbien, die Ukraine und Georgien tingelte, um verlassene Orte und bodenständige Menschen jenseits des Perfektionswahns abzulichten, leitet hier gemeinsam mit seiner Partnerin, der bildenden Künstlerin Tina Horvath alias Tinski, die Galerie „Dezentrale“, um zeitgenössischer Kunst und Kultur eine Bühne zu geben.

Klaus Mähring ist Autodidakt und fotografiert seit seinem 13. Lebensjahr.

(Bild: Tinski)

Offen und gegenwärtig
Gerade ist er mit den letzten Vorbereitungsarbeiten für seine neue Ausstellung „lebenswert“ beschäftigt, die am 25. Oktober eröffnet wird. Dafür hat Mähring mehr als 2000 Kilometer im Südburgenland zurückgelegt und mit Einheimischen darüber philosophiert, was das Leben für sie wertvoll macht. „Ergeben haben sich alle Begegnungen ganz spontan. Ich bin einfach aus dem Auto gestiegen und habe Leute offen und freundlich angesprochen, ob ich sie fotografieren darf. So ist eine Serie analoger Portraits von insgesamt 29 Einzelpersonen bzw. Gruppen, die Einblicke in das Leben der Südburgenländer geben“, erzählt Mähring.

Kennengelernt hat er auf diese Weise etwa den Landwirt Erich aus St. Michael, die drei Freunde Burli, Jotsch und Totz beim Bankerlsitzen in Großpetersdorf, die Laientheatergruppe aus Moschendorf, Gemeindegärtnerin Regina aus Tobaj, die Bibliothekarin Rose-Marie aus Heiligenbrunn, das Paar Musti und Anna aus Güssing, Großfamilie Höll aus Steinfurth und Albert aus Strem, der sich einen Segelflieger als Deko in den Garten gestellt hat.

Regina aus Tovaj genießt die Natur

(Bild: Klaus Mähring)

Bankerlsitzen in Großpetersdorf

(Bild: Klaus Mähring)

Großfamilie Höll

(Bild: Klaus Mähring)

Familie Stukitz

(Bild: Klaus Mähring)

Musti und Anna aus Güssing

(Bild: Klaus Mähring)

Ansteckende Zufriedenheit
So unterschiedlich sie alle seien, eines hätten sie gemeinsam, sagt Mähring: „Obwohl diese Welt manchmal auf uns alle etwas befremdlich wirkt, haben sie mir als Fremden sofort vertraut und waren durchwegs positiv gestimmt und extrem präsent und gegenwärtig. Diese unfassbare Grundzufriedenheit, die sie ausstrahlten, ist auch auf mich übergeschwappt und hat mir verdeutlicht, dass der Mensch trotz der widrigen Umstände in unserer Gesellschaft von Natur aus ein feines Wesen ist, wenn man ihm auch fein begegnet.“

Das Fotoprojekt wurde vom Land Burgenland gefördert und wird aller Voraussicht nach im kommenden Jahr auch in der Landesgalerie zu sehen sein.