Vergangene Woche wurde in ganz Österreich ein Probealarm abgehalten, am heutigen Sonntag wählt Vorarlberg einen neuen Landtag. „Krone“-Kolumnist Robert Schneider hat aus diesen zwei Ereignissen seine ganz persönlichen Konsequenzen gezogen.
Am Samstag oder Sonntag mache ich immer meine kleine Waldrunde, und zwar am Mittag, weil da niemand im Wald ist, sondern alle zu Mittag essen, wie es sich gehört. Gehe ich eine Stunde später, bin ich schon nicht mehr allein, weil eben jeder satt ist und eine kleine Waldrunde macht. Gehe ich eine Stunde früher, ist noch keiner satt, macht darum noch schnell eine kleine Waldrunde. Mir bleibt nur ein sehr enges Zeitfenster.
Schlenderte also am vergangenen Samstag mausallein dahin, als plötzlich mein Handy in schrillen Dissonanzen aufheulte. Zuerst dachte ich, dass mein Jüngster wieder daran herumgefummelt und den Klingelton verändert hatte. Ich suchte es in meinen zehn Jackentaschen, und als ich es endlich fand, war der Ton weg. Dann erinnerte ich mich: Ist ja Zivilschutztag. AT-Alert an alle Handys dieser Nation. Benutzerdaten werden nicht eingelesen, weil eh alle längst eingelesen sind. Nicht aufregen, die kennen dich sowieso. Dich ganz besonders. Eine Viertelstunde später ging der Alarm abermals los. Drei Minuten lang war er einfach nicht wegzudrücken. Drei Minuten, die mir in dieser Stille wie eine gefühlte halbe Stunde vorkamen.
Am heutigen Sonntag wird in Vorarlberg gewählt. Ich gehe wieder meine kleine Runde. Diesmal ohne Handy. Ich bin vorbereitet. Auch für den Abend, wenn das vorläufige Ergebnis kommt. Ich werde es vorsorglich unter zehn Kissen legen. Könnte nämlich sein, dass ein politischer Katastrophenfall in Vorarlberg ausgerufen wird. Drei Minuten dissonanter Alert, also Katzenjammer über die verlorene Wahl, muss ich mir nicht antun. Auf der AT-Alert-Seite habe ich nämlich gelesen, dass der Alarm unter anderem bei folgenden Geschehnissen ausgelöst werden kann: erhebliche Gefahr, extreme Gefahr, abgängige Personen, Explosionsgefahr...
Alles ist möglich an diesem Wahlabend. Bis Montagfrüh bleibt mein Handy unter den zehn Kissen.
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