Monsterprojekt

14 Jahre Bauzeit für neue Klinik Ottakring

Wien
14.10.2024 16:30

Wien nimmt nun den Neubau der Klinik Ottakring in Angriff. Zeithorizont, Aufwand und Kosten sprengen gewohnte Dimensionen. Bis 2038 sollen 5,4 Milliarden Euro verbaut werden. Dafür soll Wien statt der maroden Klinik dann ein Vorzeige-Spital auf internationalem Niveau haben.

Der Siegerentwurf im Wettbewerb zum kompletten Neubau der Klinik Ottakring steht fest, der Wiener Architektenzusammenschluss AHA (Austrian Healthcare Architects) hat unter 28 Entwürfen das Rennen gemacht. Das bedeutet den Startschuss zu einem Monsterprojekt: Mit geschätzten Gesamtkosten von 5,4 Milliarden Euro könnte man viermal die Klinik Floridsdorf hinstellen.

„Man hat das Gefühl, man ist willkommen“
Ein einstimmiger Gemeinderatsbeschluss für das Projekt ist ein Indiz dafür, dass es die Summen braucht. Vom jetzigen Spital wird „nichts übrig bleiben“, fasst Wettbewerbsjury-Vorsitzender Daniele Marques zusammen. Gesundheitsstadtrat Peter Hacker findet das gut: Die Klinik Ottakring sei inzwischen „das radikale Gegenteil von dem, was wir uns unter einem modernen Spital vorstellen“.

Der Neubau soll neue Maßstäbe setzen. Als „luftig, leicht – man hat das Gefühl, man ist willkommen“, beschreibt Marques die Pläne. Vorgesehen sind nur Ein- oder Zweibettzimmer, große Fenster sollen laut Architekt Christoph Falkner für eine „heilungsfördernde Atmosphäre“ sorgen. Er bemühte sich laut eigenen Angaben, in alle Räume, in denen sich Patienten oder Personal länger aufhalten, Tageslicht zu bekommen – „eine Herausforderung bei über 3000 Räumen“.

Ein zentraler „Infopoint“ bildet das Herzstück der großen Halle als Ankunftspunkt im geplanten Neubau. (Bild: AHA)
Ein zentraler „Infopoint“ bildet das Herzstück der großen Halle als Ankunftspunkt im geplanten Neubau.
Die Patienten sollen in vier Bettentürmen unterkommen, was Platz für einen großen Spitalsgarten auf dem Gelände schafft. (Bild: AHA)
Die Patienten sollen in vier Bettentürmen unterkommen, was Platz für einen großen Spitalsgarten auf dem Gelände schafft.
Auch die Stiegenhäuser sollen von Tageslicht durchflutet sein. (Bild: AHA)
Auch die Stiegenhäuser sollen von Tageslicht durchflutet sein.

Hang wird eingeebnet
Die 80 Pavillons der jetzigen Klinik werden durch einen 15 Meter hohen Zentralbau ersetzt, der vier ebenfalls rund 15 Meter hohe Bettenstationen trägt. Der Bau wird sich über die gesamte Grundbreite ziehen, und das ohne die gewohnte Steigung: Das Gelände wird dafür eingeebnet. Die gewonnene Fläche soll einen großen Spitalsgarten ermöglichen. Darüber hinaus soll auch das begrünte Dach des Zentralbaus als Erholungsfläche dienen.

Pavillon-Struktur „heute nicht mehr möglich“
Jurypräsident Marques trauert dem Pavillon-System ein wenig nach: Dieses habe neben größerer architektonischer Freiheit auch eine Luftschneise in den Bezirk ermöglicht, sei aber „heute nicht mehr möglich“, da es gelte, lange Wege zu vermeiden: Die „kompakte zentralisierte Struktur“ sei eine Vorgabe für den Neubau gewesen. Die Luftschneise soll durch die Aufteilung auf vier kleinere Bettentürme weiterhin aufrecht bleiben. Zudem soll das Stadtklima laut Architekt Falkner vom „Reinziehen des Parks auf die Dachflächen“ des Zentralgebäudes profitieren.

Die Klinik Ottakring jetzt (Modell)
Die Klinik nach 2040 (Modell)

„Nicht nur das beste, sondern auch das schönste Spital“
Der Bau werde das „Gesicht der Stadt und des Bezirks verändern“, ist sich Hacker mit Bezirksvorsteherin Stefanie Lamp einig. Sie sieht darin auch eine Aufwertung von Ottakring, da der künftige Spitalsgarten den Bezirk um einen neuen großen Grünraum bereichere. Architekt Falkner will sich jedenfalls nach Kräften bemühen, dass die neue Klinik „nicht nur das beste, sondern auch das schönste Spital der Stadt“ wird.

Der neue Spitalsbau soll im laufenden Betrieb errichtet werden und 2038 fertig sein. Zwei weitere separate Klinik- und Bettentrakte jenseits des Gartens im Nordwesten des Geländes (siehe Modell oben) sind vorerst nur eine Option für künftige Zeiten. Dementsprechend wenig Gedanken macht sich Hacker jetzt noch um die Art der Nachnutzung der denkmalgeschützten alten Pavillons im südlichen Teil des Areals: „Darum sollen sich unsere Nachfahren kümmern.“

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