Austausch war geplant
Ukrainische Journalistin stirbt in russischer Haft
In Russland ist die inhaftierte ukrainische Journalistin Wiktorija Roschtschina nach Angaben des ukrainischen Geheimdienstes unter noch ungeklärten Umständen gestorben. Besonders tragisch: Die 28-Jährige stand kurz vor einem Gefangenenaustausch.
Ein Sprecher des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Andrij Jusow, erklärte gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Sender Suspilne, Roschtschina habe auf einer Liste von Gefangenen gestanden, die ausgetauscht werden sollten.
Langer Hungerstreik
„Dass sie von der Stadt Taganrog nach Moskau verlegt wurde, war eine Etappe bei der Vorbereitung für ihre Freilassung“, bestätigte auch der Leiter des Koordinationsstabs für Gefangenenbelange, Petro Jazenko. Nach Medienberichten war die Gefangene in einem langen Hungerstreik gewesen.
Roschtschina war freie Mitarbeiterin für die ukrainischen Medien „Ukrainska Pravda“ und Gromadske Radio sowie für das von den USA finanzierte Radio Liberty.
Im August 2023 verschwunden
Die Ukrainerin verschwand im August 2023 in den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten. Sie war im Juli aus dem von der Regierung kontrollierten Teil der Ukraine über Polen in die besetzten Gebiete gereist. 2022 war sie in der von russischen Truppen kontrollierten südukrainischen Hafenstadt Berdjansk schon einmal festgenommen, aber später wieder freigelassen worden.
Vater erhielt Brief
Nach Angaben der wichtigsten Journalistengewerkschaft der Ukraine erhielt ihr Vater im April einen Brief vom russischen Verteidigungsministerium, dem zufolge seine Tochter in russischem Gewahrsam war. Die Umstände ihrer Festnahme wurden nicht bekannt gegeben. Auch wurden in dem Schreiben keine Details zu ihrem Aufenthaltsort mitgeteilt.
Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ verlangte am Freitag volle Aufklärung und kritisierte, die russischen Behörden hätten trotz zahlreicher Anfragen der Familie nie Informationen über die Inhaftierte herausgegeben.
Bisher 17 Journalisten tot
Nach Angaben internationaler Organisationen wurden bisher mindestens 17 Journalisten bei der Berichterstattung über den Krieg in der Ukraine getötet. Nach ukrainischen Angaben sind aktuell mehr als zwei Dutzend ukrainische Medienvertreter in russischen Gefängnissen inhaftiert. Verhandlungen über ihre Rückkehr sind demnach im Gange.
Autor hofft auf Widerstand gegen Putin
Unterdessen hofft der aus Russland geflohene Autor Dmitry Glukhovsky in seinem Exil in Westeuropa auf Widerstand der Menschen gegen Kremlchef Wladimir Putin. „In den vergangenen drei Jahrzehnten vor dem Krieg sind doch Menschen einer Generation herangewachsen, die nach einem normalen, menschlichen, glücklichen und freien Leben streben“, sagte der 45-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
„Neugründung Russlands nötig“
Dutzende Millionen Russen in den Städten unterstützten den Krieg gegen die Ukraine nicht und hätten durchaus Potenzial für einen Widerstand gegen das System. Gerade ist Glukhovskys neues Buch „Wir. Tagebuch eines Untergangs“ (Heyne Verlag) erschienen. Darin zeichnet er anhand vieler Ereignisse der vergangenen über zehn Jahre nach, wie sich Russland unter Putin zu einem immer autoritäreren Staat entwickelt hat. Aus seiner Sicht steuert es auf den Abgrund zu. Nötig sei eine Neugründung Russlands als Staat, weil Putin das Land in eine Sackgasse geführt habe, sagte Glukhovsky zur Bucherscheinung.
Der Autor wurde im August 2023 in Abwesenheit in einem umstrittenen Verfahren zu acht Jahren Straflager verurteilt, weil er die russische Armee in Misskredit gezogen haben soll. Auch seine Bücher, die Bestseller in Russland waren, sind in seiner Heimat praktisch verboten.
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