Bogen überspannt?

Ärztin wegen politischer Arbeit unter Beschuss

In St. Wolfgang hat zuletzt die Volksbefragung für tiefe Gräben gesorgt, auch etliche Wochen danach haben sich die Gemüter noch nicht beruhigt.

(Bild: Pressefoto Scharinger © Daniel Scharinger)

In Sankt Wolfgang weht einer Allgemeinmedizinerin seit einiger Zeit ein ziemlich rauer Wind entgegen. Es geht aber überhaupt nicht um ihre fachliche Kompetenz. In der Kritik steht die Ärztin wegen ihres  „Zweitjobs“ als Grünen-Gemeinderätin. Ihr wird vorgeworfen, in der Praxis politisch zu agieren.

Ich bin Ärztin, ich habe aber auch ein Recht auf eine freie Meinung in der Ordination. Ich will meinen Heimatort auch mitgestalten.“ Keinerlei Konfliktpotenzial sieht Elisabeth Leifer-Lepic in der Ausübung ihres Jobs als Hausärztin in St. Wolfgang und ihrem Engagement bei den Grünen im Gemeinderat der Tourismusgemeinde.

Rechtlich abgesichert
Rechtlich hat sie sich bei der Ärztekammer auch abgesichert: „Laut den Juristen darf ich meine Meinung äußern, aber nie jemanden unter Druck setzen.“ Genau das soll sie aber laut ihren Kritikern und einigen politischen Mitbewerbern zuletzt getan haben – im Zuge der Volksbefragung zum Schulneubau. Leifer-Lepic bestreitet dies vehement.

Unter anderem wirft ihr FP-Ortsparteichef Ronald Eichenauer als langjähriger Ex-Patient die Politisierung ihrer Arzt-Praxis vor. „Sie war immer schon ein wenig grenzwertig. Seit sie in der Politik ist, wurde es schlimmer. Zuletzt hat sie den Bogen überspannt. In einer kleinen Gemeinde traut sich niemand etwas zu sagen, aber so kann es nicht weitergehen.“

Für Paul Sungler hat Politik in einer Praxis nichts verloren.

(Bild: Markus Tschepp)

Auch dem ortsansässigen Spitzenmediziner und langjährigen Chef der Salzburger Landeskliniken, Paul Sungler, sind die Vorwürfe zu Ohren gekommen. Er habe schon mehrfach von der „seltsamen Praxis“ gehört. „Mich haben Patienten angesprochen, dass sie aus Angst, nicht mehr entsprechend versorgt zu werden, Unterschriften zur ,Bürgerbefragung‘ geleistet haben.“ Fachlich stellt er Liefer-Lepic aber ein Top-Zeugnis aus: „Nach wie vor ist die medizinische Versorgung durch die Ärztinnen in der Gruppenpraxis klaglos und auf hohem Niveau.“