(Bild: KMM)

Prinz Harrys Vorgänger

Gefährlich sind immer die jüngeren Brüder

Die größte Gefahr für Königshäuser ging immer von ihrem Inneren aus: Was tun mit den Zweitgeborenen? Falsche Erwartungen und fehlende Aufgaben machten aus ihnen oft tickende Zeitbomben.

Was an den britischen Royals so spannend ist? Sie sind Geschichtsunterricht pur. Wer die Windsors beobachtet, bekommt eine Ahnung davon, wie es in den 1000 Jahren des alten, royalen Europas zuging, das nach dem Ersten Weltkrieg sein Ende fand.

Denn Dynastien tickten immer gleich: Es ging stets um Erstgeborenenrechte, mangelnde Perspektiven und falsche Erwartungen der Nachgeborenen – und immer wieder um das leidige Thema Geld. Die größte Gefahr für das britische Königshaus kam immer von innen, und zwar von Nachgeborenen, die ihren Einfluss vergrößern und aus ihrer Rolle ausbrechen wollten und so Grundsatzdiskussionen an die Öffentlichkeit brachten. Das trifft aber nicht nur auf das britische, sondern auf alle regierenden wie ehemaligen Königs- und Kaiserhäuser zu.

An sich war und ist die Aufgabe der Nachgeborenen, der jüngeren Brüder, klar definiert. Sie sollen die Dynastie, heute: „Firma“ unterstützen, Repräsentationsaufgaben übernehmen, aber möglichst keine eigenen Akzente setzen, mit denen sie die älteren, regierenden oder bald regierenden Geschwister überstrahlen könnten. So weit, so klar. Aber Menschen sind eben nur Menschen, und deshalb war das oft leichter gesagt als getan und Konflikte vorprogrammiert. Die Liste der Nachgeborenen, die mit ihrer Rolle als Grüßaugust nicht zufrieden waren, ist lang, und die Strategien, welche sie anwandten, um ihr Leben im Schatten der älteren Geschwister erträglicher zu machen, stets vielfältig. Interessanterweise machten aber alle immer die gleichen Fehler.

Die drei großen Fehler

Fehler Nummer 1: dem älteren Bruder öffentlich auszurichten, wie man es besser macht. Wenn Prinz Harry William von Kalifornien aus belehrt, ist dieser genauso verärgert, wie es einst Kaiser Franz Joseph war, wenn ihm dessen Bruder Maximilian erklärte, wie er das Kaisertum Österreich modernisieren müsse.

Auch ein jüngerer Bruder: Maximilian (1832-1867), Bruder von Kaiser Franz Joseph ging für eine eigene Karriere nach Mexiko.  (Bild: akg-images / picturedesk.com)
Auch ein jüngerer Bruder: Maximilian (1832-1867), Bruder von Kaiser Franz Joseph ging für eine eigene Karriere nach Mexiko. 

Fehler Nummer 2: die eigenen Chancen außerhalb des geschützten Rahmens der Dynastie zu überschätzen. So wie Harry gerade lernt, dass es als Ex-Royal doch nicht so einfach ist, ohne die Plattformen des Hofes internationale Projekte umzusetzen, musste Erzherzog Maximilian auf tragische Weise erfahren, dass er als Ex-Habsburger im fernen Mexiko – Maximilian ließ sich von Napoleon III. vorgaukeln, dass sich die Mexikaner nichts sehnlicher wünschten als einen europäischen Royal als Kaiser – weder mit Nachsicht noch mit Unterstützung rechnen konnte. Maximilian wurde schließlich von einem mexikanischen Kriegsgericht zum Tode verurteilt.

Fehler Nummer 3: zu glauben, dass sich ein königlicher Lebensstandard am freien Markt so leicht verdienen ließe. Ex-Royals müssen „liefern“, um Geld zu verdienen, und zwar Insidergeschichten. So wie Harry für ein Riesenhonorar sein Enthüllungsbuch hat erarbeiten lassen, veröffentlichten einige Habsburger, die Kaiser Franz Joseph aus der Dynastie warf, ebenfalls ihre als „Memoiren“ getarnten Enthüllungsbücher. Es bleibt also alles beim Alten.

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