Keine Schublade passt

Musterprojekt strauchelt – runder Tisch ist nötig

Niederösterreich
16.10.2024 06:00

Eibetex ist die „eierlegende Wollmilchsau“ der Arbeitsprojekte. Das AMS kürzte massiv, ein Berater soll das soziale Juwel – sowie weitere Projekte in ganz Niederösterreich, die aufgrund der Einsparungen stark ins Strudeln geraten – nun umstellen. Das scheint keinen zu interessieren – zumindest bis jetzt.

Sie haben sich ausgesperrt? Können ihren Garten nicht mehr pflegen, nicht mehr selbst bügeln? Oder können sich vernünftige Kleidung nicht mehr leisten? Dort, wo es im gesamten Bezirk keinen einzigen Schlosser mehr gibt, gibt es das Arbeitsprojekt Eibetex schon seit mehr als 30 Jahren.

Ökologisch und nachhaltig
Und dort, in Waidhofen an der Thaya, übernimmt man auch nachhaltige Öko-Aufgaben, etwa mit der Änderungsschneiderei oder indem man ein ganzes Schulzentrum „aufmöbelt“, wie ÖVP-Stadtrat Johann Böhm aus Groß Siegharts berichtet: „80 Prozent der alten Möbel wurden in Schuss gebracht. Das sind Stücke, die man heute in dieser Qualität gar nicht mehr kriegt und die nun wieder Jahrzehntelang halten!“

Das vielseitige Arbeitsprojekt ist in der Region die „eierlegende Wollmilchsau“. Nun hat das AMS jedoch die Mittel stark gekürzt. Um das Überleben zu sichern, stellt es einen Betriebsberater bei. Beim Tag der offenen Tür präsentierte man nun eine verkleinerte Variante – das Geschäft in der Waidhofner Einkaufsgasse Böhmgasse hat man beispielsweise nun am Hauptstandort von Eibetex beim Bahnhof integriert.

Ein Dirndl um weniger als 50 Euro oder eine Lederjacke um 15 Euro? Diese Schnäppchen, präsentiert von Manuela Seiberl und Christina Hoffmann, gibt es im Second-hand-Shop, der von der Einkaufsgasse jetzt zum Hauptstandort am Bahnhof umziehen musste. (Bild: Imre Antal)
Ein Dirndl um weniger als 50 Euro oder eine Lederjacke um 15 Euro? Diese Schnäppchen, präsentiert von Manuela Seiberl und Christina Hoffmann, gibt es im Second-hand-Shop, der von der Einkaufsgasse jetzt zum Hauptstandort am Bahnhof umziehen musste.
Auf nachhaltige Holzarbeit sind Johann Böhm und Gewerkschafter Andreas Hitz bei Karl Gratzl stolz. (Bild: Imre Antal)
Auf nachhaltige Holzarbeit sind Johann Böhm und Gewerkschafter Andreas Hitz bei Karl Gratzl stolz.
Auch nachhaltig ist die Upcycling-Werkstatt mit Irene Pichl, Manuela Stangl und Doris Lehner. (Bild: Imre Antal)
Auch nachhaltig ist die Upcycling-Werkstatt mit Irene Pichl, Manuela Stangl und Doris Lehner.

Innovatives Konzept passt in keine Schublade
Mit weiteren sechs Sozialbetrieben, die beim AMS ebenfalls unter den Rotstift gerieten, möchte man nun das EU-Konzept des „Reallabors“ umsetzen. „Damit kann man in einem sicheren Rahmen ausprobieren, in welche Richtungen die Betriebe gehen können“, sagt Karl Immervoll. Der katholische Betriebsseelsorger wirkte beim Aufbau von mehr als zehn Arbeits- und Sozialprojekten federführend mit.

Zitat Icon

Das von der EU entwickelte Konzept des Reallabors soll den Sozialprojekten eine neue Struktur geben. Weder AMS noch vier Landesräte hat das bisher interessiert.

(Bild: Antal Imre/Imre Antal)

Karl Immervoll, Experte beim Aufbau neuer Arbeits- und Sozialprojekte

Keine eindeutige Zuständigkeit
Das Reallabor dürfte aber ebenso, wie das vielseitige Eibetex nicht in eine Schublade passen: Obwohl man bei den Landesräten Christiane Teschl-Hofmeister, Susanne Rosenkranz, Stephan Pernkopf und Ulrike Königsberger-Ludwig anklopft hatte, fühlte sich niemand zuständig. Auf Anfrage will man die Situation nun entwirren. Aber die Zeit drängt.

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