Elektrisch mit KI

Honda 0 Series: Zukunft erstaunlich konventionell

Motor
14.10.2024 08:00

Honda will bis Mitte des Jahrhunderts CO2-neutral werden. Helfen soll dabei das neue Label 0-Series, unter dem ab 2026 eine komplett neue Generation von Elektroautos vorfährt. Den Anfang machen eine geräumige Crossover-Limousine und ein SUV.

(Bild: kmm)

Es ist nichts Geringeres als eine Herkules-Aufgabe. Der weltweit größte Hersteller von Verbrennungsmotoren muss sich das Rauchen abgewöhnen. Bis 2050 will Honda komplett CO2-neutral sein. Ein entscheidender Eckpfeiler auf dem Weg dorthin wird das neue Elektro-Label 0-Series, das Honda Anfang des Jahres auf der CES in Las Vegas vorgestellt hat und jetzt konkretisiert. Dabei steht die Null nicht nur für Zero Emission, sondern auch für einen kompletten Neuanfang auf einem weißen Blatt Papier.

Die grüne Welle schwappt spät an Hondas Ufer. Japans Nummer zwei muss nicht nur von seinem hohen Flottenverbrauch runter, es gilt auch mit neuen Elektro-Modellen auf den Volumenmärkten USA (speziell Kalifornien) und China zu punkten und allgemein den Abwärtstrend zu stoppen. In Europa sank der Marktanteil zuletzt auf kaum noch relevante 0,4 Prozent.  

Nun hat Honda die Chance auf ein Comeback, sieht sich aber realistisch eingeschätzt nicht als Innovationstreiber der Batteriewelt. Nachdem der süße, aber viel zu teure und technisch kaum mehr konkurrenzfähigen Honda e bereits 2023 wieder vom Markt genommen wurde, soll die 0-Series jetzt endlich nachhaltigen E-Erfolg bringen.  

Das Concept eines Vans, vorgestellt auf der CES 2024 (Bild: Stephan Schätzl)
Das Concept eines Vans, vorgestellt auf der CES 2024

Mega-Investitionen kommen
In das ambitionierte Stromer-Projekt investieren die Japaner dem Vernehmen nach 60 Milliarden Dollar. Allein 11 Milliarden davon fließen in den Aufbau von Hondas erster EV-Fabrik im kanadischen Alliston in der Provinz Ontario, die mit einer Kapazität von jährlich 240.000 Elektrofahrzeugen 2028 ihre Produktion startet. Honda plant hier eine umfassende Wertschöpfungskette für Elektromobilität, inklusive einer Batteriefabrik im Joint-Venture mit LG (Jahreskapazität 36 Gigawattstunden pro Jahr) sowie zwei neuen Komponenten-Werken.

Hondas erste Stromer mit der Null am Bug werden bereits zwei Jahre vorher im bestehenden US-Werk in Marysville/Ohio vom Band laufen. Bis 2030 sollen sieben neue E-Modelle für den globalen Markt erscheinen. Fünf SUVs - von klein bis ganz groß – eine Limousine sowie die als Saloon angekündigte Crossover-Limousine, die allerdings wohl kaum so futuristisch und mutig daherkommen wird wie das spacig illuminierte Concept-Car aus Las Vegas.

Premiere der Serienmodelle im Jänner
Die Vorstellung der ersten beiden seriennahen Modelle erfolgt dann auf der kommenden CES im Jänner 2025. Es dürfte sich dabei um ein Mid-Size SUV im Format des CR-V handeln sowie um die angesprochene Van-artige Limousine, die auf knapp fünf Metern üppig Platz und Variabilität bieten soll. Möglich macht das eine neue Plattform mit einem extra dünnen Batterie-Pack, das laut Honda flacher im Unterboden liegt als bei vergleichbaren Fahrzeugen. Der Saloon soll kurze Überhänge erhalten und nicht höher als 1,40 Meter werden.

Das Wichtigste sind die Hausaufgaben
Revolutionäres dürften wir von der 0-Series aber kaum erwarten. Vielmehr konzentriert sich Honda darauf, den Anschluss herzustellen und seine Hausaufgaben zu machen. Die heißen zunächst Produktionskosten reduzieren (etwa um 35 Prozent) und Leichtbau. Mit einem Pressverfahren unter extrem hohem Druck von 6000 Tonnen sowie einer neuen Schweißtechnologie können größere und dünnere Karosserieelemente verarbeitet werden, was die Anzahl der Teile deutlich reduzieren, die Stabilität erhöhen und etwa 100 Kilo Gewicht spare soll. Honda spricht davon, neben Effizienz vor allem Fahrfreude in ihre Stromer zu übertragen.  

„Normale“ Batterie mit 400 Volt 
Beim Akku wird es sich zunächst um eine „normale“ Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von etwa 80 kWh handeln, von der kolportierten Feststoffbatterie war zuletzt nicht mehr die Rede. Die Reichweite dürfte bei knapp 500 Kilometern liegen. Überraschend ist Hondas Entscheidung, bei der 0-Series – die ja erst in zwei Jahren debütiert- noch auf ein 400-Volt-Bordnetz zu setzen. Konkurrenten wie Hyundai, aber auch viele chinesische Mitbewerber, bieten heute schon eine 800-Volt-Architektur an, die unter anderem deutlich schnellere Ladevorgänge ermöglicht. Der Honda-Stromer kann Energie für 160 Kilometer in 15 Minuten nachzapfen. Ein bereits jetzt nur durchschnittlicher Wert.    

Auch die weitere E-Technik des Honda-Projekts ist eher handelsüblich. Zwei kompakt gebaute, permanent erregte E-Motoren, vorne mit 180 kW/245 PS, hinten mit 50 kW/68 PS, machen den Japaner zum Allradler.

KI macht das Leben leichter
Die Serienfahrzeuge könnten wie das Concept-Car nach dem Drive-by-wire-Prinzip lenken, also ohne mechanische Verbindung zu den Rädern. Reichlich moderne Assistenten werden sie auf jeden Fall an Bord haben. Die AD/ADAS-Technologie mit hochsensiblen LiDar-basierten Kameras ermöglicht dann autonomes Fahren nach Level 3. Auch künstliche Intelligenz fehlt nicht.

Honda entwickelt ein eigenes Betriebssystem, in das sie die ebenfalls selbst entwickelte KI implementieren wollen. Das lernfähige System verfügt dann zum Beispiel über eine sensorgesteuerte Gesichtserkennung in der B-Säule. Nähert sich der Fahrer und wird er erkannt, öffnet sich automatisch die Tür. Ist er schwer bepackt oder schiebt einen Kinderwagen, geht die Kofferraumklappe gleich mit auf. KI und die vielen im Innenraum verbauten Kameras sollen es irgendwann auch möglich machen, dass Familie, Freunde und Partner per VR-Brille von zu Hause aus virtuell auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, den Fahrer begleiten und unterhalten. Wenn Honda schon bei null anfängt, dann mit einem gewissen Unterhaltungswert. 

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(Bild: KMM)



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