Der Entertainer Thomas Gottschalk hat in einem Interview erklärt, dass er Frauen im Fernsehen inzwischen nicht mehr auf das Knie greifen würde. Und auch sonst hat die TV-Legende in dem erstaunlich offenen Gespräch auf Provokation gesetzt ...
Er würde das heute bleiben lassen, weil er wisse, „dass gewisse Dinge mittlerweile politisch inkorrekt sind, die es damals nicht waren“, sagte der 74-Jährige dem „Spiegel“. Gleichzeitig verteidigte er sein damaliges Verhalten.
Das hätte kein sexuelles Interesse ausgedrückt: „Ich habe Frauen im TV rein dienstlich angefasst – wie ein Schauspieler, der im Film küsst, weil es im Drehbuch steht“, sagte Gottschalk dem Magazin auf Nachfrage.
Das lasse er sich nicht als Attacke vorwerfen. Er betrete heutzutage auch keinen Aufzug mehr, in dem nur eine Frau stehe. „Was mache ich, wenn sie im zweiten Stock rausrennt und ruft, MeToo, der hat mich angefasst?“ Im Gegensatz zu anderen Männern hätte er sich im Griff.
Ist Gottschalk von gestern?
Dass er mit seinen Aussagen die MeToo-Bewegung bagatellisieren würde, wollte Gottschalk nicht gelten lassen. Viel mehr hätte er heutzutage Angst, missverstanden zu werden – und würde sich in der Öffentlichkeit verstellen.
„Früher kam ich davon mit einem: Ihr kennt mich doch, Ihr wisst, wie ich es meine. Heute würde ich lieber husten, anstatt zu sagen, dass ich meinen Hustensaft in der Mohrenapotheke kaufe“, erklärte Gottschalk. Der in die Jahre gekommene Entertainer hätte nie die Welt verbessern wollen: „Ich bin nie auf die Barrikaden gegangen oder auf Friedensdemos. Ich habe nicht geglaubt, dass etwas anders wird, nur weil ich mich dazu bekenne.“
Gottschalk hadert mit Bedeutungsverlust
Dass er mittlerweile ein „Spalter“ sei, hält der 74-Jährige für „Quatsch“. Dass die „nachgewachsene Zielgruppe“ – junge Menschen – nichts mehr von ihm wissen wollen, sei eben sein Schicksal. „Es gibt genügend Menschen, die sich mit mir fotografieren lassen wollen und mir auf die Schulter klopfen. Da muss ich nicht googeln, wer mich scheiße findet.“ Er hadere nicht mit dem Zeitgeist, er verstehe ihn nur nicht und suche nach Erklärungen.
Sein Bedeutungsverlust innerhalb der Medienbranche nage aber sehr wohl an ihm. „Mein Selbstwertgefühl bröckelt schon etwas, wenn mir Leute, die bei Sendern auf den Geldtöpfen sitzen, zu verstehen geben, dass ich früher mehr wert war.“ Heutzutage bekomme er von Sender-Chefs „freundliche Ausreden“ zu hören, warum er nicht besetzt werden könnte.
Niemand sei glücklich darüber, wenn er spüre, dass ihm die Dinge entgleiten. „Das ist etwas, das man mit dem Alter feststellt: Man erledigt sich. Doch darüber darf man nicht klagen.“
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