Sister-Act

Wenn im Herzerlteich die Realitäten verschwimmen

Burgenland
16.10.2024 09:00

Kann unsere greifbare Welt mit fiktionalen Online-Wirklichkeiten verschmelzen? Ja, sagen zwei kreative Schwestern aus Eisenstadt. Am Freitag schaffen sie in der Landesgalerie Burgenland mit einer transmedialen Ausstellung einen neuen Erlebensraum.

Die Schwestern Lea (25) und Hannah Neckel (29) aus Eisenstadt sind „Digital Natives“. So bezeichnet die Soziologie Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden und bereits in einem digitalisierten Alltag aufwuchsen. Sie kommunizieren über Memes, Emojis und Sprachnachrichten, sind immer und überall erreichbar, und verwenden Social Media als Selbstdarstellungsplattformen.

„Wir waren schon als Kinder auf der Blogging-Plattform Tumblr aktiv, um Videos, Fotos und Links mit Freunden und Followern zu teilen. So konnten wir uns mit Communities und Subkulturen vernetzen, zu denen wir hier am Land nie Anschluss gefunden hätten“, erzählen die Pädagogentöchter, die ihre Haare schon als Zehnjährige grün und blau färbten – nach dem Motto: „Über unseren Kopf entscheiden wir selbst!“

Lea besuchte die Modeschule Herbststraße in Wien, Hannah das Bundesrealgymnasium Kurzwiese in Eisenstadt. (Bild: Fotografie)
Lea besuchte die Modeschule Herbststraße in Wien, Hannah das Bundesrealgymnasium Kurzwiese in Eisenstadt.

Eine neue Zukunft
Inzwischen leben die Neckels mit ihrem Freund bzw. ihrer Freundin zusammen und studieren an der Universität für Angewandte Kunst in Wien transmediale Kunst. Genau diese steht ab Freitag im Fokus ihrer neuen Ausstellung „floating through reality“ in der Landesgalerie in Eisenstadt. So wie bei ihrer ersten Werkschau „beyond the waterfall“, die sie im Vorjahr im Offenen Kulturhaus in Linz präsentierten, versuchen sie auch jetzt Online- und Offline-Realitäten miteinander zu verschmelzen und eine neue Zukunft zu generieren.

Das Potenzial des Internets sowie die Sehnsucht nach Freiheit und Gemeinschaftserleben können nämlich die Grenzen dieser beiden Erlebnisräume, die der Mensch oft als getrennte Wirklichkeiten wahrnehme, sprengen und ungeahnte neue Möglichkeiten entfachen, sagen die Künstlerinnen. Dafür holen sie virtuelle Elemente aus dem Cyberspace in die greifbare Wirklichkeit, damit Objekte auch berührt werden können.

In der Landesgalerie finden gerade die letzten Vorbereitungen für die Vernissage am Freitag statt. Zu sehen ist die Ausstellung dann bis Jänner 2025.  (Bild: Reinhard Judt)
In der Landesgalerie finden gerade die letzten Vorbereitungen für die Vernissage am Freitag statt. Zu sehen ist die Ausstellung dann bis Jänner 2025. 

Nachdenkbank mit pinkem Anstrich
Orientiert haben sie sich bei ihrer Arbeit am mystisch-romantischen Eisenstädter Schlosspark, der in ihren Augen einen „Spiegel zur Welt“ darstellt. Schon in seiner Entstehung habe er nämlich Natur und technischen Fortschritt „in paradiesischer Weise“ verbunden und sorgt seither mit seinen diversen Elementen für verschiedene Stimmungen. „Vor allem der versteckt gelegene Herzerlteich hinter der Orangerie lädt zum Träumen und Aussteigen aus dem Alltag ein. Bei virtuellen Welten ist das nicht anders. Man begibt sich in eine andere Sphäre. Das Internet ist wie das universelle Element Wasser. Es fließt immer, bewegt und verbindet“, sagen die Schwestern, die den Herzerlteich als Herzstück ihrer Ausstellung rekreiert haben.

Aber warum haben sie die originale Parkbank rosa lackiert? „Weil die Besucher unseren utopischen Parkbesuch durch eine feministische Linse betrachten sollen. Frauen und andere marginalisierte Gruppen werden in unserer Gesellschaft oft aus dem öffentlichen Raum gedrängt. Wie oft heißt es, dass sie nachts nicht allein in einen Park gehen sollen, weil da Gefahren lauern?“

Auch in Zukunft wollen die Schwestern zusammenarbeiten. (Bild: Julian Lee Harather)
Auch in Zukunft wollen die Schwestern zusammenarbeiten.
Ihre erste Ausstellung „beyond the waterfall“ präsentierten sie im Vorjahr im Offenen Kulturhaus in Linz. (Bild: Julian Lee Harather)
Ihre erste Ausstellung „beyond the waterfall“ präsentierten sie im Vorjahr im Offenen Kulturhaus in Linz.

Auch die Oldies machen mit 
Diese Angstmache sei, wenn man an Gewaltdelikte denkt, berechtigt. Sie mache aber auch unfrei - genauso wie die Verteufelung neuer Technologien. Sinnvoller wäre es, diese im Sinne positiv zu nutzen. Doch das erfordere Medienkompetenz. Nicht nur bei jungen, sondern auch bei älteren Menschen: „Auch jenseits der 80 kann man den Umgang damit lernen. Unsere Großeltern sind das beste Beispiel. Wir besuchen sie jedes Wochenende und genießen dann einen Plausch beim Sonntagsbraten. Aber unter der Woche, wenn wir in Wien sind, halten wir über WhatsApp Kontakt. So lassen wir uns gegenseitig am Alltag teilhaben. Unsere Oma findet diese Möglichkeiten super. Seit kurzem ist sie sogar auf TikTok unterwegs.“

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