Eine 48-jährige Frau soll im Frühjahr in Graz ihren Lebensgefährten mit einem Messer in den Bauch gestochen und lebensgefährlich verletzt haben. Zuvor hatten beide reichlich Alkohol getrunken und gestritten. Nun steht die Frau wegen versuchten Mordes vor Gericht.
Das blutige Ende eines Beziehungsstreits war am Donnerstag Gegenstand eines Geschworenenprozesses am Grazer Straflandesgericht. Laut Anklage soll eine 48-jährige Ungarin im April ihrem 31-jährigen Lebensgefährten, ebenfalls aus Ungarn, durch einen Bauchstich lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt haben. Der Mann überlebte nur durch eine Not-Operation.
Das Unheil nahm am Grazer Hauptbahnhof seinen Lauf, wo die Frau und ihr Partner „kleine Fläschchen, so wie Jägermeister“ tranken. Die 48-Jährige hat die meiste Zeit auf der Straße gelebt und ist nur Gelegenheitsjobs nachgegangen. Dann zogen die beiden weiter in die Wohnung des Schwiegersohns der Frau, wo auch weiter Hochprozentiges floss.
Eifersucht brachte Frau in Rage
Im Laufe des Abends erhielt die Angeklagte einen Anruf einer Frau, mit der ihr Partner schon zuvor eine Affäre gehabt haben soll. An diesem Abend soll sie gesagt haben, dass sie ihn „wieder haben wolle“. Dann „sind der Angeklagten die Sicherungen durchgebrannt“, schilderte die Staatsanwältin. Wut, Zorn und Enthemmung durch Alkohol hätten die Frau veranlasst, in die Küche zu gehen, ein Messer zu holen und ihren Lebensgefährten in den Bauch zu stechen.
Der Mann brach im Vorraum zusammen, erst durch einen Anruf des Schwiegersohns der Angeklagten, der während der Tat im Badezimmer war, wurde die Rettungskette in Gang gesetzt. Der Dünndarm des Opfers wurde beim Angriff durchlöchert und das Gutachten des Gerichtsmediziners besagt, dass der Mann ohne intensivmedizinische Betreuung und eine Notoperation mit Sicherheit verstorben wäre.
„Sie wollte ihn töten“, betont die Staatsanwältin, „und hat nicht etwa, wie häufig bei häuslicher Gewalt, mit einem Gegenstand nach dem Opfer geworfen, sondern gezielt ein Messer geholt.“
„Wollte mir die Pulsadern aufschneiden“
Die Ungarin – sie hatte zum Tatzeitpunkt 1,7 Promille intus – zeigte sich vor Gericht unter Tränen nicht geständig. Sie berichtet zwar von einem heftigen Streit und dass sie „sehr zornig“ geworden sei. Allerdings habe sie mit dem Messer versucht, sich selbst die Pulsadern aufzuschneiden, weil ihr Partner ihr gesagt habe, sie solle „verrecken“. Zuvor habe er ihr eine „mächtige Ohrfeige“ gegeben.
Dann sei er auf sie zugekommen und habe ihre Hand, in der sie das Messer hielt, gepackt und in seine Richtung gezogen – sich also quasi durch ihre Hand selbst gestochen.
Auch der Verteidiger der 48-Jährigen, Manfred Arbacher-Stöger, hat seine Zweifel an der Mordversuchs-Anklage: „Die Staatsanwältin mutmaßt, dass meine Mandantin das Messer aus der Küche geholt hat.“ Die Angeklagte habe die meiste Zeit auf der Straße geschlafen und daher zur Sicherheit immer ein Messer in ihrer Tasche gehabt. Als der Streit eskalierte, habe sie es zunächst nur schützend vor sich gehalten.
Opfer scheint untergetaucht zu sein
Die Richter zeigten sich erstaunt, dass sich die Frau vor Gericht doch gut an den vermeintlichen Unfall zu erinnern zu scheint, während sie bei der Polizei noch eine andere Version erzählt hatte und angab, sich kaum erinnern zu können. Auch das Opfer soll seine Aussage mehrfach geändert haben.
Vor Gericht konnte der 31-Jährige nicht erneut befragt werden. Er ist nach seiner Genesung wieder nach Ungarn gereist und die Justiz hat bislang vergeblich versucht, einen Kontakt herzustellen. Erst am Tag vor der Verhandlung konnte eine Adresse herausgefunden werden. Ob es gelingt, den Mann bis zum nächsten Verhandlungstermin ausfindig zu machen und zu einer Aussage zu bewegen, bleibt abzuwarten – Prozess vertagt.
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