Propagandawirksam ließ sich Hitler vor dem Eiffelturm fotografieren. Warum die deutsche Wehrmacht Frankreich 1940 derart schnell einnehmen konnte, das aber zu Streitigkeiten an der Spitze der Wehrmacht führte.
Es war der 28. Juni 1940. Die Focke-Wulf Fw 200 „Condor“ landete um 5:30 Uhr auf dem Militärflughafen von Le Bourget. Der Mann im Ledermantel stieg aus, wurde zum Eiffelturm gefahren und hob bereits um 8:30 Uhr wieder Richtung Deutschland ab. Wozu dieser „Blitzbesuch“ diente? Um das eine, das spektakuläre Foto zu schießen, das in das kollektive Bewusstsein und in die Geschichtsbücher eingehen sollte: Adolf Hitler vor dem Eiffelturm in Paris.
Hitlers „Fotoshooting“ vor dem Eiffelturm war die propagandistische Verwertung eines schnellen Sieges der deutschen Wehrmacht. Hitlers Westfeldzug dauerte nur vom 10. Mai bis 25. Juni 1940. Die Wehrmacht überfiel die Niederlande, Belgien und Luxemburg sowie Frankreich, dessen Norden und Westen deutsche Besatzungszone wurde. Wie konnte die französische Armee im Mai/Juni 1940 aber derart schnell zusammenbrechen, dass – nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen 1939 – nun erneut von einem „Blitzkrieg“ gesprochen wurde?
Die deutsche Wehrmacht überraschte den Gegner
Militärhistoriker M. Christian Ortner erklärt, dass dieser schnelle Zusammenbruch der französischen Armee mehrere Gründe hatte: „Erstens gelang der Wehrmacht mit dem Angriffsschwergewicht aus den Ardennen bei Sedan die komplette Überraschung des Gegners und die rasche Überschreitung der Maas. Dann umfasste die allgemeine Stoßrichtung West - Nordwest der deutschen Panzerverbände – Stichwort „Sichelschnitt“ – Richtung Atlantikküste das Gros der französischen-britischen Verbände im Norden und führte letztlich zu deren berühmter Einkesselung bei Dünkirchen.“
Dazu kam laut Ortner noch das Überraschungsmoment: „Die ohne Flankensicherung rasch vorstoßenden deutschen Panzerdivisionen wurden durch die Luftwaffe effizient unterstützt und ließen beim Verteidiger kein klares Lagebild für Gegenmaßnahmen entstehen.“ Und wo blieben die französische Luftwaffe und die französischen Panzerdivisionen? „Die französische Luftwaffe griff im Unterschied zur deutschen kaum entscheidend in die Erdkämpfe ein“, erklärt der Experte, „die Masse der französischen Panzer war zwar durchaus modern, jedoch der Infanterie zugeteilt und stand damit operativ für Gegenangriffe kaum zur Verfügung.“
„Haltebefehl“, damit die Infanterie aufschließen kann
Dieser „Blitzsieg“ der deutschen Wehrmacht führte aber zu Streitigkeiten an der Spitze der Wehrmacht und damit letztendlich zur Rettung von hunderttausenden Soldaten der Alliierten. Ortner: „Dieser teilweise eigenmächtige und schnelle Vorstoß der deutschen Panzerdivisionen, vor allem Erwin Rommels, führte bei den Deutschen zu einer schweren Führungskrise, da vor allem die ältere Generalität und Hitler darin das Risiko des Scheiterns befürchteten. Die Konsequenz war der berühmte „Haltebefehl“ für diese Divisionen, damit Infanterie und Nachschub aufschließen konnten.“
Dieser „Aufschub“ verschaffte Briten und Franzosen jene Zeit, die sie zur Evakuierung ihrer rund 370.000 in Dünkirchen einkesselten Soldaten benötigten – die berühmte „Operation Dynamo“.
Wie sich „Blitzkrieg“ durchsetzte
Der Begriff „Blitzkrieg“ stammt übrigens aus dem Ersten Weltkrieg, fügt Militärhistoriker Ortner noch hinzu: „Damit bezeichnete man in der Endphase des Krieges das rasche Durchbrechen von starren Grabensystemen durch Sturmtruppen ohne langwierige Artillerievorbereitung.“ Die Bezeichnung „Blitzkrieg“ wurde dann ins Englische und Französische übernommen und nach dem Überfall auf Polen im strategisch-operativen Sinne benutzt. Nach dem deutschen Sieg über Frankreich wurde „Blitzkrieg“ dann zum propagandistischen Begriff der Nationalsozialisten – was Hitler an jenem 28. Juni 1940 mit seinem Foto vor dem Eiffelturm demonstrierte.
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