Beim Wahlkampftermin von Donald Trump in der Kleinstadt Butler hüpfte Elon Musk über die Bühne, ließ sich von der Menge feiern und brüllte anschließend ins Mikro, alle sollten wählen gehen und Trump ihre Stimme geben. Der bizarre Auftritt beseitigte die letzten Zweifel: Der reichste Mann der Welt unterstützt nach Kräften den 78-jährigen Republikaner bei seinen Comeback-Plänen und will auf der ganz großen Bühne mitmischen.
Musk hat inzwischen dutzende Millionen Dollar in den Wahlkampf des Ex-Präsidenten gepumpt und ist von diesem auserkoren, in einer künftigen Trump-Regierung mit eisernem Besen zu kehren. Sein Auftrag: mit der Bürokratie aufräumen und scharenweise öffentlich Bedienstete feuern. Auslöser für Musks Bündnis mit Trump war das fehlgeschlagene Attentat auf den Ex-Präsidenten am 13. Juli; wenige Stunden nach den Schüssen bekundete er seine Unterstützung für den Republikaner.
Persönliche und geschäftliche Gründe
Für die Positionierung des Hightech-Milliardärs im Rechtsaußen-Lager werden persönliche wie geschäftliche Gründen genannt. Musk wuchs in Südafrika während des Apartheid-Regimes auf, geprägt von der Angst vor einer Machtübernahme der Schwarzen; dass er in Migranten eine Gefahr für die US-Demokratie sieht, mag mit dieser Erfahrung zu tun haben. Dass sein Sohn Justine Wilson seinen Geschlechtseintrag auf weiblich und seinen Namens in Vivian ändern ließ, mag ebenfalls eine Rolle spielen: Der Unternehmer wütete danach, ein „wokes Gesinnungsvirus“ habe seinen Sohn umgebracht.
Aber indem er den Immobilienmilliardär unterstützt, verfolgt Musk auch handfeste Geschäftsinteressen. Seine Unternehmen SpaceX und Tesla sind in hochregulierten Branchen tätig und geraten regelmäßig mit den US-Behörden aneinander. Der Tech-Analyst Rob Enderle warnt, sollte Trump die Wahl gewinnen, dann könnte Musk künftig quasi „dafür zuständig sein, sich selbst zu beaufsichtigen - was ihm potenziell die Macht gibt, alles zu tun, was er will“. Umgekehrt sorgte sich Musk in einem Gespräch mit dem erzkonservativen Aktivisten Tucker Carlson vor kurzem um seine Zukunft, sollte Trump bei der Wahl am 5. November unterliegen: „Wenn er verliert, bin ich am Arsch“, sagte der Unternehmer.
X als Lautsprecher für Trump-Kampagne
Seinen Onlinedienst X, wo er fast 200 Millionen Follower hat, nutzt Musk als Lautsprecher für die Trump-Kampagne. Seit er vor zwei Jahren die Herrschaft über Twitter übernahm, werden Inhalte auf der heute X genannten Plattform kaum noch moderiert oder gesperrt, von Trump unterstützte Verdrehungen oder Lügen können über diesen Kanal das Netz fluten. „Musk trägt dazu bei, rassistische Verschwörungstheorien zu verbreiten und dabei vor allem weiße Männer anzusprechen“, sagt Sophie Bjork-James von der Vanderbilt University.
Dabei setzt der Multimilliardär statt auf Argumente schlicht auch auf Geld. Über seine Lobbygruppe zur Unterstützung Trumps, America PAC (Political Action Committee), bot Musk vor kurzem jedem seiner Landsleute 47 Dollar an: Die gab es dafür, in einem der umkämpften Swing States eine Petition für Meinungsfreiheit und das Recht zum Tragen einer Waffen zu unterschreiben. „Leicht verdientes Geld“, sagte Musk dazu.
„Musks Einfluss besteht aus Geld, seinem Super-PAC und X. Er scheut sich nicht, alle drei zur Unterstützung Trumps zu nutzen – und dabei Falschdarstellungen und Unwahrheiten zu verbreiten, die Trump helfen“, sagt der Politikwissenschaftler Larry Sabato von der Universität Virginia.
Mark Hass von der Arizona State University verweist darauf, dass der Einstieg von Musk in den US-Wahlkampf eine neue Dimension hat, welche die USA so bisher nicht kannten: Ein Hightech-Unternehmer mit unermesslichem Reichtum, großem medialen Einfluss und autoritären Tendenzen sei auf den Plan getreten, um „König der Welt“ zu werden.
Was der 53-Jährige bis zum 5. November unternehme, könne erhebliche Folgen haben, sagt Hass: sowohl für den Ausgang der Präsidentschaftswahl als auch für die künftige politische Landschaft in den USA.
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