Bloß drei Monate wurde der kleine Rafael alt – „Weil sein Vater ihn am 3. Februar 2024 so fest geschüttelt hatte, dass er massive Kopfverletzungen erlitt“, erklärt am Dienstag die Staatsanwältin. Der 30-Jährige sitzt nun wegen Mordes im Wiener Landesgericht. Ein Gutachten zeigt, es war nicht das erste Mal, dass der kleine Bub geschüttelt wurde ...
„Der heutige Fall ist schrecklich und die Verhandlung wird nicht leicht werden. Natürlich ist jedes Gewaltverbrechen eines zu viel. Nur was wir heute und nächste Woche hören werden, ist besonders unerträglich“, versucht die Staatsanwältin im Wiener Landesgericht die Geschworenen vorzubereiten. „Ich bitte Sie, bleiben Sie stark, denn es wird um den Tod des kleinen Rafael gehen. Und um den Angeklagten, der dieses Mordes verdächtigt wird.“
Schon bei Aufnahme im Spital hirntot
Raphael war erst drei Monate alt, als er Anfang Februar bewusstlos in die Klinik Ottakring gebracht wurde. „Weil sein Vater ihn am 3. Februar 2024 so fest geschüttelt hat, dass er massive Kopfverletzungen erlitten hat“, so die Anklägerin. Trotz akuter Behandlung konnten die Ärzte nichts mehr tun – „Das Baby war schon mit Einlieferung ins Krankenhaus hirntot.“
Rafael wurde gepackt und für mehrere Sekunden von vorne nach hinten und wieder nach vorne und hinten geschüttelt.
Staatsanwältin im Wiener Landesgericht
Was ist das für eine Familie, in der solch eine grausame Tat passiert? Der 30-Jährige und seine Lebensgefährtin hätten lange versucht, Kinder zu bekommen. 2022 kam schließlich die erste Tochter zur Welt, Ende 2023 dann Rafael. „Es waren Wunschkinder“, stellt die Staatsanwältin klar. Und auch Verteidigerin Astrid Wagner sagt vor den Geschworenen: „Er war kein verantwortungsloser Vater. Er war sehr liebevoll. Er hat diese kleinen Kinder sehr geliebt.“
Mutter war auf einem Kindergeburtstag
Was sich schließlich am 3. Februar ereignete, lässt sich nur aus Gutachten schließen. Der junge Vater leugnet nämlich vehement, für die tödlichen Kopfverletzungen seines Sohnes verantwortlich zu sein – die typisch für minutenlanges intensives Schütteln sind. Sieben Stunden war er an dem Tag mit dem dreimonatigen Baby alleine, die Mutter (26) währenddessen mit der Tochter auf einem Kindergeburtstag. Für die Anklägerin steht fest: „Rafael ist tot und er ist der einzige, der dafür infrage kommt.“
Rafael nicht das erste Mal geschüttelt
Die anschließende Obduktion des kleinen Buben brachte schließlich noch ein schreckliches Detail ans Licht: Das Baby wies am Gehirn auch ältere Verletzungen auf. Laut Gutachten muss es zum ersten Mal ein bis zwei Wochen vor seinem Tod geschüttelt worden sein.
Die Schuld für den Tod seines kleinen Sohnes sucht der 30-jährige Mordangeklagte überall – nur nicht bei sich selbst. Rafael sei von Geburt an nicht normal gewesen. „Die Ärzte haben uns nicht ernst genommen. Sie haben gesagt, dass er vollkommen gesund war. Aber das stimmt nicht.“ Er hätte schwer geatmet, Verdauungsprobleme gehabt. „Das ist keine Erklärung, warum das Baby an einem Schütteltrauma stirbt“, wirft Richterin Christina Salzborn ein. „Ich kann es mir nicht erklären“, so der 30-Jährige mit weinerlicher Stimme.
Medizinische Sachverständige, die die Verletzungen des kleinen Buben genauer erläutern sollen, kommen am nächsten Prozesstag zu Wort. Auch Zeugen aus dem familiären Umfeld werden im Verfahren gehört. Vor allem die Kindesmutter, die anfänglich ebenfalls als Mordverdächtige in Untersuchungshaft gesessen ist, muss im Zeugenstand Platz nehmen. Gegen ihren Lebensgefährten möchte sie jedoch nicht aussagen. Die zweijährige Tochter ist zurzeit in der Obhut der Großmutter.
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