Im Dezember 1773 stürmten als amerikanische Ureinwohner verkleidete Siedler ein englisches Schiff und warfen aus Protest gegen Steuererhöhungen 342 Kisten Tee über Bord. Mit diesem Aufstand gegen die englische Krone begann die amerikanische Unabhängigkeit.
Vordergründig ging es um Steuern, in Wirklichkeit aber um politische Mitbestimmung. Am 16. Dezember 1773 stürmte eine Gruppe Bürger –verkleidet als Angehörige des Stamms der Mohikaner – im Hafen von Boston ein englisches Handelsschiff. Vor einer jubelnden Menge warfen die Bostoner die gesamte Teeladung eines Schiffs der East India Company über Bord. Die Provokation richtete sich gegen den „Tea-Act“: Die Schiffsstürmer zeigten damit ihre Empörung gegen als ungerecht empfundene Steuern und Wettbewerbsvorteile der britischen East India Company. Die verkleideten Schiffstürmer waren die Nachkommen jener englischen Siedler, die sich dauerhaft in Nordamerika niedergelassen hatten und Untertanten der britischen Krone waren.
Die erste britische Kolonie war Virginia
Als die wütenden Bostoner Bürger die wertvolle Ware versenkten, hatten die englischen Siedler bereits eine lange Siedlungsgeschichte hinter sich. Im 16. Jahrhundert erfolgten die ersten englischen Versuche, Landsleute in den neu entdeckten Gebieten anzusiedeln. Von englischen Siedlungen versprach sich die britische Krone neue, preiswerte Bezugsquellen vom amerikanischen Kontinent (zum Beispiel Schiffbaumaterialien für die englische Flotte), neue Absatzmärkte und strategische Stützpunkte. 1607 wurde die erste britische Kolonie gegründet - Virginia -, im 18. Jahrhundert gab es schon die berühmten 13 neuenglischen Gründerstaaten.
Das wirtschaftliche Wachstum der amerikanischen Kolonien war so erstaunlich wie dessen Bevölkerungswachstum: Kurz vor der „Boston Tea Party“, wie der Sturm auf die Teeladung genannt wird, lebten schon 2,5 Millionen Menschen in den 13 Gründerstaaten. Die Wirtschaft blühte; deren Grundlage war die große Nachfrage nach amerikanischen Erzeugnissen in ganz Europa.
Die Siedler wollten sich nicht mehr der britischen Krone unterordnen
Die Vorgeschichte der „Boston Tea Party“ lässt sich folgendermaßen kurz zusammenfassen: Auf der einen Seite stand eine erfolgreiche Kolonialgesellschaft in Amerika, die sich im englischen Parlament nicht vertreten sah und die auch nicht mehr bereit war, ihre wirtschaftlichen Interessen denen der englischen Krone unterzuordnen. Auf der anderen Seite stand das Mutterland Großbritannien, das seinem Empire Mitte des 18. Jahrhunderts eine neue Richtung verordnete: Weg vom Handelsimperium, hin zu einer imperialistischen Kolonialpolitik, die vor allem bedeutete: stärkere Eingriffe in die Kolonien. Dass es hier zu Konflikten kommen musste, lag auf der Hand.
Schon bei der Empörung über den „Stamp Act“ von 1765, einer neuen Verbrauchssteuer, kristallisierte sich der entscheidende Knackpunkt in der Beziehung zwischen Krone und Kolonien heraus, ebenso der später berühmt gewordene Slogan der 13 Gründerstaaten: „No taxation without representation“, sprich: Wie können Bürger auf der Grundlage von Gesetzen besteuert werden, bei deren Zustandekommen keiner ihrer gewählten Vertreter beteiligt war? Denn die amerikanischen Siedler hatten keine Vertreter im englischen Parlament. Es gab lediglich „agents“, Beauftragte der einzelnen Kolonien, quasi Lobbyisten, die nur hinter den Kulissen versuchen konnten, bei politischen Entscheidungen in London mitzugestalten.
Für die versenkte Teeladung rächte sich die britische Armee
Die britische Krone hatte keine Antwort auf die drängende Frage der politischen Mitbestimmung ihrer Bürger jenseits des Atlantiks und auch keine auf die zunehmenden Unabhängigkeitsbestrebungen ihrer Kolonisten. Stattdessen reagierte sie mit unverhältnismäßiger Härte auf den Verlust der wertvollen Teeladung: Verstärkung der Truppen in Boston, Sperre des Hafens, eine Änderung des Prozessrechts, das gewählte Oberhaus von Massachusetts wurde durch einen Vertreter der Krone ersetzt, die Armee konnte jederzeit Häuser und Güter beschlagnahmen.
Die berühmte „Boston Tea Party“ von 1773 war ein signifikanter Schritt auf dem Weg zur Unabhängigkeit der 13 britischen Kolonien in Nordamerika und ihrer Loslösung von Großbritannien. Mit der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 entstanden die Vereinigten Staaten von Amerika.
Warum waren sie als amerikanische Ureinwohner verkleidet?
Übrigens: Der Grund, warum sich die Bostoner Schiffstürmer bei ihrem Protestakt als amerikanische Ureinwohner verkleideten, war ein symbolischer – es ging nicht darum, den Ureinwohnern die Straftat unterzujubeln, umso mehr, als dass die Bostoner Bürger sofort als solche zu erkennen waren. Das Tragen der „indianischen“ Überwürfe und Äxte war eine deutliche Geste Richtung England: Die Menschen der Gründerstaaten sahen sich nicht mehr als britische Untertanen, sondern als Amerikaner.
1607 wurde in Nordamerika die erste britische Kolonie gegründet – Virginia.
Im 18. Jahrhundert gab es bereits die berühmten 13 neuenglischen Gründerstaaten.
Am 16. Dezember 1773 fand die „Boston Tea Party“ statt: Die Bürger forderten politische Mitbestimmung.
Mit der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776 entstanden die Vereinigten Staaten von Amerika. Die 13 britischen Kolonien erklärten ihre Loslösung von Großbritannien.
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