Mit der Bewilligung einer Forschungsförderung in Höhe von 2,5 Millionen Euro durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) wird an der Universität Mozarteum die Grundlage für die Entwicklung eines hochmodernen „X-Reality-Labs“ geschaffen.
Ein bahnbrechender Meilenstein in Sachen Extended Reality an Kunstuniversitäten wurde durch die Bewilligung eines Antrags der Universität Mozarteum zur Förderung von künstlerischer Forschungsinfrastruktur mit Fokus auf XR gesetzt. „Dass wir als Kunstuniversität im Wettbewerb mit naturwissenschaftlichen Forschungsinfrastrukturprojekten wie zum Beispiel spezialisierte Elektronenrastermikroskopen oder biochemischen Analyselaboren mithalten konnten, ist sehr außergewöhnlich. Erstmalig wurde eine derart hohe Summe für eine künstlerische Forschungsinfrastruktur bewilligt. Wir beantragten eine Infrastruktur, bei der es eben ganz explizit um künstlerische Forschung geht“, freut sich Christopher Lindinger, Univ.-Prof. für Kunst und Digitalität an der Universität Mozarteum und Projektleiter des X-Reality-Labs.
Drittmittelrekord für die Universität Mozarteum
Es ist das größte Volumen, das durch die FFG bisher in einem Peer-Review-Verfahren an eine österreichische Kunstuniversität ausgeschüttet wird. Diese Infrastruktur wirkt profilbildend und stellt eine logische Erweiterung des bestehenden Repertoires der Universität in den performativen Künsten hinein in die digitale Welt dar.
Als erste und wichtigste Investition wird die Entwicklung einer Open-Source-Software gestartet; ein entscheidender Türöffner für die Darstellung und Präsentation immersiver Inhalte. „Wir wollen zunächst eine Software entwickeln, damit Nutzer diese Infrastrukturen überhaupt erst bedienen, Content erstellen und ihn dann auch außerhalb der Universität zeigen können. Denn das Problem bei Infrastrukturen, bei denen es um Stereoskopie, 3D-Szenen oder räumliche Akustik geht, liegt darin, dass die Softwarepakete teuer sind und für Künstler oft nicht in Relation stehen. Deshalb gehört es zu unseren drängendsten Anliegen, diesen ‘Rahmen‘ kostenfrei und Open Source zur Verfügung zu stellen, sodass die Technologie auch ‘hinausgetragen‘ werden und weltweit stattfinden kann. Wir wollen damit einen Beitrag zur Verbreitung immersiver Kunst leisten und planen auch ein neues Studium, in dem der Raum ein Nukleus sein wird“, erläutert Lindinger.
Neben der Open-Source-Software und stereoskopischen Projektoren wird ein innovatives Tracking-System installiert, das die Position von Personen und Objekten im Raum erfasst. Dieses ermöglicht die Bestimmung der exakten Position von Tänzern, Musikinstrumenten oder Robotern und dadurch eine neue Sphäre der künstlerischen Arbeit zu eröffnen. Weiters wird an der technischen Ausstattung des Labs gearbeitet. Die Verbindung von Kunst und Technologie wird nicht nur die Forschung und Lehre bereichern, sondern auch neue Impulse für die künstlerische Praxis setzen.
Eröffnung Ende 2025, lange Lieferzeiten erwartet
Die Eröffnung des X-Reality-Labs ist im Zuge der Eröffnung des neuen Standorts der Universität Mozarteum am Kurgarten für Ende 2025 geplant. Eine besondere Herausforderung bei der Planung und Umsetzung des Labors ist, dass viele der benötigten Komponenten individuell angepasst und entwickelt werden müssen. „Was wir vorhaben, zeichnet sich durch eine derartige Innovation aus, dass es in dieser Form bisher noch nie verwirklicht wurde. Wir können daher nicht einfach Geräte von der Stange einkaufen, sondern natürlich vieles von Grund auf neu entwickeln und exakt an unsere Bedürfnisse anpassen“, erklärt Lindinger. Dabei spielt auch die Lieferzeit von bestimmten Komponenten wie Grafikkarten und Chips eine Rolle, die aufgrund des aktuellen KI-Hypes mitunter bis zu einem Jahr betragen kann.
Im Gaming schon Realität, in Musik und Kunst noch in den Kinderschuhen
X-Reality steht für Extended Reality (auch XR, engl. für erweiterte Realität) und bezeichnet Technologien, die die physische mit der digitalen Welt verbinden, darunter Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und Mixed Reality (MR). In Bereichen wie der Gaming-Industrie ist XR längst Realität – in der klassischen Musik und Kunst jedoch steht sie immer noch am Anfang. Die Förderung durch die FFG wird aus dem Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union kofinanziert.
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