29 Jahre jung und schon an der Spitze der Pianistenzunft: Jan Lisiecki, als Sohn polnischer Eltern in Calgary geboren, gilt als großer Stilist der jungen Klavierspielergeneration. Mit Beethovens fünftem Klavierkonzert gastiert er am Wochenende im Wiener Konzerthaus.
Sie haben an der Glenn Gould School in Toronto studiert. Welchen Stellenwert besitzt der 1982 gestorbene legendäre Kollege und Landsmann für Sie?
Glenn Gould war und ist eine Inspiration für Pianisten in Kanada. Er brachte Klaviermusik, und speziell Bach in das tägliche Leben der Kanadier. Ich liebe seinen Intellekt nicht nur bei seinem Spiel, sondern auch in seinen Interviews.
Glenn Gould und seine eigenwilligen Beethoven-Interpretationen, sind die Vorbilder?
Ich kann nicht behaupten, dass er mich mit seinem Beethoven-Spiel inspiriert hätte. Aber ich respektiere ihn. Wie auch bei Brahms hatte er sehr eigene Ansichten und stand dazu.
Sie haben mit fünf zu spielen begonnen. Wie kam es dazu? Warum gerade Klavier?
Weil das Klavier da war. Meinen Eltern wurde geraten, dass ich ein Instrument lerne, im Sinne einer humanistischen Ausbildung. Es war Teil meines täglichen Lebens. Aber einen Traum, Musiker zu werden, haben weder ich noch meine Eltern verfolgt. Ich komme auch nicht aus einer musikalischen Familie. In der Schule bin ich auch geschwommen, bin Ski gefahren. Die Musik war dabei einfach ein Teil davon.
Aber Sie sind Pianist, kein Skifahrer geworden?
Ja, obwohl das in Calgary durchaus normal gewesen wäre.
Sie waren sofort ins Klavier verliebt?
Ich erinnere mich nicht mehr, was ich mit fünf gedacht habe. Ich hatte natürlich eine Affinität zur Musik – und habe das Klavier langsam umarmt. Schuld daran waren auch die Konzerte, die ich schon früh gespielt habe. Die waren der größte Ansporn, um zu üben, denn am meisten liebte ich es, auf dem Podium zu sitzen.
Im März 1995 kam Jan Lisiecki als Sohn polnischer Eltern in Calgary zur Welt.
Bereits mit 15 unterschrieb er einen Exklusivvertrag mit dem Plattenlabel Deutsche Grammophon.
Einen Tag nach dem 18. Geburtstag spielte er als Einspringer für Martha Argerich Beethovens viertes Klavierkonzert unter Claudio Abbado.
Zum Beethovenjahr kam seine Einspielung der Beethovenkonzerte auf CD heraus.
Auch die beiden Chopin-Konzerte hat er aufgenommen (für NIFC, National Institute Frederick Chopin).
Wie wichtig waren die großen Wettbewerbe für Sie?
Ich habe keine gespielt. Ich bin froh, dass ich mich nicht durch Wettbewerbe hinaufarbeiten musste. Mein Ansatz war eher, von Konzert zu Konzert zu wachsen, als mit dem Big Bang eines Wettbewerbssiegs ins Rampenlicht zu treten. Auch der garantiert noch keine Karriere. Es ist eine Herausforderung, Musik zu beurteilen und schwierig zu sagen, was die beste Interpretation ist.
Warum ist Beethoven für Pianisten so wichtig? Haben Sie schon alle 32 Sonaten durch?
Nein, die Sonaten noch nicht. Aber alle fünf Konzerte. Beethoven zu spielen, bedeutet die Verbindung mit einem essenziellen Element des Klaviers. Er verwendet ganz andere Facetten als etwa Chopin mit seinen vielen Farben, wunderschönen Elementen und Romantizismen.
Beethoven ist dagegen sehr direkt, besitzt aber zugleich diese spektakulären Momente in den Konzerten mit dem Orchester. Bei vielen anderen Konzerten kann man auch nur den Klavierpart spielen, und es ist kein großer Verlust. Bei Beethoven geht das gar nicht.
Was macht Beethovens Fünfte für Sie besonders?
Ich hatte immer etwas Respekt vor dem Fünften, denn es ist so grandios, so geradeaus. Speziell nach dem Vierten mit seiner Sehnsucht und dem Suchenden oder dem eher dunklen, mozarthaften Dritten. Aber ich habe gelernt, es zu lieben. Vor allem, nachdem ich alle fünf hintereinander gespielt habe.
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