Österreichs Fußball-Nationalteam will am Donnerstag (20.45 Uhr) in Linz als klarer Favorit gegen Kasachstan auf die Siegerstraße zurückkehren. Drei Partien in Folge hat die Auswahl von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick nicht gewonnen. Nach dem verpatzten Auftakt in Slowenien (1:1) und Norwegen (1:2) scheint ein Heimsieg gegen die Nummer 109 der FIFA-Weltrangliste Voraussetzung, wollen die Österreicher in der Nations League noch ein Wort um den Gruppensieg mitreden.
„Was im Mittelpunkt stehen muss, ist, dass wir attackieren, dass wir den Gegner unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen“, meinte Rangnick am Mittwoch im Teamcamp in Windischgarsten. „Unser Spiel lebt von dieser Energie, von diesem Feuer.“ Das hatte der Deutsche im September in den ersten Spielen nach der EM etwas vermisst. „Wir haben zu den Spielern gesagt, dass sie ‘back to the roots‘ müssen. Wir müssen das, was uns über zwei Jahre zu dem gemacht hat, was wir waren, in den Vordergrund rücken.“
Das sei in den Trainings in Oberösterreich passiert. Am Dienstag stand das Spiel gegen den Ball im Fokus, in der Abschlusseinheit am Mittwoch auf dem Sportplatz des SV Windischgarsten auch jenes mit Ball sowie Standardsituationen. Die Kasachen, die Norwegen im September ein 0:0 abgetrotzt hatten, werden mit einer Defensivtaktik erwartet. Von einem „Pflichtsieg“ wollte Rangnick nicht mehr sprechen. „Das wird alles andere als ein Spiel, das wir einfach im Vorbeigehen gewinnen“, warnte der 66-Jährige. „Wir brauchen eine Topleistung.“
Schlager im Tor?
Gegen sehr defensive Gegner haben sich die Österreicher in der Vergangenheit wiederholt schwergetan. Wenn man die nötige Energie auf den Platz bringe, mache er sich darüber aber keine Gedanken, betonte Rangnick. „Gegen solche tief stehende Gegner werden wir zweite Bälle und Balleroberungen haben. Wenn der Ball abgefangen wird, holen wir ihn uns wieder zurück. Das ist das, was uns stark gemacht hat, was uns auszeichnet, was uns auch wieder stark machen muss und wird.“
Mit welchem Personal gegen das Team des früheren Tirol-Keepers und -Trainers Stanislaw Tschertschessow die Trendwende gelingen soll, ließ Rangnick offen. Im Tor könnte Salzburg-Reservist Alexander Schlager Spielpraxis erhalten. Für die zweite Partie des Linz-Doppels am Sonntag gegen Norwegen scheint Patrick Pentz gesetzt. Es könne, müsse aber nicht sein, dass EM-Goalie Pentz beide Spiele bestreite, sagte Rangnick. „Es kann auch sein, dass wir die Spiele verteilen.“
Auch Trauner ist fit
Phillipp Mwene ist gelbgesperrt, alle anderen Kaderspieler seien laut Rangnick einsatzfähig. Auch Gernot Trauner habe „keine Probleme“. Der Oberösterreicher wird aller Voraussicht nach wie im EM-Spiel gegen Polen (3:1) mit Philipp Lienhart die Innenverteidigung bilden. Wie Trauner, der bei Feyenoord Rotterdam in dieser Saison wegen anhaltender körperlicher Beschwerden noch keine Partie durchgespielt hat, auf die Belastung reagiert, bleibt abzuwarten. Rangnick: „Wir müssen danach schauen, ob es sich bis Sonntag ausgeht.“ Mit David Alaba, Kevin Danso und Maximilian Wöber fehlen bereits drei zentrale Verteidiger.
Ungeklärt ist einmal mehr die Situation im Sturmzentrum. Routinier Marko Arnautovic könnte erste Wahl sein und als „Joker“ von der Bank vom eben erst von einem Muskelfaserriss genesenen Michael Gregoritsch abgelöst werden. Kraft für 90 Minuten habe er noch nicht, erklärte Gregoritsch. Außenseiterchancen auf einen Startelf-Einsatz, seinen erst zweiten im ÖFB-Team, hat auch sein Freiburg-Clubkollege Junior Adamu.
Schlüsselspieler sind nicht Stammspieler
Rangnick sprach in höchsten Tönen vom 23-Jährigen. „Im Spiel gegen den Ball ist er sicher einer unserer Vorzeigespieler.“ Adamu sei ein „guter erster Ansprinter“, der auch ein gutes Gefühl dafür habe, wann er das Pressing auslösen müsse. „Mit dem Ball hat er jetzt auch an Selbstvertrauen zugelegt. Insofern ist er sicherlich wieder ein ernsthafter Kandidat. Vor allem ist er im Moment auch im Spielrhythmus.“
Das können nicht alle ÖFB-Legionäre von sich behaupten. Die Schlüsselspieler Konrad Laimer (Bayern München), Marcel Sabitzer (Borussia Dortmund) und Christoph Baumgartner (RB Leipzig) etwa sind bei ihren Clubs aktuell nur Teilzeitkräfte. Arnautovic kommt bei Inter Mailand nur noch sporadisch zum Einsatz. Das Nationalteam soll Abhilfe schaffen. Rangnick: „Es geht darum, dass wir unsere Energie auf den Platz bringen.“
In den jüngsten sieben Partien gelangen dem ÖFB-Team lediglich zwei Siege. So schwach die Bilanz seit der EM ausfällt: Ihre jüngsten drei Heimspiele haben die Österreicher alle gewonnen. In 22 der vergangenen 23 Länderspiele erzielte die Rangnick-Auswahl zudem zumindest einen Treffer. Ohne Gegentor blieb man in den jüngsten neun Partien allerdings ebenfalls nie.
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