Schule petzte
Zeichnung von Tochter bringt Russen in Folterzelle
Für die Anti-Kriegs-Zeichnung der 14-jährigen Maria, die im Rahmen ihres Schulunterrichts entstanden ist, musste ihr Vater büßen: Über ein Jahr brachte er unter qualvollen Bedingungen in einem russischen Gefängnis zu.
Da die damals 13 Jahre alte Tochter Kritik an der russischen Offensive in der Ukraine übte, geriet ihr Vater Alexej Moskaljow ins Visier der Behörden – die kurzen Prozess machten. Nach seiner Ankunft im Straflager sei er in eine Zelle gesteckt worden, berichtete Moskaljow in einem von der Menschenrechtsorganisation OWD-Info ausgestrahlten Video über seine fürchterlichen Haftbedingungen.
Dort habe er zwei Monate verbracht. Die winzige Zelle, die er nach eigenen Angaben mit einem anderen Insassen teilte, beschrieb er als „eine richtige Folterzelle“. „Der Boden war verrottet, überall waren Ratten.“
Auch habe er unter „entsetzlicher“ Kälte gelitten. Unter anderem habe er 16 Stunden auf den Beinen bleiben müssen, „weil die Betten morgens wieder an der Wand befestigt wurden, damit man sich nicht hinlegen konnte“. „Es war unmöglich, sich auf die kleine Metallbank zu setzen, die eiskalt war“, schilderte er.
Tochter wohnt nun wieder bei Vater
Nach dieser Horror-Zeit ist Alexej Moskaljow nun wieder ein freier Mann, berichtet sein Anwalt Wladimir Biljenko am Dienstag. „Er fühlt sich mehr oder weniger gut, er konnte endlich seine Tochter wiedersehen.“ OWD-Info veröffentlichte ein Video, das zeigt, wie Moskaljow zusammen mit seiner 14-jährigen Tochter Maria ein Straflager in der Region Tula südlich von Moskau verlässt:
Nach Angaben seines Anwalts kehren der 56-Jährige und seine Tochter nun nach Jefremow zurück, wo sie wieder zusammenwohnen werden.
Weltweite Bestürzung
Der Fall des alleinerziehenden Vaters hatte international für Schlagzeilen gesorgt. Nachdem das damals 13-jährige Mädchen in der Schule eine Zeichnung angefertigt hatte, in der eine Frau und ein Kind neben einer ukrainischen Flagge von Raketen bedroht werden, schaltete die Schulleiterin die Behörden ein. Ermittler stießen dann im Internet auf kritische Kommentare des Vaters zur russischen Offensive in der Ukraine.
Das Mädchen kam daraufhin in ein Heim und wurde später bei ihrer Mutter untergebracht, zu der sie zuvor jahrelang keinen Kontakt gehabt hatte. Moskaljow wurde im März 2023 wegen „Verunglimpfung“ der russischen Armee zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Flucht nach Belarus
Noch vor der Urteilsverkündung floh er nach Belarus, wurde jedoch zwei Tage später gefasst und nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation nach Russland ausgeliefert. In einem Berufungsverfahren wurde Moskaljows Strafe schließlich reduziert. Insgesamt verbrachte er ein Jahr und sieben Monate im Gefängnis.
Nach Angaben von OWD-Info wurden seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 in Russland mehr als tausend Menschen wegen Kritik an dem Militäreinsatz strafrechtlich verfolgt.
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