Schönborn tritt ab

Neuer Erzbischof: Wer dem Kardinal folgen könnte

Österreich
11.10.2024 17:12

Kardinal Christoph Schönborn hatte die Altersgrenze für Bischöfe von 75 Jahren bereits 2020 erreicht und Papst Franziskus traditionell seinen Rücktritt angeboten. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche nahm das Gesuch des Wiener Erzbischofs aber nicht an. Das soll sich nun im neuen Jahr ändern – die Frage nach einem Nachfolger steht also an.

Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn feiert am 22. Jänner 2025 seinen 80. Geburtstag: Rund um dieses Datum wird der Papst laut „Kathpress“ voraussichtlich auch den schon 2020 angebotenen Rücktritt des Wiener Erzbischofs annehmen. Nur auf Bitten von Franziskus ist der Kardinal, von mehreren schweren Krankheiten geschwächt, nicht schon längst abgetreten.

Der Dominikanermönch Christoph Schönborn war einst 1991 zum Wiener Weihbischof geweiht worden. Ihm eilte der Ruf eines weltgewandten, moderaten Konservativen voraus, was viele auf ein Durchatmen von der vorangegangenen extrem konservativen Richtung hoffen ließ.

Steuermann durch Krisenzeiten
Seine Ära als Wiener Erzbischof startete 1995 mit einer Krise: Kurz vor Ostern begann die Missbrauchsaffäre rund um den damaligen Wiener Erzbischof Hans Hermann Groër, zu dessen Koadjutor Schönborn ernannt wurde. Er blieb es nicht lang: Noch im selben Jahr wurde Schönborn Erzbischof und löste Groër in dieser Funktion ab.

Am 21. Februar 1998 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. dann zum Kardinal.

In seiner Zeit als Wiener Erzbischof lenkte Kardinal Schönborn die Katholische Kirche durch weitere Krisen, wie etwa den großen Missbrauchsskandal.

Seite an Seite saßen sie in der „Unabhängigen Opferschutzkommission“: Kardinal Christoph Schönborn und die steirische Alt-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic. (Bild: APA/HANS KLAUS TECHT)
Seite an Seite saßen sie in der „Unabhängigen Opferschutzkommission“: Kardinal Christoph Schönborn und die steirische Alt-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic.

So saß er gemeinsam mit u. a. der steirischen Alt-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic in der extra dafür gegründeten „Unabhängigen Opferschutzkommission“ – somit übernahm die Katholische Kirche in Österreich Verantwortung für die Täter in den eigenen Reihen.

„Das Wichtigste bei Krisen ist aus meiner Sicht, auf die Menschen zuzugehen, das Gespräch zu suchen und das Gemeinsame zu unterstreichen“, hatte Schönborn im Vorjahr im großen „Krone“-Interview mit Conny Bischofberger erklärt.

Auch in der darauffolgenden Zeit, in der die Katholische Kirche viele Gläubige verlor, stand Schönborn souverän an der Spitze.

Nicht zuletzt war der Kardinal auch im Zuge der noch bis 27. Oktober laufenden Weltsynode „Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission“ eingebunden.

Die möglichen Nachfolger
Mit Schönborns Emeritierung wird wohl bald auch die Frage nach dessen Nachfolger geklärt werden. Hinter den Kulissen läuft die Suche längst auf Hochtouren: Der Nuntius, also der päpstliche Gesandte in Österreich, holt Erkundigungen ein und befragt die heimischen Bischöfe nach dem neuen Erzbischof Wiens.

  • Und längst ziehen auch Namen möglicher Nachfolger ihre Kreise: Laut „Krone“-Informationen soll der Diözesanbischof von Feldkirch, Benno Elbs, gute Karten haben. Elbs gilt als in Rom gut angeschrieben.
  • Ebenfalls gut im Rennen liegen soll der Kärntner Bischof Wilhelm Krautwaschl.
  • Weiters werden vor allem auch der Innsbrucker Bischof und Kulturvermittler Hermann Glettler sowie der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics als mögliche Nachfolger genannt.
Der Diözesanbischof von Feldkirch, Benno Elbs, soll gute Karten als Nachfolger haben. (Bild: Mathis Fotografie)
Der Diözesanbischof von Feldkirch, Benno Elbs, soll gute Karten als Nachfolger haben.
  • Neben weiteren Namen tauchen auch jene des Heiligenkreuzer Zisterzienserpaters Karl Wallner und des Rektors des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, Stephan Bugnyár, in der möglichen Kandidatenliste auf.
  • Ebenfalls möglich könnte der Rektor des päpstlichen Instituts Santa Maria dell‘Anima in Rom, der Theologe Michael Max, sein.

Ob Schönborns Nachfolger dann für den Papst auch als Kardinal infrage kommen wird, wird sich dann noch zeigen.

Große offizielle Abschiedsfeier
Anlässlich seiner Emeritierung findet auch eine große offizielle Abschiedsfeier für Schönborn statt: Am 18. Jänner 2025, um 14 Uhr, wird in den Wiener Stephansdom zum Gottesdienst geladen, um Schönborn „am Ende eines fast 30-jährigen gemeinsamen Wegs zu feiern und zu danken“, so die Erzdiözese Wien.

Nicht nur Mitarbeiter, Wegbegleiter, bekannte Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Bereichen sowie Vertreter des öffentlichen Lebens sind eingeladen, sondern explizit alle, die mit Schönborn feiern möchten – gegen Anmeldung.

In aller Kürze

  • Christoph Schönborn wurde am 22. Jänner 1945 als Nachkomme des altösterreichischen Adelsgeschlechtes Schönborn in Skalken bei Leitmeritz (Skalsko bei Litoměřice) in der heutigen Tschechischen Republik zur Welt. Noch im selben Jahr musste seine Familie nach Österreich flüchten.
  • Von 1951 bis 1955 besuchte er in Vorarlberg die Volksschule, absolvierte 1963 das Bundesrealgymnasium Bludenz.
  • Ebenfalls 1963 trat er in den Dominikanerorden ein, 1964 legte er seine Profess ab.
  • 1974 promovierte er in Paris zum Doktor der Theologie.
  • 1970 wurde Christoph Schönborn zum Priester geweiht, 1991 zum Bischof.
  • 1995 wurde er zum Koadjutor der Erzdiözese ernannt und am 14. September 1995 zum Erzbischof von Wien.
  • 1998 erfolgte die Nennung zum Kardinal.
  • 2020 bot Schönborn dem Papst seinen Rücktritt an.

Geschenke für den Erzbischof
Wer möchte, kann sich auch an einem „Erinnerungsgeschenk“ für den Kardinal beteiligen. Dazu hat die Erzdiözese Wien auf der extra eingerichteten Website erzbischof.wien drei Möglichkeiten vorbereitet.

So kann man etwa eine persönliche Erinnerung an eine Begegnung mit dem Erzbischof teilen – die gesammelten Erinnerungen bekommt Schönborn dann als gebundene Chronik überreicht. 

Weiters kann man sich auch für ein Gebet eintragen oder Geld für ein österreichisches oder ein internationales Hilfsprojekt spenden.

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