Eine „Bande“ aus sechs Angeklagten – eine Anwältin, ein Anwalt, eine Maklerin, ein Notar und zwei Immobilienentwickler – sollen die Demenz einer betagten Frau ausgenutzt und ihr eine Immobilie weit unter dem Wert abgekauft haben, so die Anklage. Fünf von ihnen wurden am Dienstag nicht rechtskräftig schuldig gesprochen.
Die beiden Anwälte, eine Immobilienmaklerin und zwei Geschäftsführer einer Immobilienfirma wurden am Dienstag am Landesgericht Wels wegen schweren Betrugs schuldig gesprochen und zu teilbedingten Haftstrafen zwischen 18 und 36 Monaten verurteilt. Der angeklagte Notar wurde hingegen freigesprochen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
„Bewusst freien Markt ausgeschaltet“
Das Gericht befand die Maklerin des schweren Betrugs, der Untreue und der falschen Beweisaussage für schuldig. Sie wurde zu 24 Monaten, davon 16 bedingt, verurteilt. Die Immobilienentwickler fassten 36 Monate, davon 24 bedingt, und 24 Monate (davon 16 bedingt) wegen schweren Betrugs aus. Die zwei Anwälte wurden wegen schweren Betrugs – und einer auch wegen Falschaussage – zu je 18 Monaten, davon zwölf bedingt, verurteilt. Es sei von diesen fünf Personen „bewusst der freie Markt ausgeschaltet worden“, hieß es in der Urteilsbegründung. Das Immobilienunternehmen wurde als Verband, der für seine Geschäftsführer haftet, zu einer Geldstrafe von 2000 Euro verurteilt.
Der Notar wurde freigesprochen. Er sei nicht an dem Betrug beteiligt gewesen, die Beglaubigung der Unterschrift am Kaufvertrag sei für ihn „ein Alltagsgeschäft“ gewesen, befand das Gericht.
Langer Weg bis zum Prozess
Bis zu den Urteilen war es ein langer Weg. Schon im Jahr 2019 wurde am Traunsee ein Immobiliengeschäft abgewickelt. Die ehemalige Pension, samt einem kleinen Seegrundstück, einer damals 83-jährigen Frau aus Gmunden – sie ist mittlerweile verstorben – wanderte für 750.000 Euro an einen Immobilienentwickler. Doch was wie ein ganz normales Geschäft aussah, entwickelte sich zu einem Kriminalfall.
Preis soll zu niedrig gewesen sein
Denn die Angehörigen der Frau bekämpften den Deal, weil zu wenig bezahlt worden sein soll und die Dame zudem zum Zeitpunkt der Unterschrift offenbar schon an Demenz erkrankt war. Laut eines Gutachters war die Immobilie nämlich 1,7 Millionen Euro wert.
Illustre Runde auf Anklagebank
Eine Anwältin, ein Anwalt, eine Immobilienmaklerin, ein Notar und zwei Immobilienentwickler wurden schließlich angeklagt, sie sollen den schlechten gesundheitlichen Zustand der Frau ausgenutzt und die Immobilien unter Wert gekauft haben.
Strafrechtlich kein Fall
Das Verfahren zog sich: Seit dem 12. Juni läuft der Prozess. „Strafrechtlich ist das kein Fall. Es ist kein Schaden eingetreten.“ Denn, so ein Anwalt eines Angeklagten, die Demenz der Verkäuferin sei damals nicht erkennbar gewesen und die Berechnungen der Gutachter zu der Liegenschaft seien schlichtweg falsch.
Im Laufe des langen Prozesses gab es dann doch einige Ungereimtheiten, es wurden verwandtschaftliche Verhältnisse offenbart und Zeugen angehört. Am Dienstag standen die Schlussplädoyers am Programm - neun an der Zahl. Denn neben den Anwälten der Angeklagten kamen auch die Vertreter der Privatbeteiligten und die Staatsanwaltschaft zu Wort. Die Verteidiger forderten durchwegs Freisprüche, zumindest im Zweifel. Zivilrechtlich wurde der Verkauf übrigens schon rückabgewickelt.
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