Laut Wifo-Experte

Langer Winter: Für Menschen schlecht, für das BIP aber gut

Wirtschaft
26.03.2013 15:05
Schnee und Kälte Ende März schlagen so manchem Österreicher aufs Gemüt. Aus ökonomischer Sicht sei ein langer Winter aber nicht das Schlechteste, besonders in Kombination mit frühen Ostern, erläutert Wifo-Experte Marcus Scheiblecker. "Dieses Schneewetter ist gut fürs BIP, aber wir leiden darunter."

Der Winter bzw. das Wetter beschäftigt nicht nur Meteorologen, sondern auch Wirtschaftsforscher. Bei der Berechnung des Wirtschaftswachstums spielen nämlich - neben der Trend- und der schwankenden Konjunkturkomponente - auch Wetter- und Saisoneffekte eine Rolle. Wobei das Wetter nur dann eingerechnet wird, wenn es extrem ist. Das sei heuer durchaus der Fall.

Weiße Ostern: Ansturm ausländischer Gäste erwartet
Für das Bruttoinlandsprodukt "fast noch wichtiger" sei aber der Ostertermin. Heuer fällt das wichtigste Fest der Katholiken zur Gänze ins erste Quartal und wird wahrscheinlich weiß. Das sei gut für die Wirtschaft, weil dann mehr Gäste aus dem Ausland zum Skifahren nach Österreich kommen. Davon profitieren neben der Tourismusbranche auch der Handel, Sportartikelhersteller und andere nachgelagerte Wirtschaftszweige wie Skischulen.

Es mache sehr wohl einen Unterschied, ob Ostern ins erste oder zweite Quartal fällt. Im Falle früher (und schneereicher) Ostern kommen Touristen aus dem Ausland, die sonst gar nicht kommen würden. Und fällt Ostern umgekehrt in den April, "fahren auch die Österreicher nicht mehr Ski, sondern nach Italien", so der Ökonom.

Höheres BIP bedeutet nicht immer höheres Wohlbefinden
Wobei Scheiblecker betont, dass ein höheres BIP nicht unbedingt einem höheren Wohlbefinden gleichkommt. In manchen Fällen bedeutet mehr Konsum sogar mehr Tristesse, nämlich dann, wenn man Zusatzausgaben hat, auf die man liebend gern verzichten würde. "Wenn es kälter ist, habe ich einen höheren Stromkonsum, bin aber vielleicht unglücklicher als im Vorjahr."

Für die Baubranche ist der lange Winter "katastrophal"
Wenig bis gar nichts Positives kann die extrem witterungsabhängige Bauwirtschaft dem verschneiten März abgewinnen. "Seit Jahren hatten wir keinen so harten und langen Winter - und zwar in allen Teilen des Landes", konstatiert Bau-Bundesinnungsmeister Hans-Werner Frömmel. Das sei schlicht und einfach "katastrophal".

Der Umsatz und die Leistung, die im März verloren gingen, seien nicht mehr aufzuholen. "Die Kapazitäten, die man hat, stehen ja. Die können nicht im April oder Mai doppelt arbeiten", beschreibt Frömmel eingeschränkten Möglichkeiten in seiner Branche.

Gefrorener Boden: Tiefbau besonders betroffen
Besonders zu schaffen macht der Baubranche heuer, dass der Winter in ganz Österreich noch andauert. Üblicherweise können zumindest im Süden und Osten des Landes ab Mitte bzw. Ende Februar bestimmte Arbeiten durchgeführt werden. Dieses Jahr ist das nicht so.

Besonders betroffen ist der Tiefbau. Wenn der Boden gefroren ist, seien Arbeiten an Wasserleitungen oder Kabeln einfach nicht möglich, "vom Straßenbau gar nicht zu reden", so Frömmel. Im Hochbau müssen Baustellen bei Temperaturen von minus vier bis minus acht Grad zwar nicht stillstehen, aber die Leistung der Bauarbeiter sei vermindert.

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