„Wird niemand da sein“

Nawalny rechnete mit seinem Tod im Straflager

Ausland
12.10.2024 15:46

Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny hat mit seinem Tod in Haft gerechnet – das geht aus seien Memoiren hervor, die postum zusammengestellt wurden. „Ich werde den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen und hier sterben“, schrieb Nawalny während seiner Haft im März 2022 in sein Tagebuch.

Der „New Yorker“ veröffentlichte vorab Auszüge aus Nawalnys Memoiren. Das neue Buch mit dem Titel „Patriot“ stützt sich auf Tagebucheinträge Nawalnys aus der Haft und der Zeit davor. Veröffentlicht wird es am 22. Oktober.

„Es wird niemand zum Verabschieden da sein“
Er hatte offenbar eine genaue Vorstellung, wie er sein Ableben verbringen wird. „Es wird niemand zum Verabschieden da sein“, schrieb Nawalny. Angst schien er davor aber nicht gehabt haben. In einem Eintrag vom 17. Jänner 2022 schreibt Nawalny: „Das Einzige, was wir fürchten sollten, ist, dass wir unsere Heimat aufgeben, um sie von einer Bande von Lügnern, Dieben und Heuchlern ausplündern zu lassen.“

Nawalny und seine Familie (Bild: APA/AP Photo/Andrew Lubimov)
Nawalny und seine Familie

Stundenlang unter Putin-Bild sitzen für „Disziplin“
In einem Eintrag vom 1. Juli 2022 fasst Nawalny einen typischen Tagesablauf zusammen: Aufwachen um 06.00 Uhr, Frühstück um 06.20 Uhr und Arbeitsbeginn um 06.40 Uhr. „Bei der Arbeit sitzt man sieben Stunden an der Nähmaschine auf einem Hocker unter Kniehöhe“, erläutert er. „Nach der Arbeit sitzt man einige Stunden auf einer Holzbank unter einem Porträt Putins. Das nennen sie ,disziplinarische Tätigkeit‘.“

Mit dem Schreiben seiner Memoiren hatte der Kremlkritiker nach einem Giftanschlag im Jahr 2020 begonnen, in dessen Folge er mehrere Monate lang in einem Krankenhaus in Berlin behandelt wurde. Im Jahr darauf kehrte Nawalny nach Russland zurück, wo er festgenommen und zu 19 Jahren Haft verurteilt wurde.

Nawalny wollte mit Rückkehr in Heimat „Opfer bringen“
Der letzte vom „New Yorker“ vorveröffentlichte Tagebucheintrag stammt vom 17. Jänner 2024. Darin beantwortet Nawalny die Frage von Mitinsassen und Gefängniswärtern, warum er nach Russland zurückgekehrt sei. „Ich wollte mein Land nicht aufgeben oder es verraten. Wenn unsere Überzeugungen etwas bedeuten sollen, muss man bereit sein, für sie einzustehen und, wenn nötig, Opfer zu bringen.“

Nawalny, der prominenteste Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin, war am 16. Februar 2024 in einem russischen Straflager in der Arktis gestorben. Nawalnys Anhänger und zahlreiche westliche Politiker machen die russische Führung und Präsident Wladimir Putin für den Tod des Oppositionellen verantwortlich.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt