Am Freitag ist, – so kurios es klingen mag – der „Welt-Ei-Tag“. Käfighaltung, Herkunfts- und Haltungskennzeichnung, Futtermittel: Die österreichische Eierproduktion unterscheidet sich in einigen Punkten von der internationalen. Und dennoch können wir uns sicher sein, dass wir regelmäßig Eier von Hühnern aus Käfighaltung essen!
Erfinder des „Welt-Ei-Tages“ ist der Österreicher Willi Kallhammer, der als Präsident der „International Egg Commission“ 1996 den Welt-Ei-Kongress in Wien veranstaltet hat. Damals wurde beschlossen, weltweit den zweiten Freitag im Oktober dem Ei zu widmen.
248 Eier verzehrt ein Österreicher im Schnitt jährlich. Eine moderne Henne legt 290 bis 320 Eier pro Jahr (Anm.: Eine moderne Legehenne kann alle 24 Stunden ein Ei legen. Nach etwa 100 Tagen macht sie eine kurze Legepause, dann setzt sie das tägliche Eierlegen fort). Mehr als sieben Millionen Legehennen erzeugen unsere österreichischen Eier. Wenn man sich die Haltungsformen weltweit ansieht, ist es alles andere als verbreitet, dass sie das nicht mehr in Käfigen tun.
Der überwiegende Teil der global vermarkteten Eier kommt von Hennen in Käfighaltung. In Österreich sind die klassischen Käfige verboten, der Import von Käfigeiern jedoch erlaubt!
Diese Zahlen sind nicht das „gelbe vom Ei“
Zum Welt-Ei-Tag hat der Tierschutzverein „Vier Pfoten“ einen Blick auf die aktuellen österreichischen Importzahlen von Eiern geworfen: Insgesamt wurden im Vorjahr 24.985 Tonnen Eier beziehungsweise Eierprodukte aus dem Ausland bezogen. Importland Nummer eins ist Deutschland mit 12.354 Tonnen, gefolgt von Tschechien mit 2.876 Tonnen und Polen mit 2.666 Tonnen.
Während Deutschland „nur“ vier Prozent aller Legehennen im Käfig hält, haben in Tschechien 56,3 Prozent der Hennen weniger als ein DIN-A4 großes Blatt Platz zum Leben. In Polen sind es sogar knapp 70 Prozent. Das bedeutet aber auch, dass Österreich mit großer Wahrscheinlichkeit Käfigeier bezieht.
Es ist ein klarer Auftrag an die Politik, endlich auch eine Kennzeichnungspflicht für verarbeitete, eihaltige Produkte nach Herkunft und Haltungsform einzuführen – auch in der Gastronomie. Nur so haben Konsumenten die Möglichkeit zu erfahren, woher die verwendeten Eier und Eibestandteile tatsächlich stammen und können bewusst eine Kaufentscheidung treffen.
Maggie Entenfellner, „Krone“-Tierschutzexpertin
Bild: kmm
In der EU sind die sogenannten „ausgestalteten“ Käfige noch erlaubt. Das bedeutet für die Tiere, ständig auf Drahtgitterböden auf einer Fläche von lediglich 750 Quadratzentimeter zu stehen, ohne jede Möglichkeit, auch nur annähernd ihre Bedürfnisse auszuleben.
Die Bedingungen für die Tiere außerhalb der EU sind noch schlimmer, denn statt der „ausgestalteten“ Käfige sind die traditionellen Legebatterien dort noch gang und gäbe. Und Österreich importiert auch Eier aus EU-Drittstaaten. So wurden 2023 etwa aus der Ukraine knapp 152 Tonnen eingeführt. Sogar aus China kamen 63,2 Tonnen Eier.
Warum wir unwissentlich immer noch Eier aus Käfighaltung essen
„Zwar ist die Käfighaltung in Österreich seit 2020 verboten, das bedeutet aber leider nicht, dass keine Käfigeier mehr auf unseren Tellern landen. Sehr oft finden sich diese in verarbeiteten Produkten wie Saucen, Nudeln oder Mehlspeisen. Im Gegensatz zu frischen Eiern können Verbraucher die Herkunft hier jedoch nicht prüfen. Es fehlt auf Gesetzesebene eine verbindliche Kennzeichnung der verwendeten Eibestandteile“, sagt, „Vier Pfoten“- Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Gehen Sie auf Nummer sicher
Wissen Sie, was die Kennzeichnung auf dem Ei bedeutet? Tatsächlich gibt sie Auskunft über die Lebensumstände der Hennen, von denen Ihr Frühstücksei stammt. Dabei gilt: Je kleiner die erste Ziffer, umso weniger leidet das Huhn. Jedes Ei, das in der EU produziert wurde, muss durch einen individuellen Code aus Zahlen und Buchstaben gekennzeichnet sein. Dieser Code zeigt an, wo und wie das Huhn gehalten wurde, das dieses Ei gelegt hat:
0 = Bio-Haltung
Eier aus ökologischer Erzeugung müssen EU-weit strenge Anforderungen erfüllen. Das Futter muss zu 95 Prozent aus biologischer Landwirtschaft sein, fünf Prozent konventionelles gentechnikfreies Eiweißfutter ist erlaubt. Bio-Hennen haben täglich und tagsüber Auslauf, Raum zum Picken, Sandbaden und Ruhen sowie Bäume und Sträucher, unter denen sie sich verstecken können.
1 = Freilandhaltung
Im Stallinneren erkennt man keinen Unterschied zwischen Boden- und Freilandhaltung. Der Auslauf macht den Unterschied: Hennen müssen jeden Tag Zugang ins Freie haben. Dieser Auslauf muss in Österreich mindestens acht Quadratmeter pro Henne betragen. Die Futtermittel müssen hier nicht aus Bioanbau stammen.
2 = Bodenhaltung
Bei der Bodenhaltung leben neun Hennen pro Quadratmeter in riesigen Hallen. Sind Sitzstangen und Legenester in mehreren Etagen angebracht (sogenannte Volierenhaltung), dürfen es sogar 18 Hennen pro Quadratmeter Stallgrundfläche sein. Sie können sich zwar bewegen, in einem ausgestreuten Teil des Stalls scharren und im Staub baden, Tageslicht und Auslauf an frischer Luft erleben sie aber nie.
Eines der größten Tierschutzprobleme in der Eierindustrie ist das sogenannte Kükentöten. Es bedeutet, dass die männlichen Küken selektiert, der Großteil von ihnen getötet und als Futterküken verwendet werden. Eine Ausnahme stellt lediglich der Bio-Bereich dar! Dort ist das Kükentöten verboten und die männlichen Nachkommen werden als Bruderhähne aufgezogen.
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