Hofheldin aus Aflenz

Trotz Schicksalsschlag kämpfte sie weiter

Steiermark
14.10.2024 19:00

Wie macht man weiter, wenn der Ehemann und Vater der drei jungen Kinder mitten aus dem Leben gerissen wird? Margret Karelly aus Aflenz fand trotzdem eine positive Perspektive aufs Leben und führte ihre Milchwirtschaft weiter – für sich, aber auch für die Kinder. Dafür wurde sie nun als „Hofheldin“ ausgezeichnet.

Neben der Hauseinfahrt flattert ein großes, weißes Leintuch im Wind: „Margret – unsere Hofheldin 2024“, dazu einige Herzen, steht darauf. „Das hat eine Freundin aufgehängt“, sagt Margret Karelly und lacht. Die Kürbisse stapeln sich vor dem Bauernhaus in Jauring, einem Ortsteil von Aflenz. Im Stall, wo 16 Milchkühe leben, streckt ein Kalb neugierig den Kopf in Richtung der Landwirtin.

Vergangenen Freitag wurde Karelly von der Landwirtschaftskammer für ihre Arbeit ausgezeichnet. Sie gewann als „Hofheldin“ den zweiten Platz in der Kategorie Urproduktion. „Ich führe den Betrieb jetzt seit elf Jahren“, sagt die 44-Jährige. 

Margret Karelly mit ihren Kühen (Bild: Jauschowetz Christian/Christian Jauschowetz)
Margret Karelly mit ihren Kühen

Geplant war das so nicht. „Eigentlich hat mich die Landwirtschaft nie interessiert“, denkt Karelly an ihre Kindheit in Seckau zurück, wo ihre Eltern einen Heumilchbetrieb im Nebenerwerb hatten. Die Brüder übernahmen den Hof, Karelly wurde Krankenschwester – bis sie sich selbst in einen Landwirt verliebte. 

Die drei Kinder waren zwei, sechs und neun Jahre alt, als eine Nachricht den ganzen Ort erschütterte: Margrets Mann Robert Karelly kam bei einem Forstunfall ums Leben. „Damals war er 35 Jahre alt. Er wurde mitten aus dem Leben gerissen“, denkt Margret Karelly zurück. 

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Frauen können auch Traktorfahren.

Margret Karelly

Kinder und Arbeit unter einen Hut gebracht
Trotz allem entschied sie sich dafür, den Betrieb fortzuführen. „Ich wollte mir keine Last aufhalsen und um Biegen und Brechen daran festhalten. Aber die Kinder sind im Stall aufgewachsen und haben Interesse daran gezeigt, außerdem hätte ich sonst viel mehr Kinderbetreuung gebraucht.“ So schlief ihr Jüngster, Julius, eben im Kinderwagen, während seine Mama die Kühe molk.

„Hofheldin“: Karelly gewann Platz zwei der Kategorie Urproduktion (Bild: Jauschowetz Christian/Christian Jauschowetz)
„Hofheldin“: Karelly gewann Platz zwei der Kategorie Urproduktion

Leicht war die Zeit nicht, denkt die dreifache Mutter heute zurück, „aber ich hatte keine Angst. Ich wollte nie jammern, sondern einfach meine Arbeit machen“. Sowohl Tochter Anabell – heute 20, Agrarwissenschafts-Studentin an der Boku in Wien und amtierende steirische Milchkönigin – als auch Sohn Felix (17) seien „mit einem Landwirtschafts-Gen“ geboren worden und helfen gerne mit.

Landwirtschaft macht keine Pause
Karelly ist wohl das Gegenteil von dem, was man gemeinhin als „Wutbauer“ kennt. In der „Männerdomäne Milchwirtschaft“ setzte sie sich durch und versuchte so viel wie möglich selbst zu erledigen. „Auch Frauen können Traktorfahren.“

Momentan, sagt sie, „funktioniert das System gut“, auch, wenn der Milchpreis sich immer wieder auf und ab bewegt. „Wenn man einen Betrieb durchdacht und wirtschaftlich führt, kann man davon leben.“ Vom Jammern habe man nichts. „Ich kann den Kindern nicht vorleben, dass alles schlecht ist. Ich will mein Bestes für sie geben.“

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