Donnerkeil!

Yamaha MT-01: ein echter Dampfhammer

Motor
14.01.2009 14:54
Ein Kunstwerk auf zwei Rädern, ein Bike gewordener Motor, eine Augenweide - so steht sie da, die Yamaha MT-01. Herrlichen schwingen die messingfarbenen Auspuffkrümmerrohre über die rechte Seite, umspielen die monumentalen Stößelrohre. Und nur die Aussicht auf ein Klangerlebnis der intensiven Art und ein Fahrerlebnis der besonderen bringen mich dazu, den Blick zu lösen und mich in den Sattel gleiten zu lassen.

Was ein Mustang-V8 mit hektoliterweise Hubraum für ein Auto, ist der 1670-ccm-V2 der MT-01 für das Motorrad. Ein Hammer. Donnernd und doch sanft grollt die Maschine nach ein paar Umdrehungen des Anlassers. Man merkt ihm an, da hat er einiges zu bewegen und in Schwung zu bringen. Ankicken würde ich diese Maschine nicht wollen.

Kraft aus dem tiefen Keller
Hier haben wir es nicht mit einer Nähmaschine zu tun, sondern mit einem sanften Riesen. Die Leistung von 90 PS macht noch nicht sonderlich viel her, wenn man bedenkt, dass die MT-01 rund 260 Kilo wiegt. Doch darauf kommt es hier nicht an. Gut 150 Nm Drehmoment legen sich bei 3.750 Touren heftig ins Zeug, noch Fragen? Ein Donnerkeil!

Mit deutlichem Klacken rastet der erste Gang ein (leise läuft das Getriebe erst ab dem dritten). Sanft lässt es sich anfahren, sogar im Stop-and Go-Verkehr der Wiener Rush Hour ist das angenehm. Zum Vergleich: Die BMW R1200ST wie auch die R1200 RT, auch nicht gerade drehmomentschwache Zweizylinder, haben solche Staufahrten recht mühsam gestaltet, weil der zu lang übersetzte erste Gang mit der Schubkraft überfordert war.

Faules Stück
Langsame Stadtfahrten unternimmt man mit dem Donnerkeil, um aus der Stadt heraus zu kommen. Langsames Abbiegen passiert nicht ganz von selbst, die MT-01 lehnt sich in die Kurve hinein, als würde sie sich bei dem faden Tempo lieber gleich hinlegen wollen. Da will am Lenker, der einen ausgezeichneten Hebel bietet, gegengehalten werden.

Supersportler-Fahrwerk
Doch sobald man ein bisschen freie Strecke hat und am Gas hängt, ist von Schwerfälligkeit nicht mehr die Rede. Die 260 Kilo stehen nur mehr im Typenschein, fürs Fahrgefühl haben sie keine Bedeutung mehr. Die MT-01 ist so handlich, wie man es sich nur wünschen kann, sie fühöt sich deutlich leichter an. Man merkt ihr an, dass vieles aus der R1 stammt; Gabel, Schwinge, Räder, Bremsen, da passt einfach alles. Die Bremsen packen sauber zu und verstärken das Gefühl, auf einer leichteren Maschine unterwegs zu sein.

Schalten muss man dabei nicht viel, alles, was sich über 1.300 Touren bewegt, wird klaglos in Leistung umgesetzt. Und in Sound. Der ist nicht von der aufdringlich-ruhestörenden Art, sondern fährt schlichtweg in die Magengrube. Man traut sich als anständiger Mensch sogar, an Krankenhäusern vorbeifahren, wo es ja bekanntlich leise zugehen sollte (bei 5.000 /min. schlägt dann aber schon das schlechte Gewissen zu).

Blitz und Donner
Man ist ständig wie kurz vor einem Gewitter unterwegs, immer begleitet von einem Donner, der tief im Magen sein Wesen treibt. Der zugehörige Blitz kommt, dann dazu, wenn man etwas unvorsichtig am Gasgriff dreht und gerade ein mechanischer Streckenposten in der Nähe ist.

Für nicht zu große Fahrer
So imposant, wie die MT-01 daher kommt, hat es mich etwas überrascht, dass sie letztlich doch nicht wahnsinnig groß ist. Mit meinen knapp 1,90 m sitze ich schon ziemlich tief mit recht angezogenen Knien. Beim gemütlichen Fahren schleifen da schon mal die Zehenspitzen. Und die bildschönen verchromten Rückspiegel dürften gerne an längeren Armen hängen, damit man an den eigenen Schultern vorbei sieht.

Fazit:
Die Yamaha MT-01 ist ein Donnerkeil, mit dem sich ein sanft grollendes Gewitter oder ein tosender Sturm entfachen - und kontrollieren lässt. Selten so etwas Geiles gefahren!

Stephan Schätzl

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(Bild: KMM)
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