Seit knapp 40 Jahren begeistern die Kalifornier Fu Manchu mit Stoner Rock, dicken Riffs und einer gemütlich-entspannten Attitüde. Nach langjähriger Abwesenheit kommen sie heute Abend wieder einmal für ein Konzert in die Wiener Arena – mit neuem Album im Gepäck. Frontmann Scott Hill gab uns im Talk tiefere Einblicke in das Wesen der Kultband.
Die legendären Romane des Bösewichts Fu Manchu erreichten vor allem durch die Personifizierung durch Christopher Lee im Filmgeschäft einen beispiellosen Kultfaktor. Seit knapp 40 Jahren steht Fu Manchu aber auch für knochentrockenen Stoner Rock mit lässiger Kante direkt aus Orange County in Kalifornien. Frontmann und Haupt-Songwriter Scott Hill steuert sein Schiff seit damals durch alle Orkane und Böen und kann längst auf eine Fanbase zählen, die sich treu ergeben alle paar Jahre auf neues Material freut. Auf das im Juni erschienene Werk „The Return Of Tomorrow“ musste man gar sechs Jahre warten, was nicht nur der Pandemie, sondern auch einer gewissen Laissez-faire-Haltung der Musiker geschuldet ist. „Wir sind nicht die klassische Working-Hero-Band, sondern kommen normalerweise jeden Tag vom Surfen nach Hause uns schauen von unserer Veranda aus dem Sonnenuntergang zu“, lacht Hill im „Krone“-Interview, „wir leben unseren Traum und das noch so lange wie möglich.“
Die Suche nach dem Riff
Ein Ende der Band ist glücklicherweise nicht in Sicht, denn seit 2001 ist das in den ersten Jahren oftmals schwer durchgerüttelte Line-up stabil. Nebenbei hat man sich vor mehr als einer Dekade von allen Label-Verpflichtungen freigeschaufelt und veröffentlicht Liedgut mittlerweile in Eigenregie. „The Return Of Tomorrow“ ist schon das dritte Werk, das unter völliger Eigenpatronanz auf den Markt kam. Erneut setzt man auf bleischwere Riffs und lockere Atmosphäre. Ein Erfolgsrezept, an dem Hill gar nicht schrauben möchte. „Es geht bei Fu Manchu immer darum, das möglichst perfekte Riff zu finden. Meist habe ich einen Drumbeat im Kopf und kann mir den Song im Kopf schon grob zusammenbauen. Die Band habe ich gegründet, weil ich laute und verzerrte Gitarren hören wollte. In diesem grob abgesteckten Rahmen gibt es dann Raum für Fuzz-Experimente.“
Fuzz-Pedale sind eine große Leidenschaft von Hill und untrennbar mit seiner Band verbunden. Heute Abend kommen Fu Manchu nach sechsjähriger Österreich-Abwesenheit endlich wieder in die Wiener Arena. Mit dem bewährten Erfolgsrezept, auf das sich Fans verlassen können. „Bei uns darfst du nicht damit rechnen, dass wir einmal alles über den Haufen werfen und mit einem neuen Sound kollektiv überraschen. Das ist nicht unser Zugang.“ Fu Manchu als eine Art „AC/DC des Stoner Rock“ zu sehen, wäre sicher nicht zu weit hergeholt. Dass Hill dabei als Sänger fungiert, war niemals geplant. „In den frühen Jahren hat Ken Pucci gesungen, aber er verließ nach der ersten 7-Inch die Band und ich sprang widerwillig ein. Damals probten wir so laut, dass ich meine Stimme gar nicht hörte“, lacht Hill, „hätte ich mich gehört, hätte ich mich am liebsten eingegraben. Heute habe ich damit meinen Frieden gemacht und es ist okay, dass die Leute auf mich schauen.“
Elementares Zwischenmenschliches
Hill wuchs mit dem kompromisslosen Punkrock der frühen 80er-Jahre auf. Bands wie Circle Jerks, Black Flag oder die Adolescents haben seine Ausrichtung geprägt, doch auch eine Prog-Rock-Band wie Rush habe ihn fasziniert. Dessen Musiker Alex Lifeson lud Hill dann sogar als Gast auf das letzte Album „Clone Of The Universe“ ein. „Das war natürlich ein absoluter Wahnsinn, dass so ein Jugendheld von mir auf meinem Album zu hören war. Unglaublich.“ Fu Manchus erste Album ist exakt 30 Jahre alt, die Band selbst feiert 2025 den 40. Geburtstag. Die Langlebigkeit ist Hill manchmal selbst ein Rätsel, zumal die Band eben erst rund um Millennium wirklich stabil wurde. „Wir kennen uns in- und auswendig und hängen auch privat viel miteinander ab. Es war nie jemand in der Band, den wir nicht gut kannten. Wenn du so viel probst und reist, muss das Zwischenmenschliche passen. Die Hälfte der Zeit geht für die Warterei und Nonsens drauf. Da sieht man schnell, ob es harmoniert oder nicht.“
Mit dem von den Medien schon früh verliehenen Terminus „Fuzz Rock“ wird Hill nicht glücklich, hat damit aber zu leben gelernt. Der Ursprung der Band liegt in der Musik seines Vaters. „Er hörte Tag und Nacht Deep Purple. Dann gab es noch den großen Bruder meines besten Freundes und Nachbarn, der etwa zehn Jahre älter als wir waren und uns mit einem Dodge Charger durch die Gegend kutschierte. Das war 1987, da waren wir noch ganz frisch im Proberaum und Bands wie die Melvins, TAD, Nirvana, Soundgarden, die Swans, Mudhoney und die frühen White Zombie kamen auf. Die Gitarren klangen sehr unterschiedlich, aber sie hatten gemein, dass sie verzerrt, fuzzy und verdammt schwer waren. Dann kamen noch Monster Magnet auf den Plan, die das Verlangsamen und Herunterdrehen von Tönen perfektionierten. In diesem Fahrwasser habe ich mir die Inspirationen geholt. Ich bin jetzt kein klassischer Boomer, der sich neuen Bands und Klängen verweigert, aber ich bin sehr stark mit meinen alten Helden verbunden.“
Kalifornischer Lifestyle
Wer sich neben den dicken Gitarren auf sozialkritische Texte einstellt, ist bei Fu Manchu falsch. Dort geht es gerne um gute Getränke, dicke Autos, schöne Frauen und einen entspannten Lifestyle – oder um Extraterrestrisches. „Ich bin in San Marcos, quasi am Pier des Strands, geboren“, lacht Hill, „ich surfe gerne, fahre mit dem Skateboard und auf Dirtbikes durch die Gegend. Ich bin mit Muscle-Cars und Vans aufgewachsen und fuhr, als ich jung war, mit einem El Camino die Küste entlang, um mit Mädchen in Kontakt zu kommen. Ich wollte früher immer älter und cooler sein, das ist heute natürlich anders. Das Skateboarden habe ich mittlerweile zurückgestellt, weil ich mir alle Knochen brechen würde, aber ansonsten liebe ich diesen Lifestyle noch immer.“
Live in der Arena
Mit dem neuen Album „The Return Of Tomorrow“ kommen Fu Manchu heute Abend (15. Oktober) endlich wieder in die Wiener Arena. Nach der kurzfristigen Konzertabsage von Monster Magnet letzte Woche ein Grund mehr, um dem Fuzz-verstärkten Stoner Rock eine Chance zu geben – es gibt auch noch Karten an der Abendkasse.
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