Kardinal Christoph Schönborn hatte die Altersgrenze für Bischöfe von 75 Jahren bereits 2020 erreicht und Papst Franziskus traditionell seinen Rücktritt angeboten. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche nahm das Gesuch des Wiener Erzbischofs aber nicht an. Das soll sich nun im neuen Jahr ändern – die Frage nach einem Nachfolger steht also an.
Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn feiert am 22. Jänner 2025 seinen 80. Geburtstag: Rund um dieses Datum wird der Papst laut „Kathpress“ voraussichtlich auch den schon 2020 angebotenen Rücktritt des Wiener Erzbischofs annehmen. Nur auf Bitten von Franziskus ist der Kardinal, von mehreren schweren Krankheiten geschwächt, nicht schon längst abgetreten.
Der Dominikanermönch Christoph Schönborn war einst 1991 zum Wiener Weihbischof geweiht worden. Ihm eilte der Ruf eines weltgewandten, moderaten Konservativen voraus, was viele auf ein Durchatmen von der vorangegangenen extrem konservativen Richtung hoffen ließ.
Steuermann durch Krisenzeiten
Seine Ära als Wiener Erzbischof startete 1995 mit einer Krise: Kurz vor Ostern begann die Missbrauchsaffäre rund um den damaligen Wiener Erzbischof Hans Hermann Groër, zu dessen Koadjutor Schönborn ernannt wurde. Er blieb es nicht lang: Noch im selben Jahr wurde Schönborn Erzbischof und löste Groër in dieser Funktion ab.
Am 21. Februar 1998 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. dann zum Kardinal.
In seiner Zeit als Wiener Erzbischof lenkte Kardinal Schönborn die Katholische Kirche durch weitere Krisen, wie etwa den großen Missbrauchsskandal.
So saß er gemeinsam mit u. a. der steirischen Alt-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic in der extra dafür gegründeten „Unabhängigen Opferschutzkommission“ – somit übernahm die Katholische Kirche in Österreich Verantwortung für die Täter in den eigenen Reihen.
„Das Wichtigste bei Krisen ist aus meiner Sicht, auf die Menschen zuzugehen, das Gespräch zu suchen und das Gemeinsame zu unterstreichen“, hatte Schönborn im Vorjahr im großen „Krone“-Interview mit Conny Bischofberger erklärt.
Auch in der darauffolgenden Zeit, in der die Katholische Kirche viele Gläubige verlor, stand Schönborn souverän an der Spitze.
Nicht zuletzt war der Kardinal auch im Zuge der noch bis 27. Oktober laufenden Weltsynode „Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission“ eingebunden.
Die möglichen Nachfolger
Mit Schönborns Emeritierung wird wohl bald auch die Frage nach dessen Nachfolger geklärt werden. Hinter den Kulissen läuft die Suche längst auf Hochtouren: Der Nuntius, also der päpstliche Gesandte in Österreich, holt Erkundigungen ein und befragt die heimischen Bischöfe nach dem neuen Erzbischof Wiens.
Ob Schönborns Nachfolger dann für den Papst auch als Kardinal infrage kommen wird, wird sich dann noch zeigen.
Große offizielle Abschiedsfeier
Anlässlich seiner Emeritierung findet auch eine große offizielle Abschiedsfeier für Schönborn statt: Am 18. Jänner 2025, um 14 Uhr, wird in den Wiener Stephansdom zum Gottesdienst geladen, um Schönborn „am Ende eines fast 30-jährigen gemeinsamen Wegs zu feiern und zu danken“, so die Erzdiözese Wien.
Nicht nur Mitarbeiter, Wegbegleiter, bekannte Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen sowie Vertreter des öffentlichen Lebens sind eingeladen, sondern explizit alle, die mit Schönborn feiern möchten – gegen Anmeldung.
Geschenke für den Erzbischof
Wer möchte, kann sich auch an einem „Erinnerungsgeschenk“ für den Kardinal beteiligen. Dazu hat die Erzdiözese Wien auf der extra eingerichteten Website erzbischof.wien drei Möglichkeiten vorbereitet.
So kann man etwa eine persönliche Erinnerung an eine Begegnung mit dem Erzbischof teilen – die gesammelten Erinnerungen bekommt Schönborn dann als gebundene Chronik überreicht.
Weiters kann man sich auch für ein Gebet eintragen oder Geld für ein österreichisches oder ein internationales Hilfsprojekt spenden.
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