Der Stillstand in der Kaufhausruine aus der Signa-Pleite auf der Mariahilfer Straße steht vor dem Ende. Donnerstagabend trafen sich der Insolvenzverwalter und der neue Eigentümer zur Vertragsunterzeichnung. Noch vor Jahresende dürfte die Geisterbaustelle wieder mit Leben erfüllt werden.
Der neue Eigentümer des Rohbaus auf der Mariahilfer Straße ist die österreichische Stumpf-Gruppe, die in Wien etwa den Millennium Tower am Handelskai errichtete. Ausschlaggebend dafür, dass das Immo-Imperium hinter dem 52-jährigen Österreicher Georg Stumpf den Zuschlag bekommen hat, waren laut Konkursverwalter Clemens Richter neben dem gebotenen Preis – „als Insolvenzverwalter muss das für mich relevant sein“ – vor allem, dass „die Kompetenz und Bonität des Bieters außer Streit stehen“.
Konkursverwalter wollte bedingungsloses Ja
Was für Masseverwalter Richter außerdem zählte: Stumpf habe ein Angebot ohne weitere Bedingungen gemacht. Richter hatte sich schon vor Monaten das Ziel gesetzt, den Verkauf noch im Herbst abzuschließen, damit noch vor Jahresende weitergebaut werden kann. Auf Angebote wie “ja, wenn ich diese Kreditlinie bekomme oder, ja, wenn mich der Bürgermeister 100 Meter hoch bauen lässt“ habe er sich da keinesfalls einlassen wollen, sagt Richter gegenüber der „Krone“.
Der Kaufvertrag steht nun noch unter dem Vorbehalt der insolvenzrechtlichen Genehmigung. Dabei sind jedoch keine weiteren Hürden zu erwarten, das Äußerungsrecht auf Schuldnerseite dürfte ungenutzt bleiben. „Ende Oktober, Anfang November“, schätzt Konkursverwalter Richter, müsste der Vertrag dann hieb- und stichfest gültig sein. Danach dürften bald wieder Bauarbeiten beginnen, die im Dezember 2023 im Angesicht der Pleite der Unternehmen von Investor René Benko versiegten.
Harter Verhandlungsgegner für Rathaus und Bezirk
Rathaus und Bezirk bekommen mit der Stumpf-Gruppe als neuem Eigentümer der Immobilie ein Vis-a-vis, das sie gut kennen. Dass es sich um ein heimisches Unternehmen handelt, fällt dabei sicher unter die für die Stadt positiven Aspekte. Zugleich gilt Immobilien-Tycoon Stumpf aber als knallharter Rechner, der seine baulichen Möglichkeiten gern bis an die Grenze auslotet. Der Millennium Tower etwa musste rechtlich im Nachhinein „repariert“ werden, weil die zulässige Baumasse deutlich überschritten wurde.
Die Stumpf-Gruppe selbst – genauer gesagt eine hundertprozentige Tochter als Käufer des Rohbaus – gibt sich vorerst wortkarg. Man habe sich wegen des guten Standorts, der etablierten Lage in der Mariahilferstraße sowie der Nähe zur Innenstadt zum Ankauf entschieden, heißt es seitens der Firma. Was der Immo-Riese mit dem Gebäude vorhat, will er noch nicht verraten, sondern will „das künftige Nutzungskonzept in Abstimmung mit der Stadt Wien und dem Bezirk in den kommenden Monaten entwickeln“.
Kaufhausruine als „Gleichung mit vielen Variablen“
Konkursverwalter Richter weist nicht ohne Stolz darauf hin, dass er damit sein vor Monaten gegebenes Versprechen eines Verkaufs der „herausfordernden Immobilie“ bis Herbst eingelöst habe. „Das ist doch etwas anderes als das Park Hyatt, wo alles fertig ist und ich schon einen Mieter habe.“ Die Auswahl eines Bestbieters für das Kaufhausgerippe sei demgegenüber eher eine „Gleichung mit vielen Variablen“ gewesen, mit jeweils unterschiedlichen Ideen für die Zukunft des Gebäudes.
Oft genug hat Richter laut eigenen Aussagen seit dem Beginn des Konkursverfahrens im Februar gehört: „Das nimmt nie einer“ und „das bleibt eine Ruine“. Umso froher sei er, „dass es gelungen ist, einen namhaften Investor dafür zu finden“. Gönnt sich der Konkursverwalter nun Urlaub? „Irgendwann einmal wird‘s wohl so weit sein“, meint er, aber derzeit sei er noch mit weiteren Insolvenzverfahren aus der Immobilienbranche beschäftigt: „Daran herrscht derzeit kein Mangel.“
Die Verwertung ist schwierig
Der zuständige Masseverwalter hatte in den letzten Monaten ein Bieterverfahren angestoßen, das bis Anfang September gelaufen war. Die Verwertung gestaltete sich jedoch alles andere als einfach: Denn Signa-Finanzjongleur Rene Benko hatte ein Luxuskaufhaus samt Hotel mit 148 Zimmern geplant, das am Ende bis zu 530 Millionen Euro kosten sollte. 300 Millionen Euro dürfte bislang allein der Rohbau verschlungen haben. Die Möglichkeiten für Investoren, das Projekt nach ihren Wünschen abzuändern, scheinen limitiert. Mehr als 200 Millionen Euro müssen vom neuen Eigentümer für die Fertigstellung einkalkuliert werden.
Rene Benko hatte den ehemaligen Leiner-Flagship-Store rund um Weihnachten 2017 mithilfe der damaligen Spitzenpolitik über seine Laura Privatstiftung erworben. Zum Schnäppchenpreis von 60 Millionen Euro – obwohl ein anderer Interessent 90 Millionen geboten hatte. Nur 15 Monate später reichte der Tiroler Spekulant, der mittlerweile ebenfalls Konkurs als Unternehmer anmelden musste, die Liegenschaft in der Mariahilfer Straße 10 – 18 an eine Gesellschaft seiner intransparenten Signa-Gruppe weiter. Für 190 Millionen Euro. Zur Freude der Laura Stiftung der Benkos.
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