Den Haushalten droht im nächsten Jahr eine höhere Strom- und Gasrechnung. Durch den Ausstieg aus Öl und Gas müssen nämlich alternative Energieformen sowie Netzinfrastruktur ausgebaut werden. Über die Netzkosten zahlen diese Investitionen zum Großteil die Verbraucher. Die AK rechnet mit einer Verdoppelung der Netzkosten bis 2030 und mahnt Reformen ein.
Die seit dem letzten Jahr sinkenden Strom- und Gaspreise haben die Ausgaben der Haushalte für Energie zuletzt wieder deutlich reduziert. Ein Punkt auf der Jahresabrechnung dürfte jedoch in Zukunft deutlich steigen: die Netzkosten. Sie machen in etwa ein Drittel der Abrechnung aus und werden von den Netzbetreibern (zum Beispiel Wiener Netze, Netze NÖ, APG) eingehoben.
Die konkrete Höhe wird jährlich per Verordnung (Systemnutzungsentgelte-Verordnung) durch den Regulator E-Control festgelegt. Um die Netze zukunftsfit zu machen – Stichwort Energiewende – muss viel Geld investiert werden. In den nächsten Jahren dürften dies, konservativen Schätzungen zufolge, mindestens 20 Milliarden Euro sein. Alleine der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG), der sich um die großen Verteilnetze kümmert, steckt bis 2034 rund neun Milliarden Euro in die Netze.
Das ist auch dringend notwendig, rechnen doch Experten bis 2030 mit einem um 30 Prozent höheren Stromverbrauch (wegen einer höheren Elektrifizierung bei Unternehmen, wegen zunehmender E-Mobilität, mehr Wärmepumpen usw.). Somit sind insgesamt rund 39 Terawattstunden Strom zusätzlich notwendig.
AK erwartet Verdoppelung der Netzkosten
Da die Netze bzw. deren Ausbau jedoch zum Großteil über die Netznutzungsentgelte finanziert werden, werden diese bald kräftig steigen. „Wir rechnen schon für das nächste Jahr mit einem Anstieg der Netzentgelte um 20 Prozent“, betont AK-Energieexperte Joel Tölgyes. In den nächsten Jahren erwartet er sogar eine Verdoppelung der Kosten. Tölgyes: „Ein Durchschnittshaushalt zahlt aktuell netto rund 300 Euro Netzentgelte im Jahr. Bis 2030 dürften sich die Ausgaben dann auf 600 Euro verdoppeln“.
Die Netzkosten werden sich bis ins Jahr 2030 verdoppeln.
Joel Tölgyes, Energieexperte der Arbeiterkammer Wien
Bild: AK/Lisi Specht
Was man gegen die Verteuerung tun kann
Um diesem starken Kostenanstieg dagegenzuwirken, empfehlen die Konsumentenschützer, an mehreren Schrauben zu drehen. Wichtig wäre beispielsweise ein abgestimmter Ausbauplan auf allen Netzebenen. Derzeit gibt es diesen nur für die Übertragungsnetze, nicht aber auf Haushaltsebene, erklärt Tölgyes. Das führe zu Unsicherheiten, beispielsweise ob und wann eine PV-Anlage angeschlossen werden kann.
Darüber hinaus müsse der Staat solche Projekte, beispielsweise über Investitionszuschüsse, Eigenkapital-Beteiligungen oder längeren Abschreibungsdauern kofinanzieren. „Stromnetze werden ja auch über Generationen genutzt“, so der AK-Experte.
Stärker in die Pflicht genommen werden müssten aber auch Stromproduzenten sowie Großverbraucher, so der Vorschlag. Aktuell sei beispielsweise die Groß-Industrie für 30 Prozent des Stromverbrauchs verantwortlich, kommt aber nur für 14 Prozent der Netzkosten von im Vorjahr 2,5 Milliarden Euro auf. Anders bei den Haushalten, die ein gutes Viertel des Stromverbrauchs ausmachen, aber 44 Prozent der Netzentgelte tragen.
Kritik gibt es auch für die grundsätzliche Aufteilung der Netzentgelte zwischen Erzeuger und Verbraucher. Letztere müssen über 90 Prozent der Kosten tragen. Im Vorjahr hat der Staat noch wegen der hohen Energiepreise 80 Prozent der zusätzlichen Netzkosten übernommen.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.