Falschgeld aus Neapel stand am Dienstag im Mittelpunkt eines Prozesses in Graz. Und die sieben Angeklagten haben ausreichende Erfahrung mit der Justiz: Gemeinsam können die Rumänen bereits auf unglaubliche 72 Vorstrafen zurückblicken.
„Die Angeklagten haben einige Erfahrungen mit den europäischen Strafjustizsystemen“, sagt Staatsanwältin Alexandra Ibler, die den fünf Männern und zwei Frauen die Verbrechen der Geldfälschung und kriminellen Vereinigung zur Last legt. „Kein Bagatelldelikt, denn Geldfälschung trifft einen sensiblen Bereich“, betont die Anklägerin im Hinblick auf den Strafrahmen von bis zu zehn Jahren.
Wie ging die Bande vor? „Es war ein richtiges System“, erklärt Ibler. Über Mittelsmänner wurde in Neapel Falschgeld bestellt, das die Angeklagten in verschiedenen Konstellationen mit Mietautos in Italien abholten. In Graz wurden dann mit den „Blüten“ Einkäufe getätigt. Die Waren wurden wiederum über Mittelsmänner nach Rumänien weiterverkauft.
Falschgeld in Unterhose versteckt
„Unklar ist, welche Strukturen da in Italien tatsächlich dahinter stecken, da äußerst vorsichtig und professionell vorgegangen wurde“, sagt die Staatsanwältin wohl in Hinblick auf eine mögliche Mafia-Beteiligung. Die Angeklagten gingen zumindest einfallsreich vor: Bei der Festnahme hatte eine der Frauen das Falschgeld in ihrer Unterhose versteckt.
Von Beginn an machte Richter Andreas Rom am Dienstag den Rumänen klar, dass ein Geständnis ein wesentlicher Milderungsgrund ist. Bei dem hohen Strafrahmen sicher eine Überlegung wert. Doch bis auf einen Rumänen, nämlich den mit den meisten Vorstrafen (20), machte anfangs keiner von diesem Angebot Gebrauch. „Sie sollen doch alle zugeben, was sie gemacht haben.“
Zu Mittag fielen erste Urteile
Doch nach eineinhalb Stunden legte schließlich ein weiterer Angeklagter ab und gestand zumindest als Chauffeur bei den Italien-Fahrten fungiert zu haben. Insgesamt 1200 Euro hätte er als Gewinnbeteiligung bekommen. Er wurde zu einem Jahr und acht Monaten Haft verurteilt und nahm das Urteil gleich dankend an.
Sein geständiger Kollege erhielt drei Jahre Gefängnis, weil er doch weit mehr Vorstrafen hat. Er bat Richter Rom, die Haft in Rumänien absitzen zu dürfen, damit er seine sechsjährige Tochter sehen kann. „Meine Frau ist verstorben. Als sie krank wurde, wollte ich eigentlich in Österreich arbeiten gehen ...“
Plötzlich überraschende Wende
Trotz aller Belastungen durch die Mitangeklagten leugneten die beiden Köpfe der Bande weiterhin jegliche Beteiligung („die lügen alle“), die Frauen zeigten sich zumindest teilweise geständig. Nach einer kurzen Nachdenkpause - nochmalig angeregt durch den Richter – dann die überraschende Wende: Plötzlich waren doch alle irgendwie irgendwann in Neapel und gestanden die Geldfälscherei ein, die kriminelle Vereinigung konnte nicht nachgewiesen werden.
Die restlichen Urteile bei einem Strafrahmen von fünf Jahre: 16 Monaten bis vier Jahre Haft. Die Angeklagten nahmen die Urteile an, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab.
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