steirischer herbst

Tolle Bilanz, aber auch ein schreckliches Déjà-vu

Steiermark
11.10.2024 14:16

Die Bilanz des steirische herbst kann sich, wenige Tage bevor er zu Ende geht, sehen lassen. Doch die politische Entwicklung in Österreich bereitet Intendantin Ekaterina Degot großes Kopfzerbrechen.

Der steirische herbst sei heuer ein ganz besonderes Festival gewesen, stellt Intendantin Ekaterina Degot fest, „er hat in einem Land begonnen und in einem ganz anderen aufgehört“. Dazwischen lag die Nationalratswahl, und die politische Entwicklung, die das Land nimmt, bereite ihr Kopfzerbrechen.

Zahl der Bollwerke nimmt zu
„Das wird hier vielleicht nicht so ernst genommen, aber ich habe ein schreckliches Déjà-vu“, sagt sie und erzählt, dass die Entwicklung zur Autokratie in Russland ebenfalls sehr sanft begonnen habe. Der Umgang mit Yoshinori Niwas Kunstaktion, bei der er ein vermeintliches Wahlplakat der Rechten verblassen ließ, sei für sie ein eindrückliches Beispiel für die Entwicklung in eine gänzlich falsche Richtung.

Yoshinori Niwas Kunstaktion wurde kurzfristig von der Polizei verhängt. (Bild: Henrik Bergstedt)
Yoshinori Niwas Kunstaktion wurde kurzfristig von der Polizei verhängt.

Auf den Anruf „besorgter Bürger“ habe die Polizei mit der Verhängung der Arbeit reagiert. „Früher gab es mehr Respekt der Kunst gegenüber, heute wird die Möglichkeit zu kritischen Positionen schon eingeschränkt“, stellt Degot fest. „Die Zahl der Bollwerke nimmt zu.“

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Der steirische herbst hat heuer in einem Land begonnen und in einem ganz anderen aufgehört.

Ekaterina Degot, herbst-Intendantin

Viele berührende Momente
Die Aufgabe des herbst sieht die Intendantin darin, aufmerksam zu sein. Ihr Dank gilt ihrem Team, das immer schnell und flexibel reagiert. Und sie erinnert an viele berührende Momente, die sich heuer im Programm fanden. Die gebrochene Stimme Augustin Maurs’, als er Hitlers Lieblingslied sang, den Csárdás auf Afrikanisch von La Fleur, oder den TiB-Wahldialog in Knittelfeld.

Besonders stolz sei sie auf die Ausstellung „Horror Patriae“ (bis 16. 2. 2025). „Dort haben wird viel Gegenwind, aber auch viel Rückenwind bekommen – Hauptsache Wind“, sagt dazu Chef-Vermittler Dietmar Reinbacher, der sich über zahlreiche spannende Diskussionen freute und mehr als 3000 Menschen in 29 Formaten begrüßen konnte.

„Horror Patriae“ in der Grazer Neuen Galerie ist ein großer Erfolg und läuft noch bis 16. Februar 2025. (Bild: UMJ/J. J. Kucek)
„Horror Patriae“ in der Grazer Neuen Galerie ist ein großer Erfolg und läuft noch bis 16. Februar 2025.

Auslastung von 96 Prozent
Insgesamt verzeichnete man 46.000 Besucher bei etwa 400 Veranstaltungen. Die Performances erfreuen sich an 96 % Auslastung, 850 Mitwirkende aus 36 Ländern haben mit 100 lokalen Partnern kooperiert, 34 Arbeiten wurden für die Ausstellung in Auftrag gegeben, 14 fürs musikprotokoll.

Und der steirische herbst ist auch noch nicht zu Ende. Performances von Thomas Verstraetens im Grazer Kaufhaus Kastner & Öhler und von Felix Hafner im Kunsthaus stehen an diesem Wochenende noch an, so wie auch zwei herbst-Kabaretts im Forum Stadtpark und ein „Deathmatch“ mit Thorsten Mense und Hans-Peter Weingand im Schloßberghotel. Ebenso wie die „Corridas Estiria“ von Gerald Straub am Kreisverkehr Studenzen/B68 und Vorstellungen von Xava Kasimir Mikosch im Volkshaus.

Der steirische herbst hatte ein Gesamtbudget von 4,4 Millionen Euro, seine Wertschöpfung liegt für Graz bei 56 Prozent, für die Steiermark bei 70 Prozent und für Österreich sogar bei 85 Prozent. „Es könnte also teurer kommen, den herbst abzuschaffen, als ihn zu erhalten“, sagt dazu Kommunikationschefin Judith Brand. Das sei zumindest jenen gesagt, die die Relevanz des Festivals infrage stellen.

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