Die aktuelle Wirtschaftsflaute macht auch vor dem Anlagenbauer Binder+Co aus Gleisdorf nicht halt. Der Auftragseingang sinkt, der Gewinn geht etwas zurück – angesichts des Umfelds ist die Unternehmensführung aber dennoch zufrieden. Personalabbau ist kein Thema. Weit in die Zukunft kann man derzeit aber nicht blicken.
„Als Binder+Co können wir derzeit nur etwa ein halbes Jahr vorausblicken“, sagt Vorstand Jörg Rosegger am Dienstag. Zu viele Unwägbarkeiten bietet derzeit das wirtschaftliche Umfeld, die Industrie ist in eine Rezession gestürzt.
Auch das Gleisdorfer Traditionsunternehmen, das heuer seinen 130. Geburtstag feiert, ist mit einem rückläufigen Auftragseingang konfrontiert: Im ersten Halbjahr lag man bei 65 Millionen Euro, ein Minus von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Dort hatten wir aber einen extrem hohen Auftragseingang. Und der Auftragsstand ist mit 82 Millionen Euro weiterhin sehr hoch“, betont der zweite Vorstand Martin Pfeffer. Die Kunden würden Aufträge derzeit nicht stornieren, aber vielfach verschieben und Entscheidungen hinauszögern.
Kein Personalabbau, steigender Umsatz
Der Umsatz in der Unternehmensgruppe mit knapp 300 festangestellten Mitarbeitern (davon 250 in Gleisdorf, Tendenz sogar leicht steigend!) lag mit 68 Millionen Euro sogar über dem ersten Halbjahr 2023 (plus acht Prozent). Leicht rückläufig war das operative Ergebnis: von 5 auf 4,7 Millionen Euro.
Stabil auf hohem Niveau ist der Umwelttechnikbereich. Die Oststeirer liefern Anlagen für die Kreislaufwirtschaft, die aus gebrauchten Materialien neue Wertstoffe gewinnen. Bei der Aufbereitung von Altglas ist Binder+Co sogar Weltmarktführer, immer wichtiger werden auch die Aufbereitung von Metallen und Bauschutt. Einen deutlichen Nachfragerückgang verzeichnet hingegen seit zwei Jahren der Bereich Aufbereitungstechnik (für Primärrohstoffe wie Sand, Kies, Schotter). Der dritte große Teilbereich des Unternehmens ist die Verpackungstechnik.
Asiatischer Markt ersetzt Russland
Mehr als 90 Prozent des Umsatzes stammen aus dem Export. Der EU-Anteil ist mit 42 Prozent stabil, stark rückläufig ist – primär aufgrund der Russland-Sanktionen – das Geschäft im restlichen Europa. Kompensiert wird das mit starkem Wachstum in Asien (insbesondere Japan und Südkorea) und leichtem Wachstum in Nordamerika.
Sorge bereitet den Geschäftsführern die Wettbewerbsfähigkeit. Insbesondere die Personalkosten sind zuletzt signifikant gestiegen. Rosegger: „In Europa können wir noch mithalten. In Asien wird es aber schwierig, da nimmt der Wettbewerb zu. Nur noch mit innovativen Produkten hat man hier eine gute Chance.“ Kein Wunder, dass man sich von der Politik – wie fast alle Unternehmer in Österreich – eine Senkung der Lohnnebenkosten wünscht.
Millionen-Investitionen in Gleisdorf
Trotz der Herausforderungen geht Pfeffer von einem „starken Jahr 2024“ auf. Stolz ist man auch auf die hohen Investitionen, die in den vergangenen drei Jahren in Gleisdorf getätigt wurden. Alleine heuer waren es acht Millionen Euro. Nach Hallen und Anlagen lag in diesem Jahr der Schwerpunkt auf der Abkehr von fossilen Brennstoffen: Auf den Hallendächern wurden Photovoltaik-Anlagen errichtet (etwa 40 Prozent der benötigten Energie werden somit selbst erzeugt), seit der Vorwoche ist der Industriebetrieb auch ans Fernwärmenetz angeschlossen: Das ersetzt eine Erdgas-Heizung.
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