Kaffeehäuser zu teuer?

„4,20 € nicht für Mokka, sondern schöne Stunden“

Wien
08.10.2024 14:15

Wiens Kaffeehäuser präsentieren stolz eine neue Studie über ihre Funktion als „sozialen Ort“ – und dazu eine Kampagne mit Schauspieler Manuel Rubey als Oberkellner. Kritik an hohen Preisen finden die Cafétiers unfair. Sie finden im Gegenteil, oft werde zu wenig gewürdigt, was Kaffeehäuser können.

Wiens Kaffeehäuser sind „auf dem richtigen Weg“, findet Innungschef Wolfgang Binder. Laut einer neuen Befragung der KMU-Forschung gehen 32.000 Menschen in Wien täglich ins Kaffeehaus, macht rund 15 Stammgäste für jeden Betrieb. Dass von 2000 Lokalen mit Kaffeehauslizenz nur noch rund 100 klassische Kaffeehäuser sind, stört die alteingesessenen Cafétiers überhaupt nicht. Dass „sich Kaffeehäuser weiterentwickelt haben“, ist aus Binders Sicht erfreulich.“ 

„Grundfunktion des Kaffeehauses hat sich nicht verändert“
Egal ob Coffee Bar, Ethno-Café oder das vertraute „Tschocherl“ am Eck: Jedes Kaffeehaus habe zwar seinen eigenen Kundenkreis, am Ende sei die Funktion aber „für jeden Gast gleich“: Der Hauptgrund für den Kaffeehausbesuch sei, sich mit Freunden und Familie zu treffen, zitiert Binder die Umfrage (siehe Grafik unten). Er denkt, „vor hundert Jahren hätte diese Frage ganz ähnliche Antworten erzielt. Die Grundfunktion des Kaffeehauses hat sich also nicht verändert“.

(Bild: Krone KREATIV)

Ein Problem eint freilich alle Betriebe, nämlich dass die Kundschaft immer genauer aufs Geld schauen muss. Beschwerden über hohe Preise relativiert Landtmann-Chef Bernd Querfeld allerdings selbstbewusst: „Mit 4,20 Euro zahle ich ja in Wahrheit nicht den Mokka, sondern zwei schöne Stunden“. Vom Service über die Zeitungen und gratis Internet über das Ambiente reiche das Angebot. „Wenn die Leute mit dem Auto ins Landtmann kommen, zahlen sie für die Tiefgarage gegenüber mehr – und da beschwert sich niemand“, wundert sich Querfeld.

„Leute haben das Daheimsein wieder gelernt“
Abgesehen von den Preisen hängt den Cafétiers immer noch Corona nach. „Da haben die Leute wieder das Daheimsein gelernt“, sinniert Binder. Dazu kämen  immer weitere Wege zwischen Arbeit und Zuhause für die Wiener. Dadurch falle in Wahrheit das ganze Tagesgeschäft weg, und nur mit dem Abendgeschäft werde es für Cafétiers wirtschaftlich schwierig. Ein Generationenproblem sieht Binder, selbst Chef des Traditionscafés Frauenhuber, allerdings nicht: „Das jüngere Publikum kommt wieder.“

„Niemand auf der Welt hat so ein großes Wohnzimmer“
Um das Geschäft anzukurbeln, betonen die Cafés nun auch ihre Funktion als sozialen Ort in einer neuen Video-Kampagne mit Schauspieler Manuel Rubey in der Rolle eines singenden Oberkellners. Laut ihm kann Wien glücklich sein über Institutionen, „in denen man zur Not auch sechs Stunden bei einem Mokka sitzen kann. Dass das noch geht, finde ich großartig“. Auch Werber Thomas Kratky meint, man schätze Kaffeehäuser in der Stadt zu wenig: „Niemand auf der Welt hat so ein großes Wohnzimmer wie die Wiener.“

Er sei es gewohnt, Liebe zu Marken zu inszenieren, meint Kratky. Bei Kaffeehäusern falle das jedoch leicht: Auch wenn man manchmal über Preise oder unfreundliche Kellner schimpfe: „Man kann sie nicht nicht lieben“. Innungs-Vizechefin Alexandra Psichos-Prankl geht sogar noch einen Schritt weiter: Das Kaffeehaus sei für Wien der Ort schlechthin, wo man ohne jeden Standesunterschied gleich behandelt werde und wo man auf jeden Fall Gesellschaft finde. Sie ist überzeugt: „Das Kaffeehaus hilft, ein Mensch zu bleiben.“

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