Weltweit Nummer zwei

Riesige Kryptobörse plant ihre EU-Zentrale in Wien

Wirtschaft
10.10.2024 14:57

Ab 2025 reicht Kryptowährungs-Firmen eine Lizenz in nur einem EU-Land, um in der ganzen Union anzubieten. Daher schlagen gerade zunehmend asiatische und amerikanische Unternehmen am europäischen Markt auf. Die nach Volumen weltweit zweitgrößte Kryptobörse Bybit aus China plant ihre EU-Zentrale in Österreich. Wien will sich zu einem Hotspot in der internationalen Kryptoszene entwickeln.

Rund 20 Kryptowährungs-Unternehmen werden im Lauf der nächsten Monate um eine Lizenz ansuchen, erwartet die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA). Das prominenteste unter ihnen ist wohl Bybit. Die chinesische Plattform hat weltweit 50 Millionen Kunden und ist nach Handelsvolumen mittlerweile die zweitgrößte Kryptobörse überhaupt. Im September gründete das Unternehmen laut Firmenbuch mehrere Gesellschaften in Österreich, der Sitz ist im 22. Wiener Gemeindebezirk. Derzeit soll man auf der Suche nach einem Büro mit Innenstadtlage sein.

Ein Standort und eine „MiCAR-Lizenz“ in einem EU-Land ist Voraussetzung, um ab 2025 eine Lizenz für den gesamten EU-Markt zu erhalten und Kunden somit das Handeln mit verschiedenen Kryptowährungen (Bitcoin, Ethereum usw.) zu ermöglichen. Seit 1. Oktober sind Anträge möglich, bei der FMA gab es bisher einen Lizenzantrag, doch weitere werden folgen.

Wer den Handel mit Kryptowährungen anbietet, braucht eine Lizenz der Aufsicht. (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Wer den Handel mit Kryptowährungen anbietet, braucht eine Lizenz der Aufsicht.

Österreich als Standort für Krypto-Riesen
Auch die US-Firmen Coinbase und Kraken haben aus dem Grund bereits in Irland einen Sitz gegründet. Warum sich Bybit ausgerechnet Österreich für seine Europa-Zentrale aussucht? Damit hat auch die heimische Finanzmarktaufsicht zu tun. Sie gilt einerseits als international sehr angesehen, andererseits auch als offen, was virtuelle Währungen betrifft. Die Expertise im Krypto-Sektor ist sehr renommiert.

Zuvor haben einige Kryptobörsen auch über das Baltikum oder Malta den Einstieg in den Markt versucht, doch die dortigen Aufsichtsbehörden haben einen weniger guten Ruf. Eine dortige Lizenz ist bei Aufsichten anderer Länder nicht so hoch angesehen. „Österreich hat sich hier gut positioniert und versucht, Fehler aus der Vergangenheit zu vermeiden“, so der Experte und Validvent-Gründer Georg Brameshuber von der „Digital Asset Association Austria“. Damit spielt er auf den Fall der N26 an – eine von Wienern gegründete Online-Bank, die vor Jahren Deutschland als Lizenzstandort bevorzugte.

Hinter der Handelsplattform Bybit steht der chinesische Eigentümer und CEO Ben Zhou. Der Sitz des Unternehmens ist mittlerweile in Dubai. Zuletzt konnte die Plattform binnen eines Jahres ihren Marktanteil verdoppeln und wächst weiterhin rasant. Nach Binance ist Bybit gemessen am Handelsvolumen die weltweit größte Plattform. Das Unternehmen hat viele professionelle Händler als Kunden, die über die Plattform Handel betreiben. Damit spricht man auch eher eine andere Zielgruppe als zum Beispiel die Austro-Firma Bitpanda an, die sich besonders als Einstiegs-Plattform versteht.

Internationaler Wettbewerb nimmt zu
Bis Bybit eine Lizenz für den europäischen Markt erhält, dürfte es noch etwas dauern. Im Laufe des Jahres 2025 soll es mit dem Einstieg klappen. Auf eine Kundenbasis kann der Anbieter aber bereits aufbauen, denn schon jetzt haben zahlreiche nicht-europäische Online-Kryptodienstleister unreguliert – das heißt ohne Lizenz – am europäischen Markt Nutzer. Durch die Änderung, wonach Kryptobanken einen unkomplizierteren Zugang zum Markt erhalten können und so auch einen Vertrieb starten können, wird sich der Wettbewerb verschärfen. Das bedeutet auch neue Konkurrenz für den Platzhirsch in Österreich. Denn mit Bitpanda kommt der in Europa führende Anbieter für den Handel mit Kryptowährungen aus Wien.

Siedelt sich nun Bybit ausgerechnet in Österreich an, würde das die Strahlkraft des heimischen Standorts aber auch deutlich erhöhen. Denn damit hätten mit Bitpanda der führende europäische Krypto-Anbieter und mit Bybit die weltweit zweitgrößte Börse, beide ihren Sitz in Wien. „Österreich positioniert sich als attraktiver Standort für internationale Größen der Kryptowelt“, sagt Brameshuber. „Das ist eine Chance für Österreich, in einer so wachsenden Branche vorne mit dabei zu sein.“

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