Schmuggler vor Gericht

Teakholz mit Kokain in Wiener Terrasse verbaut?

Gericht
14.10.2024 16:39

Über 260 Kilogramm weißes Gold versteckt in Holzbrettern soll eine serbische Bande nach Österreich geschmuggelt haben. Dabei gibt der Erstangeklagte an, von dem Suchtgift in den Teaklatten gar nichts gewusst zu haben – sie seien normal verbaut worden ...

Über ein Dutzend Containerschiffe fahren durchschnittlich täglich in den Hamburger Hafen ein – so auch am 13. September 2023. Einer der Frachter aus Bolivien lud routinemäßig seine Güter ab. Die sich als Rekord-Drogenfund für das österreichische Bundeskriminalamt und das LKA NÖ entpuppten. Denn in einem Container wurden Teakholzbretter sichergestellt – ausgehöhlt und randvoll mit Kokain. Insgesamt fast 135 Kilogramm im Wert von knapp 14 Millionen Euro.

Werkstatt und Drogenlabor in slowakischer Lagerhalle
Adressiert war die Lieferung an einen Serben (46), der seinen Lebensmittelpunkt und seinen Holzhandel in Wien hat. Aus den Frachtpapieren ging hervor, dass die präparierten Bretter über Österreich in eine Lagerhalle in Bratislava gebracht werden sollten – „um sie zu öffnen, das Kokain daraus zu extrahieren und es, wieder zurück nach Wien zu bringen, um es dort gewinnbringend in Verkehr zu setzen“, so die Staatsanwaltschaft. 

Das Holz wurde von Ermittlern sichergestellt. (Bild: LPD NÖ)
Das Holz wurde von Ermittlern sichergestellt.

Das dürfte auch nicht das erste Mal gewesen sein, dass über die Firma des Erstangeklagten weißes Gold aus Südamerika nach Europa geschmuggelt wurde. Bereits 2022 gab es eine ähnliche Lieferung: Der Absender war ident; es wurden ebenfalls Teakholzbretter geliefert. Vor zwei Jahren fand das der Zoll jedoch noch nicht verdächtig. 21 Kubikmeter Holz mit mindestens 130 Kilogramm Kokain seien so nach Wien gelangt. 

Drogenholz in Wiener Terrasse verbaut?
Dabei gibt der Holzhändler vor den Schöffen im Wiener Landesgericht an, er hätte von dem „Gift“ in den Teakbretter gar nichts gewusst – sie seien ganz normal in einer Terrasse verbaut worden. Den gefinkelten Drogenschmuggel bestätigt aber der mitangeklagte Mandant (45) von Anwalt Philipp Wolm. Er hätte die Kommunikation mit dem Lieferanten – ein bolivianisches Drogenkartell – übernommen.

Von dem seine angeklagten Komplizen nicht einmal etwas gewusst haben wollen: Der 43-jährige Holzhändler bleibt felsenfest dabei, er hätte lediglich Teakholz für eine beauftragte Dachterrasse bestellt. Von dem eingearbeiteten Suchtgift habe er überhaupt nichts gewusst. Da schließen sich ein 41-jähriger Serbe und der 23-jährige Mandant von Anwalt Mirsad Musliu an – sie seien bereits 2022 ahnungslose „Hakler“ gewesen.

Die Anwälte Philipp Wolm und Mirsad Musliu verteidigen im Drogenprozess. (Bild: Krone KREATIV/zVg Gerhard Bartel)
Die Anwälte Philipp Wolm und Mirsad Musliu verteidigen im Drogenprozess.

Für sie sei das Verladen des Drogenholzes ein Auftrag, wie jeder andere gewesen. 100 Euro und Verpflegung hätten sie jeweils vom geständigen Zweitangeklagten bekommen. Musliu wirft in den Raum: „Dass jemand bewusst über 100 Kilogramm Kokain bewegt für 100 Euro und ein Sandwich – das gibt es nicht.“ 

Enthaftungen und lange Gefängnisstrafen
Das sehen die Schöffen aber anders. Sie sprechen alle vier schuldig. Bei der Strafhöhe steigen die zwei „Hakler“ als Beitragstäter aber glimpflich aus: sie fassen jeweils zwei Jahre Gefängnis aus; der jüngere wird sogar nach dem Prozess enthaftet. Der 45-jährige Serbe kassiert acht Jahre. Am strengsten fällt die Strafe für den Holzhändler aus; er wird nämlich auch für einen bewaffneten Postraub im Jahr 2012 verurteilt – zwölf Jahre fest. Die Urteile sind teilweise bereits rechtskräftig.

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