Bullen-Boss Winkler:

„Wollen mit einheimischen Spielerinnen spielen“

Salzburg
11.10.2024 13:00

Bernd Winkler ist der Sportdirektor in der Frauenabteilung von Red Bull Salzburg, die vergangenes Jahr gegründet wurde. Der 45-Jährige spricht im Interview mit der „Krone“ über die Bundesliga, den eingeschlagenen Weg, die Finanzen und eine große Vision von ihm.

Wie läuft ein Arbeitstag bei Ihnen ab?

Meine Arbeitstage sind von viel Flexibilität geprägt. Es kommen öfter auch Dinge auf mich zu, von denen ich in der Früh noch nichts weiß. Es gibt einfache Themen wie die Planung der Spiele oder Transferanmeldungen. Und es gibt auch viele Sachen abseits des Platzes. Wir haben einige Mädels im Internat, da müssen wir zum Beispiel immer wieder schauen, wie sie von A nach B kommen. Aber wir sind ein gutes Team und bei uns ist sich keiner zu schade, Dinge zu machen, die nicht genau in das Aufgabenfeld passen.

Wie gefällt Ihnen die Rolle?

Mir taugt es extrem, weil mein Aufgabengebiet unglaublich groß ist. Ich bekomme Einblicke alle Themen wo ich mich vorher noch nicht gut Bescheid wusste.

Aktuell spielt man in der Future League. Wie sieht der weitere Fahrplan aus? 

Das Ziel ist es natürlich, dass unsere Mädchen künftig in der Bundesliga eine gute Rolle spielen. Aber der große Punkt bei uns bleibt die Entwicklung. Wir wollen Mädels aus der Region weiterentwickeln. Einen fixen Zeitpunkt für die Bundesliga haben wir nicht festgelegt, weil wir nicht genau wissen, wann unsere Mädels bereit sind, um oben spielen zu können. Die Liga hat sich in den letzten Jahren stark verbessert und Druck wollen wir den Mädels keinen machen. Wenn wir das Gefühl haben, dass es Sinn macht, werden wir den Schritt setzen.

Winkler beim Interview. (Bild: ANDREAS TROESTER)
Winkler beim Interview.

Wie funktioniert die Kommunikation mit dem FC Bergheim?

Wir haben einen super Austausch mit dem FC Bergheim. Wir helfen uns gegenseitig, das ist eine gelebte Kooperation in beide Richtungen. Bergheim tut sich als kleiner Klub in der Bundesliga nicht leicht, sie brauchen Unterstützung. Wir können in anderen Bereichen von ihnen lernen, deswegen ist die Zusammenarbeit für beide Seiten ein großer Vorteil.

Wie oft finden pro Woche Trainingseinheiten statt?

Wir trainieren Montag, Donnerstag und Freitag in Rif und am Dienstag in der Akademie. Die Mädels trainieren aber sogar öfter, weil der Großteil ins SSM geht und dort auch noch Vormittagseinheiten absolviert. Die Spiele finden alle in Bergheim statt.

Wie viele Teams gibt es bereits?

Wenn wir nächste Saison kein Erwachsenenteam führen, bleibt es bei zwei Mannschaften. Irgendwann wollen wir drei haben (Bundesliga, Future League, U16). In den Jahrgängen darunter sehe ich derzeit noch keinen Sinn, weil die Mädels lange bei den Burschen mitspielen können und da sehr gut gefordert werden.

Die Bullen wollen auch im Frauen-Fußball erfolgreich sein.  (Bild: ANDREAS TROESTER)
Die Bullen wollen auch im Frauen-Fußball erfolgreich sein. 

Wie funktioniert das Scouting?

Über die Bundesländer-Nachwuchsmeisterschaften bei den Mädchen sind gute Spielerinnen schnell bekannt. Bei uns gibt es aber auch ein Netz an Scouts, die regional unterwegs sind. Wenn da ein gutes Mädchen dabei ist, dann bekommen wir Bescheid und haben die am Radar. Zu uns kommen sie dann aber erst ab der U16. Der Chefscout von den Mädels bin ich (lacht). Ich schaue regional zwangsläufig schon mehr Frauen- als Burschen-Spiele.

Glauben Sie, dass die Frauen bei euch irgendwann bezahlt werden?

Ich gehe davon aus, dass dieses Thema wachsen wird. In Österreich gibt es derzeit kaum Profispielerinnen. Wir in Salzburg sind aktuell davon ganz weit entfernt. Wir wollen mit jungen, hungrigen und einheimischen Spielerinnen spielen und das Thema Geld nicht künstlich pushen. Irgendwann schließe ich einen Profibetrieb aber nicht aus, weil ich hoffe, dass die Liga noch wächst und professioneller wird. Dafür braucht es jedoch Partner und Sponsoren bzw. einen entsprechenden Markt.

Wollt ihr weiter nur auf heimischen Spielerinnen setzen?

Das ist unser klarer Plan. Wir haben nicht die Ressourcen von Internatsplätzen, dass wir Spielerinnen aus anderen Ländern holen können. Letztes Jahr haben wir nur aus dem Umkreis von 50 Kilometer welche verpflichtet. Heuer haben wir sechs Internatsplätze für Spielerinnen aus Tirol, Vorarlberg und Kärnten, auch weil sie in diesen Bundesländern überhaupt keine Möglichkeit haben, sich weiterzuentwickeln. Das Ziel muss es sein, dass wir mehr Breite an Spielerinnen haben in Österreich. Nicht nur für die Bundesliga, sondern auch für kleinere Ligen. Bei uns gibt es ca. 15.000 Spielerinnen, in den Niederlanden ca. 100.000 oder in der Schweiz etwa 50.000. Da sind wir schon weit hinten. Und klar ist: Je mehr Spielerinnen, desto mehr Talente haben die Klubs zur Verfügung.

Winkler (re.) spielte jahrelang im Salzburger Unterhaus. (Bild: Andreas Tröster)
Winkler (re.) spielte jahrelang im Salzburger Unterhaus.

Wie sind Sie zu diesem Job gekommen?

Ich bin eigentlich mein ganzes Leben schon beim Klub habe u.a. sieben Jahre als Scout für die erste Mannschaft gearbeitet und dann verspürt, dass ich gerne mehr machen würde. Nebenbei war ich ja auch noch Lehrer und beim Fernsehen. Drei Sachen gleichzeitig waren mir irgendwann zu viel und ich wollte mich auf ein Thema fokussieren. Dann ist der Klub auf mich zugekommen, mit der Idee eine Frauenabteilung zu gründen und hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, das zu übernehmen. Ich bin dann recht schnell zu der Entscheidung gekommen, dass ich das gerne machen würde. Bis heute bereue ich die Entscheidung nicht. Mit den Mädchen macht es großen Spaß, sie horchen zu, wollen lernen und lamentieren nicht. Wenn man sich mehr damit auseinandersetzt, sieht man wie spannend und qualitativ hochwertig der Frauenfußball mittlerweile schon geworden ist. 

Wie viele Leute arbeiten nur für die Frauen?

Bei der U20 haben wir fünf Staffmitglieder, bei der U16 sind es vier Leute. Und dann gibt es natürlich noch mich, ich helfe überall mit, wo ich kann (lacht).

Haben Sie die Vision, irgendwann im Stadion zu spielen?

Irgendwann im Stadion zu spielen, ist eine große Vision von mir. Aber da sind wir derzeit schon noch ganz weit weg. Wichtig ist es zu sagen, dass wir aktuell schon gute Rahmenbedingungen haben, auf denen wir aufbauen und uns Schritt für Schritt entwickeln wollen.

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